Markus Lüpertz: „Ich war nie der geliebte Sohn dieser Stadt“
Der Maler und Bildhauer über seine große Schau in St. Petersburg, Lob von Putin und das Verhältnis zum OB.
Düsseldorf. Markus Lüpertz ist mit 73 Jahren ein gefragter Mann. Er eröffnete eine Retrospektive in der Eremitage, feierte mit Putin den Geburtstag von Gerhard Schröder, weihte seine Beethoven-Skulptur in Bonn ein, gab am Dienstag im Palais Wittgenstein ein Jazzkonzert, stellte sein neues Buch vor und lud zur Vernissage in die Galerie Breckner. Wir sprachen mit ihm vor seinem Auftritt als Musiker.
Herr Lüpertz, was sagt man in Bonn zu Ihrer Beethoven-Skulptur? Warum reagieren die Leute oft so negativ?
Lüpertz: Weil sie immer wissen, wie Beethoven oder Hölderlin oder Mozart aussehen müssen. Die Leute können ja die Skulptur gut oder schlecht finden, das ist nicht das Problem. Aber sie sagen, so habe der nicht ausgesehen. Als ob Cäsar so ausgesehen hat wie die Skulptur, die uns übermittelt wurde. Die Leute sind durch die Fotografie nicht mehr fähig, nachzudenken. Das ist immer das Problem mit der Demokratie, die schafft nun mal das Anstrengen ab. Die Menschen strengen sich höchstens beim Sport an, in der vagen Hoffnung, dass sie dann gut aussehen.
Ein Museumschef wie Werner Schmalenbach hat auf die Demokratie gepfiffen. Er ließ sich in seine Ankäufe nie reinreden. Wie sehen Sie das?
Lüpertz: Schmalenbach hatte alles Geld der Welt und konnte gut und teuer kaufen. So groß war seine Leistung nun auch nicht.
Ihre gegenwärtige Leistung liegt in einer Retrospektive in der Eremitage in St. Petersburg. Wie war die Reaktion?
Lüpertz: Ich zeige 150 bis 180 Arbeiten und sechs große Skulpturen. Das Publikum war einhellig begeistert.
Sie haben mit Putin den Geburtstag von Gerhard Schröder gefeiert. Was sagte Putin?
Lüpertz: Bravo, Meister. Was soll er sonst sagen.
Wie sehen Sie Düsseldorf aus der Distanz von Berlin?
Lüpertz: Ich lebe in beiden Städten. Ich arbeite hier in der Gießerei von Karl-Heinz Schmäke, mit dem ich seit über 20 Jahren zusammenarbeite. Ich kann nur in einer Welt der Freundschaften leben. Ich habe dort einen eigenen Raum und Zugriff zu jedem Werkzeug. Und die Leute helfen mir.
Haben Sie Kontakt zu Oberbürgermeister Dirk Elbers?
Lüpertz: Ich kenne ihn. Mit Erwin war das etwas ganz Anderes, mit Erwin war ich befreundet.
Elbers plant einen Skulpturenwalk im Ehrenhof. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?
Lüpertz: Wenn er mich braucht, wird er sich an mich wenden. Sie müssen wissen, meine Position war nie die des geliebten Sohnes dieser Stadt, aber das hatte nichts mit den Bürgermeistern zu tun, sondern mit den Kulturverantwortlichen und den Funktionären. Die hatten eben andere Götter. Das ist normal. Man kann sie nicht zum Glück zwingen.
Von Ihrem Standort im Ratinger Tor zur Akademie ist es ein Katzensprung. Besuchen Sie noch die Akademie?
Lüpertz: Nein. Das wundert mich selbst. Ich war ja wirklich leidenschaftlicher Akademierektor und Professor. Die Lüpertz-Akademie existierte so lange, wie der Lüpertz das Sagen hatte. Wer die Akademie leitet, muss seine eigenen Ideen realisieren. Das ist völlig in Ordnung, denn es ist schließlich Geistesarbeit.
Was treibt Sie zum Klavierspiel mit einer Band, die sich „TTT und Markus Lüpertz“ nennt?
Lüpertz. Sie besteht aus weltbekannten Musikern. Ich gebe den Rhythmus und die Tonlage vor, und die Herren Profis lassen sich auf mich Dilettanten ein und spielen mit mir. Ich bin kein begnadeter Klavierspieler, aber voller Leidenschaft. Die Musiker müssen schnell wie im Duell auf meine skurrilen Einfälle und Schrullen reagieren. Anfangs spielte A.R. Penck mit. Mein erstes Konzert mit ihm war ein reiner Zweikampf. Ich hatte die Finger blutig und Penck war anschließend betrunken. So fing alles an.