Eine Liebeserklärung an den Ruhrpott
Frank Goosen präsentiert im ausverkauften Zakk sein neues Buch „Radio Heimat“.
Düsseldorf. Schön ist es da, wo Frank Goosen herkommt, nicht. Er ist der erste, der das bereitwillig zugibt. Aufgewachsen ist er tief im Kohlenpott in Bochum, "in einer Straße, wo der Bücherbus mit verhängten Scheiben durchgerauscht ist".
Aber wie bei einem Kind, das gerade den abgewetzten, einäugigen Teddy am meisten liebt, gehört Goosens Herz ganz dem Ruhrgebiet. Und das liegt vor allem an dessen Bewohnern, einem Menschenschlag, dem Goosen mit seinem neuen Werk "Radio Heimat - Geschichten von zuhause" ein Denkmal gesetzt hat.
Im ausverkauften Zakk sprudeln die Geschichten über diese Laubenpieper, Malocher, Omas im geblümten Kittel und "Laberfürsten" nur so aus ihm heraus, so dass der Abend nur bedingt den Titel "Lesung" verdient.
Das meiste erzählt Goosen frei weg, wie in der Kneipe lehnt er am Stehtisch, nimmt ab und zu einen Schluck aus seiner Tasse und kommt beim Reden von "Hölzken auf Stöcksken". Er erzählt von seiner Kindheit zwischen "lauter alten Leuten", von den Warmbadetagen im Bochumer Stadtbad, wo die Kriegsveteranen ihre Prothesen auf der Wärmebank ablegen, von den Abenden in der Stammkneipe und von den Saufgelagen im "Salon des kleinen Mannes", dem Partykeller.
Es ist nicht nur eine Liebeserklärung an eine Gegend, es ist auch eine an die 70er und 80er Jahre. "Eine Zeit, in der wir nur drei Programme hatten und ein rund gesoffener Deckel einen nicht gleich in die Nähe des Alkoholismus rückte, sondern einem den Ehrentitel ,Kreismeister’ eintrug."
Die Jahre des Strukturwandels haben Goosen geprägt, und Sätze der alten Helden der Arbeit wie "Kär, watt ham wir früher malocht", hat er sich sogar auf sein T-Shirt drucken lassen. Etliche Zwischenrufe zeigen, dass im Publikum viele sitzen, die wohl nicht weit weg von Bochum aufgewachsen sind.
Es werden Tränen gelacht, und einer Dame, die fast unter den Stuhl rutscht, muss Goosen sogar eine Wiederbelebung anbieten. Dabei ist der 43-Jährige sympathisch und bescheiden: "Datt Beste fällt einem ja nicht ein, datt fällt einem bloß auf."