Konzert in der Tonhalle: Musikgipfel der Nordlichter
Christian Lindberg gastierte mit nordeuropäischer Romantik in der Tonhalle.
Düsseldorf. Ein musikalischer Nordgipfel in der Tonhalle: Mit der „Morgenstimmung“ aus Edvard Griegs „Peer Gynt“ und Jean Sibelius’ „Finlandia“ wurde das Symphoniker-Konzert am Sonntagnachmittag vom schönsten Anfang und dem schönsten Schluss, den die skandinavische Musik zu bieten hat, umrahmt.
Dirigiert wurden das Konzert von dem Schweden Christian Lindberg, einem der bedeutendsten Musiker der Gegenwart. Berühmt ist Lindberg eigentlich nicht fürs Dirigieren, sondern fürs Posaunespielen.
Im Jahr 2000 wurde er in einer internationalen Umfrage unter die fünf besten Blechbläser des 20. Jahrhunderts gewählt. Neben ihm sind das Louis Armstrong, Miles Davis, Dennis Brain und Maurice André — damit ist Lindberg der einzig Lebende auf diesem Bläser-Olymp.
Glücklicherweise hatte Lindberg seine Posaune mitgebracht und spielte unter anderem eine eigene Komposition, ein Solo mit dem Titel „Joe Jack Binglebandit“ aus dem Jahr 2004. Es geht hoch her in dem Stück, alle möglichen Klänge werden dem Instrument entlockt — vom strahlend hohen Ton bis zu tiefem Geknatter.
Gleichzeitig als Posaunist und Dirigent ist er in dem Konzertstück „Echoes of Eternity“ (2009) des Schweden Jan Sandström (geboren 1954) zu erleben. Das Konzert für zwei Posaunen und Orchester bestreitet er mit dem Posaunisten-Kollegen Jonas Bylund. Beide gehörten übrigens bereits zur Jury des in Düsseldorf jährlich ausgetragenen Internationalen Aeolus-Bläserwettbewerbs.
Lindberg hat hier alle Hände voll zu tun, muss nach vorne hin Posaune spielen, dem Orchester nach hinten Handzeichen geben und noch eine Geschichte erzählen, die eines alten Soldaten, der von schlimmen Gefechten berichtet, die sodann musikalisch illustriert werden. Das mehrfache Aufheulen einer Sirene bringt zusätzlich Dramatik ins Geschehen.
Als ausgesprochen bunt und heiter erweist sich das Konzert und das nicht nur, weil Lindberg dreimal das Satinhemd wechselt. Auch Moderator und Kabarettist Christian Ehring sorgt für amüsante Abwechslung, etwa wenn er hinterfragt, warum Ibsens „Peer Gynt“ als „Faust des Nordens“ bezeichnet wird. Er, Ehring, sei angesichts des zügellosen Draufgängertums der Figur eher für „Berlusconi des Nordens“.