Komponist aus Düsseldorf Zwei Düsseldorfer im Oscar-Fieber

Düsseldorf · Komponist Volker Bertelmann ist für den Film „Im Westen nichts Neues“ im Rennen. Moritz Klaus spielt eine eindrucksvolle Rolle.

Volker Bertelmann (rechts) und Moritz Klaus.  Fotos: Orth/Lev Gonopolskiy

Volker Bertelmann (rechts) und Moritz Klaus. Fotos: Orth/Lev Gonopolskiy

Foto: ja/Anne Orthen (ort)

Einen Smoking hat Volker Bertelmann, der auch unter dem Künstlernamen Hauschka bekannt ist, schon längst. Den wird er auch brauchen, denn dass er mit seinem schicken Zwirn nach Los Angeles zur Oscar-Verleihung fliegen wird, steht für den Komponisten und Pianisten fest – er ist für seine Musik zu dem Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ für einen der Goldjungen im Rennen. Der deutsche Beitrag von Regisseur Edward Berger ist für insgesamt neun Oscars nominiert, darunter in der Topsparte „Bester Film“ und in der Kategorie „International Feature Film“.

Schon einmal hätte er den Oscar beinahe in der Hand gehalten: Bereits 2017 war er zusammen mit dem US-Kollegen Dustin O‘Halloran für den Soundtrack zu dem Film „Lion“ für einen Oscar nominiert. „Dass ich nun wieder nominiert bin, macht mich glücklich, aber grundsätzlich bin ich erst einmal froh, dass viele Menschen diesen wichtigen deutschen Film gesehen haben – im Kino und im Streamingdienst“, sagt Bertelmann.

Bei der Neuauflage von „Im Westen nichts Neues“ nach Erich Maria Remarque handelt es sich um eine Netflix-Produktion. Bertelmann komponiert auch regelmäßig für Produktionen dieses Streamingdienstes. Ein Sprecher dieses Dienstes betont in einem Post auf Instagram die Bedeutung: „Zum ersten Mal überhaupt wurde ein deutscher Film in der wichtigsten Kategorie ‚Bester Film‘ nominiert.“ Mit neun Oscar-Nominierungen sei Edward Bergers Antikriegsdrama der erste deutsche Spielfilm seit 40 Jahren, der mehr als zwei Mal für die wichtigsten Filmpreise der Welt nominiert sei.

Bertelmann ließ sich für seine Komposition zu „Im Westen nichts Neues“ von den Bildern des Films inspirieren und von einem In­strument seiner Ururgroßmutter. „Sie hatte ein Harmonium, das bei ihr früher in der Wohnung stand, das habe ich restauriert. Für den Film wollte ich ein Instrument benutzen, das aus der Zeit des Ersten Weltkrieges stammt.“ Er habe es modifiziert, sodass es klingt wie ein moderner Synthesizer – und doch gebe es durch das alte Instrument eine Verbindung zur Vergangenheit.

Neben Volker Bertelmann gibt es einen weiterer Düsseldorfer, der an dem Film „Im Westen nichts Neues“ beteiligt war: Moritz Klaus. Der 24-Jährige studiert noch bis zum Sommer Schauspiel, ist aber bereits Teil des Schauspielstudios in Düsseldorf und wird von der kommenden Spielzeit an fest zum Ensemble des renommierten Düsseldorfer Schauspielhauses gehören.

Zur Einstimmung hatte der Jungschauspieler das Buch von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929 noch einmal gelesen. In „Im Westen nichts Neues“ spielt er Frantz Müller, der in der ersten großen Schlacht fällt. Als sehr besonders beschreibt Klaus die Dreharbeiten zu dem Film. „Ich war drei Monate bei den Dreharbeiten in Tschechien dabei“, sagt er. „Wir haben mehrere Wochen auf dem Schlachtfeld verbracht – mit Hunderten von Komparsen. Uns allen war klar, dass es auch eine besondere Aufgabe ist, in diesem Film mitzuwirken.“

Es sei eine einschneidende, sehr intensive Erfahrung, an so einem Filmset zu sein. „Das nimmt einen total mit“, sagt Klaus. „Es ist vollkommen unvorstellbar, wie grauenhaft dieser Krieg für die Soldaten in diesen Schützengräben gewesen sein muss.“

Moritz Klaus ist zwar nicht nominiert für seine Rolle, möglicherweise reist er trotzdem nach L.A. zur Vergabe der Oscars. Immerhin habe er an dem Tag spielfrei, sagt er. Bertelmann wird bereits für einen besonderen Termin vor Ort sein. „Alle Nominierten werden sich kurz vorher zu einem Lunch treffen“, sagt er.

Viele andere Schauspieler des Films dokumentierten ihr Glück über die Oscar-Nominierung des Films in den sozialen Netzen: Aaron Hilmer (verkörpert Albert Kropp), Devid Striesow (General Friedrich), Edin Hasanović (Tjaden Stackfleet) und Daniel Brühl (Matthias Erzberger) zählen ebenfalls zum Cast. Deutschlands letzter Erfolg in dieser Oscar-Sparte liegt mehr als 15 Jahre zurück: 2007 gewann Florian Henckel  für das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ die Trophäe. Das amerikanische Werk aus dem Jahre 1930 von Lewis Milestone wurde seinerzeit mit zwei Oscars ausgezeichnet. Die 95. Oscar-Verleihung im Dolby Theatre in Hollywood ist für den 12. März geplant.