Düsseldorf Fulminanter Verdi-Abend mit hoch konzentrierten Musikern
Die Düsseldorfer Symphoniker und der Musikverein glänzen unter Opern-Musikdirektor Axel Kober in der Tonhalle.
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Symphoniker erweisen sich nur unter bestimmten Voraussetzungen als erstklassiges Orchester. Zunächst muss ein genehmer Dirigent am Pult stehen. Auch die aufzuführende Komposition entscheidet über den Grad an Motivation auf dem Podium. Mit dem erfahrenen Opern-Musikdirektor Axel Kober und Verdis Messa da Requiem waren beide Bedingungen erfüllt. Ergebnis: Ein mitreißender, großer Abend.
Die Orchestermitglieder saßen förmlich auf der Stuhlkante und fanden zu einem hoch konzentrierten Musizieren — im Mendelssohn-Saal der Tonhalle war dergleichen nun zum ersten Mal seit der Sommerpause zu beobachten. Schon der leise Beginn auf die Worte „Requiem aeternam“ — „Ewige Ruhe“ — besaß innige Spannung. Anteil daran hatte freilich auch der Chor des Städtischen Musikvereins (Einstudierung: Marieddy Rossetto), der sich am Freitagabend bestens disponiert zeigte. Bis zuletzt zeichnete sich der Chor durch Textverständlichkeit, Intonation und Zusammenhalt aus.
Kober legte sich sichtlich ins Zeug, um Soli, Chor und Orchester sauber zu koordinieren. Durch die differenzierte Zeichengebung, musikalisch kluge Wahl der Tempi und unermüdliches Durchhalten der Konzentration. Dass es in den Blech- und Holzbläsern denn doch mal den einen oder anderen kleinen Patzer gab, lag ja nicht am Dirigat und tat dem fulminanten Gesamteindruck keinen Abbruch.
Bei den Gesangssolisten gab es zwei Überraschungsgäste, den koreanischen Tenor Yosep Kang und den deutschen Bassbariton Karl-Heinz Lehner. Sie waren ganz kurzfristig für die erkrankten Kollegen Mikhail Agafonov und Thorsten Grümbel eingesprungen. Insbesondere der Tenor betörte, und zwar durch seinen strahlenden, lyrisch-feinen Gesang. Sein helles Timbre besaß Intensität ohne Aufdringlichkeit — sozusagen eine für dramatischen Verdi taugliche Mozart-Stimme.
Einmal mehr konnte die rumänische Mezzosopranistin Ramona Zaharia, seit 2014/2015 Ensemble-Mitglied der Rheinoper, das Düsseldorfer Publikum für sich einnehmen. Bereits als Carmen war sie im Opernhaus zu hören. Jetzt im Verdi-Requiem fiel vor allem ihr edles, fein abgetöntes Timbre auf. Die schwerste Partie des Abends hatte derweil die schwedische Sopranistin Elisabet Strid. Ihren großen Auftritt hat die Sopranistin am Schluss des Werkes, dem „Libera me“. Verdi verlangt hier alles: Dramatisches Forte und lyrisches Piano, unter anderem auch enorme Tonsprünge. Strid brachte theatralisches Talent für den Part mit, konnte stimmlich aber nicht ganz überzeugen. Vor allem wollten ihr die zarten Momente nicht so recht gelingen, die entweder etwas fahl klangen oder zu laut wurden. Gleichwohl: Starker Beifall für Solisten-Quartett, Musikverein und Symphoniker. Noch einmal am Montag, 20 Uhr, Mendelssohn-Saal.