Wenders Stiftung zieht zur Filmwerkstatt
Im Mai siedelt der Filmemacher mit seinem Gesamtwerk nach Flingern um. Vorher geht es aber noch zum Drehen nach Kanada.
Düsseldorf. Vor einem Jahr hat Wim Wenders eine Stiftung gegründet. 600 000 Euro gab es damals von Stadt und Land, und der international renommierte Filmemacher kündigte an, sich bald in Düsseldorf niederzulassen und sich um die Ausbildung von jungen Filmemachern zu kümmern. Dann hörte man nichts mehr. Bislang habe man Filmrechte zurückerworben und ein Archivkonzept entwickelt, lautet auf Nachfrage die Antwort aus Berlin, wo die Stiftung zurzeit noch sitzt und arbeitet. Im Mai zieht sie nun in Büroräume oberhalb der Filmwerkstatt in Flingern.
Herr Wenders, haben Sie inzwischen eine Wohnung in Düsseldorf gefunden?
Wim Wenders: Wir suchen noch, meine Frau und ich. Aber richtig akut wird das erst, wenn wir im Frühjahr aus Kanada zurück sind, wo wir noch mit den Dreharbeiten für meinen neuen Spielfilm „Every Thing Will Be Fine“ beschäftigt sind. Ich bin ja im Hauptberuf Reisender und es durchaus gewohnt, aus dem Koffer zu leben.
Wann tritt Ihre Stiftung denn in der Stadt in Erscheinung?
Wenders: Die ersten Schritte der Zusammenführung und Aufarbeitung meines Werkes fanden in Berlin statt, weil ich hier noch an meinem neuen Film arbeite.
Wenders: Die Stiftung steht natürlich trotzdem mit verschiedenen Partnern in Düsseldorf und NRW in Austausch, insbesondere mit der Film- und Medienstiftung NRW, wo dankenswerter Weise der Stiftungssitz bis zum Umzug nach Düsseldorf eingerichtet wurde.
Und wann geht es nach Düsseldorf?
Wenders: Ab Mai werden wir Büroräume in der Birkenstraße 47 in Flingern beziehen, oberhalb der Filmwerkstatt.
Ziemlich kurzfristig hat die Stadt im vergangenen Jahr 300 000 Euro lockergemacht. Mittel gab es auch vom Land. Mit insgesamt 1,8 Mio Euro haben Sie die Stiftung gegründet. Was ist bisher passiert?
Wenders: Die Aufarbeitung des Werkes hat unmittelbar nach Abschluss des Rechteerwerbs begonnen. Wir sichten seitdem 150 laufende Regalmeter an Schriften, Foto- und Pressematerialien, sowie die Dokumentation von Vertrags- und Lizenzun-terlagen zu den 51 erworbenen Filmen.
Kann die Öffentlichkeit das Material bald sehen?
Wenders: Wir entwickeln ein Archivkonzept, das die Sicherung auf digitaler und physischer Ebene gewährleistet und eine Gesamtschau des Werkes zeitnah ermöglicht. Wir haben mit der Restaurierung der ersten Filme begonnen, das ist sehr zeit- und kostenaufwendig. Über die Lagerung dieser Materialien und die ersten Veröffentlichungen der Filme in einer großen Retrospektive sprechen wir mit dem Düsseldorfer Filmmuseum, mit dem Bundesarchiv und mit Kooperationspartnern weltweit.
Ab wann vergeben Sie die ersten Stipendien der Wenders Stiftung?
Wenders: In der Tat ist die Förderung von Nachwuchs und innovativer filmischer Erzählkunst ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Wir werden 2014 das Wim-Wenders-Stipendium für junge Filmemacher und Videokünstler ausschreiben. Die Kriterien für Auslobung und Vergabe gibt im kommenden Frühjahr dann die Filmstiftung bekannt.
Zu Ihrem 70. Geburtstag 2015 will Düsseldorf Ihr Werk in einem größeren Rahmen vorstellen. Werden Sie sich daran beteiligen?
Wenders: Sicher. Das Museum Kunstpalast plant eine große Schau meiner Photographie. Und das Filmmuseum wird zum ersten Mal eine komplette Retrospektive mit Spielstätten in ganz NRW zeigen, was noch nie angegangen worden ist.