Fiktive Datingshow im Düsseldorfer Schauspielhaus Heidrun auf der Suche nach dem Herzblatt

Düsseldorf · Mit der Liebe ist es manchmal kompliziert. In einer fiktiven Datingshow unter Moderation von Thiemo Hackel soll ein Single nun endlich den Partner finden. Das Publikum unterstützt tatkräftig.

Thiemo Hackel ist Theaterpädagoge am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Foto: Melanie Zanin

Dating ist ein Erlebnis. Das kann sicherlich mancher unterschreiben. Es ist wie eine große Wundertüte, man weiß nicht, was einen erwartet. Wenn einem beim Online-Dating nicht gefällt, was man sieht, hört oder liest, ist es ganz einfach, man wechselt zum Nächsten. Doch beim guten alten Face-to-Face- Date ist es gar nicht so einfach, der Situation zu entfliehen. Plötzlich sitzt man einem wildfremden Menschen gegenüber und sucht verzweifelt nach passenden Fragen, damit bloß keine unangenehme Stille entsteht.

Auch Heidrun, gespielt von Hanna Werth, die schüchtern wie ein Mauerblümchen die Bühne betritt, will sich nach zwei gescheiterten Ehen wieder ins Datingleben stürzen, um endlich ihr Herzblatt zu finden. Denn sie ist der Meinung: „Aller guten Dinge sind drei.“ Bei der fiktiven Datingshow „Liebe liegt in der Luft“ im Unterhaus des Düsseldorfer Schauspielhauses macht sie sich auf die Suche nach ihrem „Perfect Match“. Der Moderator der Show, gespielt von Thiemo Hackel, überreicht ihr eine Liste mit Kennenlernfragen aus dem Fernsehklassiker „Herzblatt“, einer Flirtshow, die im Oktober 1987 TV-Premiere feierte.

Wie im Originalformat hat auch Singlelady Heidrun, deren Gesicht von einer großen braunen Hornbrille gerahmt wird und deren Kopf eine Dauerwelle ziert, die Möglichkeit, drei Kandidaten zu daten, die sich hinter einer schimmernden Paillettenwand verstecken. Zur Auswahl hat sie den extrovertierten „Bebe“, der von einem Partner mit viel Geld träumt, die 45-jährige Blum und Kandidatin drei, die gerne anonym bleiben möchte.

Heidrun stellt nervös die erste Herzblatt-Frage. „Ich bin oft im Kaufrausch und gebe leider viel zu viel Geld aus, umso mehr bewundere ich Leute, die mit wenig Geld auskommen. Wie schaffst du es, mit zehn Mark, inflationsbereinigt zehn Euro und zwölf Cent, einen tollen Abend anzurichten“, liest sie vor. Gelächter aus dem Publikum. Während die anonyme Kandidatin drei ein Date mit Käse, Knäckebrot und einer rot-weiß-karierten Tischdecke ausrichten und den Rest des Geldes für sich behalten würde, antwortet Blum mit einem eigens improvisierten Gesicht: „Ein paar Flaschen Wein und Kerzen am Rhein – und ich bin dein“, gibt sie, untermalt von Jubelrufen des Publikums, zum Besten.

Per QR-Code bestimmt das Publikum die Liebeslieder

Welches Lied beschreibt dich am besten, sing es vor. An welche Frucht erinnert dich Kandidatin eins? Stell dir vor, ich bin ein Land, warum sollte ich gerade dich bereisen? So lauten weitere Fragen von Heidrun an ihre Anwärter. Mancher Zuschauer lacht herzhaft beim Verfolgen des Improvisationsspektakel auf der Bühne. Manch anderer wirkt, als wisse er nicht genau, was er von allem halten soll. Die Anwärter, gespielt von Ensemblemitgliedern, und Theaterpädagoge Thiemo Hackel, der den Moderator mimt, geben alles, um das Publikum zu unterhalten.

Heidrun, auf einem Geländer am Rande des Publikums stehend, lässt bei ihren Gesangseinlagen zum Titanic-Klassiker „My Heart Will Go On“ und dem Backstreet Boys-Hit „I Want It That Way“ ihren Emotionen freien Lauf. Mal gefühlvoll, mal schreiend singt sie um ihr Leben, ganz zur Belustigung der Zuschauer.

Und die kommen bei der Dating-Show nicht zu kurz. Denn Mitmachen ist gefragt. Sie bestimmen per QR-Code die Liebeslieder. Auch werden sie gebeten, ihre peinlichsten Anmachsprüche zum Besten zu geben. Und mitsingen müssen sie auch. Sowohl das Publikum wie auch die Schauspieler selbst wirken ausgelassen. Als seien sie auf einer Party unter Freunden, die schon einige Stunden im Gange ist. Alle Hemmungen sind gefallen, alle liegen sich in den Armen, und es ist nichts mehr peinlich.

Und mit der Liebe klappt es plötzlich auch, Heidrun hat ihr „Perfect Match“ gefunden. Doch nicht etwa in einem der drei Kandidaten, sondern ganz wo anders, in dem „Moderamor“, wie Hackel sich selbst betitelt, und fällt regelrecht über ihn her.