Kultur ist mehr als nur eine Chefsache
Wie leicht hatte es Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, als er vor zwei Jahren 1800 Kunstwerke von Wolfgang Hanck für das museum kunst palast entgegennahm. Den Sammler kannte Lohe von Kindesbeinen an, er war sein Religionslehrer in Neuss.
Außerdem erklärte der Schenker beim Festakt seine Schätze selbst.
Jede Wohltat ist das Ergebnis geistiger Verwandtschaften zwischen Sammlern und Museumsleuten. Beim Glassammler Helmut Hentrich und dem Glasfachmann Helmut Ricke war dies so, sie handelten Hand in Hand. Der inzwischen verstorbene Wieland Koenig vom Stadtmuseum stellte die so genannte entartete Kunst aus und ließ sie sich von den einstigen Opfern oder Erben schenken. An die Akademie-Galerie wurden in nur zwei Jahren Werke von mehreren Millionen Euro Versicherungswert überreicht, weil der Standort am Burgplatz bei Professoren als Ruhmeshalle gilt. Thomas Ruff etwa trennte sich von seiner millionenschweren Porträt-Serie.
Doch diese gewachsenen Strukturen zwischen Gebern und Nehmern sind nicht mehr selbstverständlich. Bei Willi Kemp hatten sich schon vor zehn Jahren der inzwischen pensionierte Abteilungsleiter der Moderne, Stephan von Wiese, und der damalige Kulturdezernent Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff engagiert. Jetzt gab Willi Kemp sein "Ja" für Düsseldorf.
Derlei enge Bindungen sind heute selten, seitdem der Umgang mit Mäzenen zur Chefsache erklärt wird. Die Spitzen von Politik und Verwaltung, Oberbürgermeister Dirk Elbers und seine Dezernenten sowie Bürgermeister Friedrich Conzen wissen in der Regel nichts von den Sammlungen. Bei Gaby und Wilhelm Schürmann begnügten sie sich mit Diskussionen über Immobilien und schalteten Gutachter ein, ohne selbst neugierig auf die Schätze zu sein. Axel Haubrok war allgegenwärtig in Düsseldorf, aber wer hätte mit ihm ernsthaft über die Avantgarde sprechen können?