Freien Künstlern fehlen Proberäume
Die Tanz- und Theatermacher formieren sich. Sie fordern langfristige Förderung und mehr Raum für Projekte.
Düsseldorf. Berlin, ein Vorbild. Das hört man dieser Tage nicht oft. Für die Freie Theaterszene in Düsseldorf sind die Hauptstädter genau das. „Dort werden die Theatermacher als politischer Faktor ernst genommen“, sagt Alexandra Schmidt (40).
Sie ist Mitglied der vierköpfigen Sprechergruppe der Freien Szene, einem Zusammenschluss aller freien Tanz- und Theatermacher Düsseldorfs.
Rund 100 Künstler haben sich im vergangenen Jahr zusammengetan, miteinander diskutiert, Missstände benannt und Forderungen an die Stadt und an sich selbst aufgestellt. Natürlich geht es um Geld. Wie in jeder subkulturellen Szene stehen und fallen viele Projekte mit den finanziellen Möglichkeiten.
„Unsere Impulse werden in der Stadt selbstverständlich aufgenommen, gleichzeitig muss die Szene aber um ihre Existenz kämpfen“, sagt Schmidt. Den Beweis dazu liefert die Stadt selbst auf ihrer Homepage, auf der es heißt: „Die Freie Szene ist ein Impulsgeber in der Kunst. Sie ist ein Ort, in dem Ideen für zukünftige Tanz- und Theaterformate erforscht und umgesetzt werden.“
Daher fordert ebendiese Szene eine Verbesserung der Förderstruktur wie in Berlin und Münster. Aktuell müssten sich die Düsseldorfer Künstler von einer Projektförderung (Höhe zwischen 5000 und 10 000 Euro) zur anderen hangeln. Für die eigene Planung seien aber langfristige Konzeptions- und Strukturförderungen, die über drei oder fünf Jahre greifen, notwendig.
„So können wir uns auch inhaltlich und qualitativ weiterentwickeln und müssen nicht immer von der Hand in den Mund leben“, sagt Michael Schmidt, der künstlerische Leiter der Tatraum-Projekte und zudem Szene-Sprecher. Felix Bürkle (37), ebenfalls Mitglied der Sprechergruppe: „Es ist doch Tatsache, dass wir für den Bruchteil der Kosten eines Opernbühnenbildes eine ganze Produktion stemmen könnten.“
Bürkle steht als Choreograf auf internationalen Festivals in der Welt auch für die Stadt Düsseldorf. Er wünscht sich, mehr in dieser Stadt verwurzelt zu sein. Dazu fehlen ihm — wie auch vielen Musikern — Räumlichkeiten zum Proben. Er muss oft in andere Städte ausweichen. „So ist ein kontinuierlicherer Austausch mit dem Publikum unmöglich.“
Auch die Tatraum-Projekte führen teilweise ein „nomadisches Leben“. Die Kompanie, die unabhängig von Veranstaltern wie dem Tanzhaus und dem Forum Freies Theater arbeitet, inszeniert gern an urbanen, im Umbruch begriffenen Orten — zuletzt in einer Bilker Galerie und dem S-Bahnhof Gerresheim.
Der einzig erschwingliche Proberaum ist für Schmidt an der Benzenbergstraße: In dem von der Stadt geförderten Raum können Künstler auf sechs mal zwölf Meter für sechs bis acht Euro am Tag proben. „Im vergangenen Jahr haben wir den Raum nicht bekommen. Da mussten wir uns mit Ausweichmöglichkeiten behelfen.“ Was das bedeutet? „Die ganze Produktion steht in Frage.“
Gehört werden, das ist es, was die Theatermacher wollen. Deshalb stellen sie auch Forderungen an sich selbst: Sie wollen stärker in der Öffentlichkeit auftreten, ihren Auftritt im Internet weiter ausbauen. Vieles steht noch am Anfang.