Polizei zerschlägt Bande von Profi-Autoknackern
Vier Wochen lang haben 15 Polizisten den Unterschlupf der Litauer observiert. Jetzt nahmen sie vier Täter fest.
Düsseldorf. Fast vier Wochen lang haben Ermittler vor dem Abbruchhaus in Essen-Katernberg auf der Lauer gelegen. Wenn die Verdächtigen in der Nacht ihren Unterschlupf verließen, hefteten sie sich an deren Fersen - doch die Männer waren geübt im "Schütteln": Sie gingen so lang im Kreis, bogen plötzlich ab, bis die Ermittler die Verfolgung abbrachen, damit die Observation nicht aufflog. Am Mittwoch endlich gelang dann der Zugriff: Vier mutmaßliche Mitglieder einer professionellen Autoknacker-Bande wurden beim Abtransport hochwertiger Navis festgenommen.
Der Diebstahl aus Autos hatte 2006 mit 11 141 Fällen einen Höhepunkt, ging nach Einrichtung der "Ermittlungskommission Kfz", die jetzt ein eigenständiges Kfz-Kommissariat ist, auf zuletzt 6684 Taten 2009 zurück. Doch in den vergangenen Wochen beobachteten Kommissariatsleiter Jürgen Franke und seine Kollegen einen auffälligen Anstieg der Diebstähle teurer Navis im Düsseldorfer Norden und im Linksrheinischen.
Auf die Spur der Profi-Bande brachte die Ermittler eine Festnahme am 29. Juni: Ein Zeuge hatte vier Männer beobachtet, die sich in Lichtenbroich an Autos zu schaffen machten. Ein 18-Jähriger konnte vor Ort festgenommen werden. Da er aber beharrlich schwieg und ihm nichts nachzuweisen war, wurde er freigelassen. Aber: Polizisten folgten ihm bis zu dem Essener Abrisshaus.
Spezialisten überwachten das Haus seither 24 Stunden am Tag, sahen, wie bis zu 20Männer ein- und ausgingen. Aber die Bande konnte die Polizisten immer wieder abschütteln. "Das war für uns sehr frustrierend", sagt Jürgen Franke. Allein im Norden von Düsseldorf begingen sie seit Anfang Juli mindestens 15Taten mit einem Schaden von fast 40 000 Euro.
Nach den nächtlichen Beutezügen vergruben die Männer die Navis offenbar irgendwo. Zu dem Unterschlupf nahmen sie diese nicht mit. Vor zwei Wochen konnten zwei Täter direkt nach einem Navi-Diebstahl gestellt werden. Bei ihnen fand sich aber nur ein Gerät. Als am Mittwoch Bewegung im Haus entstand, offenbar ein Abtransport der heißen Ware vorbereitet wurde, entschloss sich die Polizei zum Zugriff. Vier Männer wurden festgenommen, 15 Navis fanden die Polizisten bei ihnen. Thomas L. (19), Gediminas K. (20), Simonas L.(21) und Linas P. (25) stammen allesamt aus Panevezys in Litauen. "In diesen Ländern gibt es zum Teil regelrechte Trainingslager für Autoknacker", berichtet Jürgen Franke.
Ob die Täter in ihrer Heimat von Hintermännern angeworben wurden, ist unklar. Fest steht, dass sie das Geld für die Navis nicht selbst behielten. In dem Abbruchhaus fanden sich kaum ein paar Euro. Die Männer hausten zwischen Müll auf dreckigen Matratzen, mit Trinkwasser versorgten sie sich durch einen Schlauch aus benachbarten Kleingärten. Franke: "Wir erhoffen von den Verhören weitere Erkenntnisse." Auch über die Zahl der Taten: Nach Frankes Erfahrung könnten weit über 100 Taten auf das Konto der Bande gehen.