Rheinoper: Kehrt der Tannhäuser zurück auf die Bühne?
Intendant Christoph Meyer will die Skandal-Inszenierung wieder zeigen, der Zeitpunkt ist noch offen.
Düsseldorf. Für ihn war es das Ärgernis des ablaufenden Jahres — ganz klar. „So einen Shitstorm hat meines Wissens wohl noch kein Intendant in Deutschland erlebt“, sagt Rheinopern-Chef Christoph Meyer. Die „Tannhäuser“-Inszenierung von Regisseur Burkhard C. Kosminski hatte nach der Premiere im Mai international hohe Wellen geschlagen. Meyer ließ die Produktion nach der Premiere nur noch konzertant spielen, weil Besucher wegen drastischer Nazi-Darstellungen über gesundheitliche Beschwerden geklagt hatten. Bei den Kritikern war die Wagner-Oper überwiegend durchgefallen.
Und jetzt? Meyer kann sich vorstellen, die Inszenierung wieder zu zeigen. Wie viele andere Produktionen auch würden Kulissen und Kostüme im Fundus aufbewahrt. Von einem möglichen Verkauf der Inszenierung an ein anderes Haus will er nichts wissen. Wann die Skandal-Oper wieder in Düsseldorf auf die Bühne kommt, da möchte er sich aber nicht festlegen. „Voraussetzungen wären Gespräche mit dem Regisseur und sein Einverständnis für einige Änderungen“, sagt Meyer.
Zurzeit herrscht Funkstille zwischen Meyer und Kosminski. Auch mit dem Publikum müsse man dann in den Dialog treten, meint der Intendant. „Das war damals nicht möglich.“ Für die Spielzeit 2014/2015 schließt Meyer die Rückkehr des Skandal-Tannhäusers aus. „Aber mein Vertrag in Düsseldorf läuft ja noch bis 2019.“
Keine Fehlinvestition also? Schaut Meyer auf die Zahlen, bereite ihm die Oper keine Sorgen. „Wir haben damit keinen Verlust gemacht.“ In Düsseldorf kalkuliere man in der Regel mit einer Auslastung von etwa 70 Prozent. Es sei ja keine Vorstellung ausgefallen und die konzertanten Aufführungen habe das Publikum begeistert aufgenommen. Mit einer Auslastung von insgesamt 60 Prozent also auch wirtschaftlich kein Trauma.
Und persönlich? „Ich habe das verarbeitet“, sagt er. In einer solchen Situation erfahre man, wer hinter einem stehe und wer nicht. Beeindruckt habe ihn die Geschlossenheit, mit der die Rheinoper seine Entscheidung für die Absetzung getragen habe. Auch von Seiten der Stadt habe es keinen Druck gegeben. Meyer sagt auch, dass er manche Menschen anders kennengelernt habe. Namen nennt er nicht.
Überhaupt möchte der Opernchef nach all den Tannhäuser-Schlagzeilen viel lieber darüber reden, dass sein Haus gut dastehe, die Zahlen stimmen und dass er mit Ballettdirektor Martin Schläpfer und dem Generalmusikdirektor Axel Kober, die auch überregional für Aufmerksamkeit sorgen, überaus glücklich ist. Zu Tränen gerührt sagt er: „Da kannst du nur jeden Morgen nach dem Aufstehen sagen: Fantastisch, diese Künstler als Partner zu haben.“