Bergischer Bienenfrühling Mit diesem Buch will eine Wuppertalerin Wildbienen retten

Ölberg. · Eine Pflanze aus dem Baumarkt und eine Wildbiene veränderten das Leben von Anja Eder. In ihrem Buch beschreibt sie, wie man den Insekten helfen kann.

Die Rostrote Mauerbiene kommt noch recht häufig vor und wird zwischen acht und zwölf Millimeter groß. Am meisten ist sie von März bis Juni unterwegs.

Foto: Anja Eder

Es gab diesen einen Schlüsselmoment. Und ihn wird sie nicht mehr vergessen. Anja Eder (52) hatte sich im Baumarkt eine schöne Gartenpflanze gekauft und sie gepflanzt. Ihr Duft lockte sofort eine Wildbiene an, die eifrig Nektar sammelte. Doch dann erschrak Anja Eder, als sie sah, was mit dem Tier passierte. „Sie fing an zu taumeln, fiel hin und starb. Ich war entsetzt. Und so ging es weiter. Nach einiger Zeit hatte ich viele tote Bienen und Hummeln in meinem Garten.“ Anja Eder wollte dem grausigen Phänomen auf die Spur gehen.

Die Designerin verstand nämlich nicht, warum alle Insekten starben, denn sie setzte keine Pestizide in ihrem Garten ein. Recherchen ergaben, dass die im Großhandel gekauften Gartenpflanzen Pestizide enthalten, welche den Insekten im eigenen Garten unmittelbar schaden und letztlich zum Tod führen. „Ich rief im Baumarkt an und erzählte von den Ereignissen. Es hat keinen interessiert. Im Gegenteil, ich hatte eher Eindruck, dass ich belächelt wurde“, erinnert sich Anja Eder rückblickend.

Weitere vergebliche Versuche einzugreifen, führten die Tierliebhaberin schließlich zu ihrer Projektidee. Sie wollte über die Situation der bedrohten Wildbienen und die Problematik der so wichtigen Nahrungspflanzen aufklären, doch „eben nicht mit dem erhobenen Zeigefinger“.

Anja Eder harrt für manche Bienenbilder stundenlang an einer Stelle aus.

Foto: Michael Römer

Eder wollte ein Buch herausbringen, dass über die Schönheit der Bilder Wissen vermittelte und berührte: „Ich bin Designerin. Das Handwerkszeug habe ich. Ich traute mir zu, Fotos zu machen und Texte zu schreiben. Das würde schon gehen, dachte ich. Hätte ich geahnt, was auf mich zukommt – vielleicht wäre mein Projekt bei einer Vision geblieben. Aber ich bin eine Kämpferin. Das war ich irgendwie schon immer!“

Im Mai 2014 legte Anja Eder los. Sie kaufte eine Fotokamera und ein Makroobjektiv und begann, Wildbienen und Blühpflanzen zu fotografieren. Wie lange sie manchmal vor einer Blüte gesessen hat? Anja Eder lacht. Stunden sind es gewesen. Manchmal vier, manchmal fünf. Sie weiß es nicht so genau und es ist ihr auch nicht wirklich wichtig. Sie habe eben viel Geduld, eine Eigenschaft, die sie auszeichne. Dreieinhalb Jahre arbeitete sie an ihrem Herzensprojekt, das letzte halbe Jahr rund um die Uhr und ohne dabei auch nur irgendetwas zu verdienen. „Es war extrem aufwendig. Aber es hat sich so gelohnt“, sagt sie.

Die Dichtpunktierte Goldfurchenbiene fliegt zwischen März und Oktober und erreicht eine Größe von sieben bis acht Millimetern.

Foto: Anja Eder

Umsetzen konnte die Designerin am Ende alles nur über Crowdfunding. Mit ihrem Engagement, ihrem Herzblut und einem liebevoll gestalteten Video überzeugte sie im Sommer 2017 insgesamt 357 Menschen, die sie über eine Online-Plattform mit 19 713 Euro unterstützten. So konnte das „Wildbienenhelfer“-Buch gedruckt werden. Die erste Auflage von 3000 Stück war nach einem halben Jahr ausverkauft.

Würde sie das Projekt heute noch mal umsetzen? Ja, ist sich Anja Eder sicher. Sie hat auch schon die nächste Idee, die sie aber noch nicht verrät. Gartenpflanzen aus dem Baumarkt kauft Eder nicht mehr, mittlerweile vertreibt sie eigene Saatmischungen über ihre Homepage. Die Blumen blühen auch in ihrem eigenen Wildbienen-Garten mitten auf dem Ölberg.

Und jeder könne etwas für die Wildbiene tun: Der Garten-, aber auch der Balkonbesitzer und selbst auf einer Fensterbank sei Platz. Anja Eder: „Beim Schutz der Biene geht es nicht um die Honig-, sondern um die Wildbiene. Es geht mir nicht darum, die Honigbiene schlecht zu machen. Doch je mehr es von ihnen gibt, desto größer ist der Hunger bei den anderen Insekten. Man kann etwas tun und die richtigen Blumen pflanzen.“