Marstallgiebel: Düsseldorfs größtes Puzzle

Der barocke Kunstschatz aus der Jan-Wellem-Zeit wird derzeit nach allen Regeln der Wissenschaft untersucht.

Düsseldorf. Das 15 Meter lange und 5,50 Meter breite Monstrum liegt in der ehemaligen Stadtdruckerei an der Heinrich-Erhardt-Straße. Die Grupello-Schule hatte es einst für die mittlere Giebelfront des alten Pempelforter Marstalls geschaffen.

Girlanden und Blattwerk bilden auf den ersten Blick ein kaum zu durchschauendes Durcheinander. Wer allerdings weiß, wonach er suchen muss, entdeckt Teile eines Hirschkopfes und Beine vom Wildschwein.

Nach Jahrzehnten des Vergessens wird die monumentale Holzschnitzerei jetzt von Spezialisten des Düsseldorfer Restaurierungszentrum untersucht. "Es ist das größte Puzzle, das wir jemals zu bearbeiten hatten", sagt Institutsleiterin Cornelia Weyer.

Nach fast sechs Jahrzehnten Kellerdaseins wurden die im Krieg aus den Trümmern geborgenen Giebelfelder buchstäblich in letzter Minute gerettet. Käfer hatten sich bereits über die im Keller des Benrather Schlosses gelagerten Holzteile hergemacht und es schien ganz so, als würde nun auch noch das zerstört, was die Bomben übrig gelassen hatten.

Dem Nagekäfer wurde per Stickstoff-Begasung der Garaus gemacht, jetzt geht es um die Feinarbeit. Restaurator Daniel untersucht gerade ein Teil der Schnitzerei unter einem so genannten Technoskop auf Farbpartikel. "An manchen Stellen liegen bis zu zwölf Schichten übereinander", berichtet er.

Zuvor mussten die Überreste aber erst einmal lokalisiert werden. "Das gelang sehr gut, denn es existieren hervorragende Fotographien der Giebelfelder", sagt Weyer. So stellte sie fest, dass der Hauptgiebel bis auf kleinere Schäden komplett erhalten ist und ebenso eine Hälfte des zweiten Giebels. Der dritte Giebel ist indes gänzlich verloren.

Jetzt liegt der Hauptgiebel komplett zusammengesetzt auf dem Boden. Der zweite Giebel ist noch auf Paletten gestapelt, er wurde gerade elektronisch vermessen. Die noch nicht zugeordneten Stücke liegen in einer gesonderten Ecke, aber Restaurator Jürgen Bandsom ist guten Mutes, dass dieser Stapel kleiner werden wird. "Wir haben schon die Nase eines Ungetüms gefunden und Teile eines Hirschgeweihs", berichtet er von seinen kleinen Erfolgserlebnissen.

Bis Jahresende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein - inklusive der Kostenkalkulation für eine Restaurierung. Dann steht auch fest, ob der Giebel im Freien aufgestellt werden kann oder von Glas geschützt werden muss. Aber aufgestellt werden soll er - darin sind sich die Restauratoren einig.