Düsseldorf Hunderte Aleviten und Gäste begehen das Fastenbrechen

Die Düsseldorfer Gemeinde lud am Wochenende in ihr neues Haus in Eller — und zeigte und erklärte ihre Traditionen.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Schnell muss es gehen am Höhepunkt des Fastenbrechens an diesem Samstag. Hunderte Aleviten und Gäste sollen möglichst zeitgleich ihr Essen vor sich haben für das gemeinsame Trauergebet, das dem Mahl vorangeht. An langen Tischreihen sitzen sie in ihrem neuen Gemeindehaus in Eller zusammen, um ein wichtiges Ritual ihres Glaubens zu leben.

Sie befinden sich mitten in einer zwölftägigen Fastenzeit: Tagsüber steht die Enthaltsamkeit im Vordergrund, abends das Gedenken an die Opfer der Glaubensgemeinschaft und das Fastenbrechen. Sie wollen dabei gezielt nicht unter sich bleiben, sondern laden Gäste anderer Glaubensrichtungen dazu ein, erklärt Cevahir Sari, Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde in Düsseldorf. In diesem Jahr war erstmals mehr Platz für eine größere Veranstaltung in den neuen Räumen. Und so sind auch Studenten, Familien, Ehepaare, Freunde, Vertreter aus anderen alevitischen Gemeinden und Politiker gekommen. Für sie ist der Ablauf teils neu, so für Besucherin Turunc Koroglu aus Moers. Yilmaz Kahraman, der Bildungsbeauftragte der Alevitischen Gemeinde Deutschland, liefert in einem Vortrag über die Vergangenheit der Gläubigen eine Erklärung. „Unsere Vorfahren in Anatolien haben über Jahrhunderte zurückgezogen und isoliert gelebt. So sind überall andere Rituale entstanden.“

Die Geschichte mit ihrer Symbolik verbinde sie jedoch: So wird in den zwölf Tagen Fastenzeit der Imame gedacht, die für ihren Glauben viel Leid ertragen und sterben mussten. „Wie das aussieht, ist jedem persönlich überlassen. Es ist nicht verpflichtend, auf Nahrung zu verzichten“, sagt Kahraman. Wichtig sei es in dieser Zeit, Konflikte mit Mitmenschen zu vermeiden und auch der Natur keinen Schaden zuzufügen.

Auch das Fastenbrechen orientiert sich an diesen Vorgaben, die Aleviten ernähren sich nach Möglichkeit vegetarisch. An den Tischen servieren junge Gemeindemitglieder Schüsseln mit Reissuppe und Salat sowie Teller mit Bohnen, Kartoffeln, Gemüse und Gebäck. Vor Beginn des Mahls spricht ein Vorbeter zeremonielle Worte zu den zwölf Imamen, während die Gläubigen aufstehen und mit gesenktem Kopf, eine Hand auf der Brust, schweigend lauschen. „Mir ist wichtig, dass diese Kultur gelebt und erhalten bleibt“, sagt Halil Koroglu. Eine Herausforderung ist, die Jugend mitzunehmen.“ Kahraman glaubt, dass das gelingen wird. „Vor einigen Jahren kannte uns noch niemand. Heute können wir selbstbewusst zu unseren Wurzeln stehen.“