Mentoring-Programm in Düsseldorf Mit Mentoren schulisch durchstarten
Oberbilk/Benrath · Beim Projekt „Startklar fürs Gymnasium“ begleiten Mentoren ehrenamtlich Schüler mit Migrationshintergrund. Durch das Mentoring soll mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit geschaffen werden.
Aufgeschlagene Bücher, daneben ein Hausaufgabenheft und viele bunte Textmarker. Mittendrin die 13-jährige Rojina Seyeda und ihre Mentorin Stefanie Klausmeier. Es ist Donnerstagnachmittag und das Mentoring-Pärchen ist wie jede Woche zum Lernen verabredet.
Das junge Mädchen erzählt begeistert von ihrem Schultag. Auch auf dem Programm stehen die Mathehausaufgaben. „Wenn ich in Mathe alles verstehe, macht es auch richtig viel Spaß“, sagt Rojina. Das war aber nicht immer so. Seit Stefanie Klausmeier der 13-Jährigen als Mentorin zu Seite steht, haben sich die Mathenoten der Schülerin verbessert. „Mathe ist jetzt sogar mein Lieblingsfach“, erzählt Rojina.
Das Mädchen ist vor vier Jahren gemeinsam mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Besonders am Anfang hatte sie in der Schule viele Schwierigkeiten. „Viele Kinder haben sich über mich lustig gemacht, weil ich nicht so gut sprechen konnte. Das war schon ziemlich schwer für mich“, erzählt die Schülerin. Seitdem hat sich vieles verändert. „Rojina ist viel selbstbewusster geworden. Sie ist ein richtiges Sprachtalent“, sagt Klausmeier. Die 57-Jährige begleitet das junge Mädchen seit zwei Jahren als Mentorin.
„Ich bin damals über ein paar Umwege an das Mentoring-Projekt gekommen“, erzählt Klausmeier, die hauptberuflich als Geschäftsführerin der Rebecca Klausmeier Stiftung arbeitet. „Als ich Rojina kennengelernt habe, war das für mich Liebe auf den ersten Blick“, sagt die Mentorin. Die junge Schülerin stimmt zu: „Am Anfang war das ein bisschen komisch für mich, jetzt ist Stefanie eine richtige Bezugsperson für mich geworden.“
Auch die Entfernung zwischen Schüler und Mentor ist wichtig
Das zwischen dem Menti-Pärchen die Chemie stimmt, läge besonders an den vielen Vorgesprächen. „Es wird schon sehr genau geschaut, dass einfach alles stimmt“, gibt Klausmeier an. „Beim Matching zwischen Mentoren und den Schülern achten wir darauf, dass die Entfernung nicht zu groß ist. Die Beziehung muss sonst aber natürlich auch passen“, erzählt Ersilia Borchers-Oliviero, Koordinatorin des Mentoring-Projekts.
Das Programm richtet sich an Schüler mit Migrationshintergrund, die seit zwei Jahren in Deutschland leben und eine gymnasial Empfehlung haben. Aktuell machen 43 Mentees, so werden die Schüler genannt, und 45 Mentoren beim Projekt mit. Begleitet werden die Kinder oft ab Ende der vierten Klasse für circa vier Jahre. „Hauptziel des Projekts ist es, die Bildungssprache zu erreichen, die auf dem Gymnasium nötig ist“, sagt Borchers-Oliviero. Dafür treffen sich die Mentoring-Pärchen einmal die Woche für circa eine Stunde. Inhalte des Treffens sind gemeinsames Lesen, Hausaufgaben oder Hilfestellungen bei Selbstorganisation.
„Viele Eltern der Schüler kennen das deutsche Schulsystem nicht. Da helfen die Mentoren alles zu erklären. Aber auch wenn ein Sportverein gesucht wird oder die Schüler sich einen Praktikumsplatz suchen müssen, können sie jederzeit ihre Mentoren fragen“, sagt die Koordinatorin. „Ich kann Stefanie immer alles Fragen. Das ist mir nie peinlich“, bestätigt Rojina. „Mit den Mentoren bekommen die Mentees eine niedrigschwellige Ansprechperson an die Seite gestellt“, ergänzt Borchers-Oliviero. Die Mentoren sind dabei oft Eltern an den Düsseldorfer Schulen. „Das ist aber kein muss. Grundsätzlich ist jeder willkommen“, sagt Borchers-Oliviero. „Hauptsache man ist offen für neue Kulturen und neugierig. Es geht nicht darum in Mathe oder Deutsch immer alles erklären zu können. Man muss den Mentees Strukturen näherbringen, das Bildungssystem erklären und vor allem Vertrauen entwickeln“, führt sie fort. „Die Kinder sollen lernen alleine zu Laufen, das ist das Ziel“, erklärt die Koordinatorin.
Die Arbeit als Mentor ist dabei ehrenamtlich. „Die Zeit für die Betreuung nehme ich mir immer gerne, das macht schon sehr viel Spaß. Die schönste Belohnung ist einfach, wenn ich den Erfolg sehe. Das macht mich dann schon sehr glücklich“, sagt die Mentorin Stefanie Klausmeier.