Tanzhaus NRW: Komposition mit jungen Körpern
Das Junge Ensemble zeigt sich in Bestform.
Düsseldorf. Sie sind Weltreisende, diese 14Jugendlichen im Alter von neun bis zwölf Jahren, die im "J.E.T." unterwegs sind. Doch bei ihren auf der Tanzhaus-Bühne nachempfundenen "Gastspielen" in der Türkei, Afrika, Indien, China oder Russland besuchen sie weder Bosporus noch Nationalpark oder die Verbotene Stadt, sondern erfahren spielerisch zu Gast in fernen Ländern deren Religionsgemeinschaften.
"Die Entdeckung oder der magische Luftballon", so der Titel der Uraufführung des "J.E.T. - des Junges Ensembles am Tanzhaus NRW", präsentiert mit der Choreografie von Ulla Geiges modernen Tanz von Jugendlichen. Gegründet wurde J.E.T. 2002, seitdem betreut die Choreografin Ulla Geiges die Vorausbildung in modernem Tanz für Kinder und Jugendliche auf professionellem Niveau.
Unter ihrer künstlerischen Leitung findet der junge und außerordentlich talentierte Nachwuchs auch dieses Mal mühelos durch diese immer aktuelle hoch brisante Handlung. Faszinierend ist es, den Unterschied der Ausdruckskraft jüngster Tänzer im Vergleich zur Präsenz "ausgewachsener" Künstler live zu erleben. Aus dem modernen Tanz vertraute Gesten von solch jungen Menschen nachvollzogen zu sehen, das funktioniert und überzeugt, die Köpersprache wirkt erfrischend anders und ergreifend ehrlich. Man glaubt der Truppe diese Offenheit, mit der sie durch die Kontinente reist, sich auf spirituelle Tänze und Rituale unterschiedlichster Kulturen einlässt und mit deren Einflüssen vermischt.
Das Thema Toleranz wurde inspiriert von "Theos Reise", einem Roman über die Religionen der Welt von Catherine Clement. Selbstverständlich gehörte dieses Buch zur vorbereitenden Lektüre fürs Ensemble. Seit dem Sommer wurde intensiv am Stück gearbeitet, mindestens sechs Stunden Training in der Woche standen auf dem Plan. Mit dementsprechend größter Ernsthaftigkeit agieren die Tänzer auf der Bühne dabei selbst zu komplizierten Soundstrukturen, die von "Phonehead" Michael Scheibenreiter in Zusammenarbeit mit Frank Schwiklewski erarbeitet wurden. Selbst die jüngsten Performer halten ohne Abstriche mit und wirken keineswegs überfordert. Wie hat die Choreografin das geschafft? Ulla Geiges: "Jugendliche hören sehr gerne unterschiedlichste Musik, wenn man sie ihnen anbietet." Dem folgt die Choreografie, für Ulla Geiges nichts anderes als "Komposition mit dem Körper".