Picasso-Ausstellung: Wertvoller als jedes Staatspapier

Das Museum Kunstpalast holt 80 Grafiken von Pablo Picasso aus dem Tresor. Eine Schau der Musen und Fabelwesen.

Düsseldorf. Düsseldorf feierte 1963 sein 675-jähriges Stadtjubiläum — dies nahm der Kaufhof zum Anlass, der Stadt ein zauberhaftes Mappenwerk von Picasso zu schenken. Es zeigt die Stierszenen des Spaniers von 1957, eine flott auf Stein gepinselte Folge, in der der Liebhaber des Stierkampfes sein grafisches Können beweist. Jeder Strich sitzt. Picasso soll keine drei Stunden gebraucht haben, um 26 Radierungen aufs Papier zu bringen.

Aus aktuellem Anlass erinnert Gunda Luyken, Leiterin der grafischen Abteilung im Museum Kunstpalast, an dieses fulminante Geschenk. Von neuen Geschenken zum 725-jährigen Bestehen an die Stadt ist allerdings noch nichts bekannt.

80 Grafiken besitzt das Kunstmuseum, das ist die größte Picasso-Sammlung in Düsseldorf. Dass so ein Schatz keine Selbstverständlichkeit mehr ist, bewies die Galerie für Picasso (eine Kooperation der Familie Conzen und der Galerie Beck & Eggeling). Sie ist mittlerweile sang- und klanglos verschwunden, denn Picasso ist mehr Wert als jedes Staatspapier und kaum noch auf dem Markt zu haben.

Normalerweise ruhen die Schätze aus dem Ehrenhof in einem besonders geschützten Grafikschrank, wobei Picasso friedlich neben Rembrandt aufbewahrt wird. „Ich war überrascht, solche Schätze hier zu finden“, sagt die Expertin Luyken, die aus dem Berliner Kupferstichkabinett an den Rhein gewechselt ist. „Es gibt zwar 2000 Grafiken von Picasso, aber unsere Blätter decken alle wichtigen Werke ab“, sagt sie. Sie wurden zwischen 1950 und 1970 gekauft oder dem Museum geschenkt.

Geradezu zart geht der frisch verliebte Picasso 1946 mit seiner Françoise (Kasten) um und umkreist ihr Haar wie einen Heiligenschein. Ein anderes zauberhaftes Blatt zeigt einen Mann mit langem Jesus-Haar, fast wie Dürers Selbstporträt.

Doch Picasso, diesmal ganz respektlos, hat über diesen Druck einen Faun gelegt und die Augen des Fabelwesens verschoben. Nun weiß der Betrachter nicht, welchem Auge er glauben soll. Picasso war oft ein Schalk, wenn er porträtierte. Niemand hat den Schriftsteller Balzac besser wiedergegeben als er. Ein fleischiges Gesicht, mit sich zufrieden, während ihm die Schillerlocken aus der Brust wachsen.

Wer noch nicht viel über den Spanier weiß, kann sich im Ehrenhof schlaumachen. Die Ausstellung zeigt seine Vorlieben: Tiere, Faune, Geliebte und Kinder. Picasso gesellt den Mann stets neben den Stier, während die Frau in seinem Werk mit dem Pferd vorlieb nehmen muss.

Aber im Gegensatz zu einem Macho, der er sicherlich war, kann er auch über sich lachen. So zeigt er sein Alter Ego, wie es als Maler sein Modell flott wie ein Wiesel auf das Papier pinselt. Oder er sitzt wie ein Pascha da, Seite an Seite mit einer Frau, deren Gesäß von kolossaler Größe ist.

Und wenn er schon Cranachs Batseba kopiert, so liebt er die lüsternen Figuren in der Umgebung, etwa die Dienstmagd, deren Brüste aus dem Dekolleté quellen, während über der Szene ein lachender Faun thront.