Tanzen im Alter Senioren-Disco in Düsseldorf: Raus aus der Komfort-Zone

Düsseldorf · Die Hamburger DJane Mitra Kassai ist spezialisiert auf älteres Publikum. Die Premiere der Veranstaltung fand jetzt in der Alten Kämmerei statt.

Erst gab es eine Ratespiel mit Musiktiteln, dann wurde getanzt.

Foto: Andrea Schmitz

Während sich draußen auf dem Marktplatz die Schützen für den großen Umzug versammeln, geht in der „Alten Kämmerei“ die erste Düsseldorfer „Senioren-Disco“ an den Start.

DJane Mitra Kassai ist extra aus Hamburg angereist. Dort veranstaltet die Kultur- und Eventmanagerin seit eineinhalb Jahren mit ihrer Agentur „Oll Inklusiv“ einmal im Monat Senioren-Disco-Nachmittage in den Clubs auf der Reeperbahn. „Die stehen tagsüber doch sowieso leer, warum sie dann nicht einfach mal auf diese Weise nutzen“, ist Mitra Kassai ganz pragmatisch.

Bei den Veranstalterinnen Simone Brüggemann und Ute Kördel rennt die engagierte Hamburgerin offene Türen ein. Brüggemann ist Mitherausgeberin des Online-Magazins „59plus.de“ „Wir möchten die Generation der Best Ager aus ihrer Komfort-Zone holen. Die sind oft sehr viel aktiver, als wir denken, und wollen auch noch was erleben“, stellt die Düsseldorferin klar.

Natürlich weiß auch sie, dass sich ältere Herrschaften vor allem noch klassisch über Tageszeitungen und Anzeigenblätter informieren. Aber sie stellt auch einen Wandel fest: „Die Generation 59plus ist durchaus auch in den sozialen Netzwerken aktiv. Das würden wir gern noch mehr fördern“ und das kann sich Simone Brüggemann auch mit Events wie der „Senioren-Disco“ vorstellen. Schließlich initiiert „59plus.de“ auch jedes Jahr am 1. Oktober den „Senioren Flashmob“, bei dem fleißig getanzt wird.

Apropos Tanzen. DJane Mitra hat sich zum Aufwärmen ein Musik-Bingo ausgedacht. Dafür spielt sie Hits der 50er bis 80er Jahre an, die erraten werden müssen. Von Abba, über die BeeGees bis hin zu Trio mit ihrem Neue Deutsche Welle-Hit „DaDaDa“ ist alles dabei. Damit ist dann auch das Repertoire für den Nachmittag definiert.

„Wir wollen keinen klassischen Tanztee veranstalten“, stellt Simone Brüggemann klar. Obwohl es in der Alten Kämmerei auch Kaffee und Kuchen gibt. „Deshalb gibt es auch nicht die typischen deutschen Schlager, sondern die Hits, die alle aus ihrer Jugend kennen.“ Da seien eben auch viele englischsprachige Titel dabei, wie von den Beatles beispielsweise. Gerade spielt Mitra deren „Help“ an und eine Teilnehmerin ruft „Bingo!“. Die Stimmung nimmt merklich Fahrt auf.

Ingrid Dirks ist mit ihren Mädels aus der Tanzschule gekommen. „Wir sind überall dabei, wo getanzt wird“, strahlt die Düsseldorferin. Sie hat sich extra für die Disco schick gemacht. Ein wenig Glitzer und eine kecke Mütze. Voller Energie kann sie es kaum erwarten, endlich loszutanzen.

Auf die Frage, was sie denn von der ersten Senioren-Disco erwarte, antwortet Rosy Breidbach trocken: „Bewegungstherapie“. Das meint sie nicht ernst, oder? „Doch, na klar“, nickt sie, „Tanz ist doch Bewegung, etwas Besseres gibt es in unserem Alter kaum, um sich richtig fit zu halten“.

Simone Brüggemann ist zufrieden mit dem Zuspruch. Vor allem Frauen sind an diesem Nachmittag gekommen. „Bei den Herren müssen wir wohl noch etwas Überzeugungsarbeit leisten“, schmunzelt sie.

Disco soll am besten eine
feste Instanz werden

Wenn es nach ihr geht, soll sich die Senioren-Disco, wie in Hamburg, als regelmäßiges Event in Düsseldorf etablieren. „Was die Nordlichter können, schaffen wir Rheinländer doch schon längst“, ist Brüggemann von dem Konzept überzeugt.

Das allerdings steht und fällt auch mit Sponsoren, denn: „Wir möchten das Angebot kostenfrei lassen, um niemanden auszuschließen“, stellt die Veranstalterin klar. Aber trotzdem muss die „Senioren-Disco“ finanziert werden. Für dieses Mal sprang die Agentur „0049-Events“ ein, die ihre Räume in der „Alten Kämmerei“ dafür zur Verfügung stellte. „Wir freuen uns über jede Unterstützung, übrigens auch für andere Events, die wir planen“, appelliert Simone Brüggemann.

Mit Ingrid Dirks und ihren Mädels aus der Tanzschule hat sie auf jeden Fall schon „Stammgästinnen“, die auch bei der nächsten „Senioren-Disco“ mit am Start sein wollen. „Dann werden es auch sicher noch mehr sein, die kommen“, ist Ingrid Dirks überzeugt. Denn versehentlich sei in verschiedenen Zeitungen ein falsches Datum für die Veranstaltung abgedruckt worden. „Da stand der 15. Juli“, ärgert sich die rüstige Rentnerin, weil „es so wenig Gelegenheit gibt zum Tanz und um Spaß zu haben.“