Laufkundschaft macht die Rally zum großen Volksfest
Mehr als 300 000 Besucher erfreuten sich am Festival — darunter Fans von Udo Lindenberg oder Boule-Spieler.
Düsseldorf. Bestens gelaunt präsentierte sich Klaus Doldinger am Sonntag. Am Samstagabend hatte der 78-Jährige ein grandioses Konzert im Zelt auf dem Burgplatz gespielt, bei der Abschluss-Pressekonferenz gratulierte er der Destination Düsseldorf: „Diese Jazz Rally war ein Volksfest.“
Dass wieder mehr als 300 000 Besucher zu den 77 Konzerten kamen, lag allerdings auch an der „Laufkundschaft“. Denn die beiden Udo-Lindenberg-Konzerte, das Petanque-Festival, der Fischmarkt und andere Veranstaltungen sorgten dafür, dass die Stadt über Pfingsten fast aus allen Nähten platzte.
Davon profitierten vor allem die Open-Air-Bühnen. Vor dem Uerige, wo unter anderem „Frau Dr. Jazz“ Lous Dassen auftrat, aber auch auf dem Carlsplatz, wo zur Rally-Premiere „Powerkraut“ für Stimmung sorgten, hatten die Köbesse alle Hände voll zu tun — denn der Durst bei der Hitze war riesig. Die wiederum sorgte auch in vielen Spielstätten für schweißtreibende Temperaturen. Im Konzert-Zelt auf dem Burgplatz achtete das DRK darauf, dass alle Jazz-Fans den Abend unbeschadet überstanden.
Geboten wurde wieder einmal ein Streifzug quer durch die Geschichte des Jazz. Kraftvoll und mit Soul-Elementen trumpften Incognito auf, feinsinnig das Konzert von Falk & Sons in der Johanneskirche (mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe als Edel-Fan), und es gab auch etwas fürs Herz: „I wish you love“ nannte Willy Ketzer seine Hommage an Paul Kuhn im Maxhaus.
Der Schlagzeuger, der 30 Jahre lang mit der Piano-Legende gespielt hat, rührte die Zuhörer, darunter auch Paul Kuhns Ehefrau Ute. Langjährige Freunde und Wegbereiter erinnerten an den Entertainer, der im vergangenen Jahr gestorben war.
Die Mischung stimmte auch bei dieser Rally wieder. Ob Jasmin Tabatabai in der Rheinterrasse, die Lokalmatadoren von Big Bonsai im Kitt oder die Phunkguerilla mit Cosmo Klein — alle Bands spielten in vollen Sälen, oft bildeten sich sogar Schlangen am Einlass.
Die Musiker von Lucky Blue aus Düsseldorfs chinesischer Partnerstadt Chongqing waren jedenfalls so begeistert, dass sie den Jazz Rally-Organisatoren Petra Schlieter und Nils Gropp nach dem Konzert eine „Pipa“ schenkten. Angeblich ist das chinesische Instrument 4000 Euro wert.
Klaus Doldinger richtete am Sonntag seinen Blick schon in die Zukunft. Er möchte jungen Jazz-Musikern in den nächsten Jahren mehr Raum auf dem Festival geben: „Ich könnte mir einen Workshop vorstellen, an dem ich mich auch beteiligen würde.“ Am Samstagabend überreichte er Jan Prax, dem Gewinner des Sparda Jazz Awards, persönlich den ersten Preis des Nachwuchs-Wettbewerbes. Mitgespielt hat Doldinger bei dem Konzert nicht: „Der ist so gut, da hätte ich nur gestört.“ Jan Prax ist übrigens gerade mal 21 Jahre alt.