„Mr. Igedo“: Manfred Kronen wird 80

Er prägte die Modestadt Düsseldorf jahrzehntelang, heute macht er in Immobilien.

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Düsseldorf. Alles begann mit der Blockade Berlins. Das Geschäft mit der Mode musste anderswo laufen. 1949 präsentierten magere Mannequins auf der Kö den New Look: Erste Straßenmodenschau der Igedo, Geburtsstunde Düsseldorfs als Modemessenstadt. Eine Neuauflage gab es erst 2004: Zum 200. Geburtstag der Königsallee lief Naomi Campbell über den Boulevard von Klein-Paris. Ob es dort noch einmal eine Modenschau geben wird? Das Thema kommt nicht aus der Mode in Düsseldorf. Heute gibt es dort als Blickfang ein Werbebanner am Baugerüst über dem Kö-Graben: Sexy Calvin-Klein-Unterwäsche-Motive.

Zurück auf Anfang: Der Krefelder Steuer- und Wirtschaftsberater Willi Kronen war nach dem Krieg Mitgründer der Interessengemeinschaft Damenoberbekleidung, der Igedo. Sein Sohn Manfred, der 1965 als junger Jurist in die Firma eintrat, baute die Igedo aus zum weltgrößten Branchentreff. Dabei war das Familienunternehmen Kronen der beste Untermieter der Düsseldorfer Messe. Später gab es eine gegenseitige Beteiligung, bis die inzwischen arg geschrumpfte Modemesse komplett von der Messe übernommen wurde.

2004 schied Mr. Igedo nach 40 Jahren aus dem operativen Geschäft aus. Auf einen Abschiedsempfang der Messe verzichtete er zugunsten von „Ärzte ohne Grenzen“, an die 25 000 Euro überwiesen wurden. Seinen 80. Geburtstag am 6. April wird Manfred Kronen in Wien feiern, wo er seinen zweiten Wohnsitz hat. Auch einen Arbeitsplatz. Der einstige Modemessenmacher macht heute in Immobilien, 2012 gründete mit einem Partner die Valore GmbH. Deren Aktivitäten konzentrieren sich auf Österreich, speziell auf den Wiener Raum.

Mr. Igedo im Ruhestand — einfach unvorstellbar. Schon in seinen ersten Messejahren kniete sich Kronen, der gerne damit kokettierte, dass er „eigentlich nichts von Mode versteht“, mit Leidenschaft in die Glamour-Branche. Er war am frühen Morgen meist der erste auf dem Messegelände, egal wie lang oder langweilig die Mode-Galas am Vorabend waren.

Manfred Kronen baute, anfangs gegen den Widerstand seines Vaters, die Fashion-Häuser an der Danziger Straße, erfand die Collections Premieren Düsseldorf (die CPD 2009 war mit 30 000 Fachbesuchern die größte Veranstaltung) und weitere Ableger, expandierte ins Ausland nach Hongkong und Moskau, versuchte sich nach der Wende auch als Modemessenmacher in Berlin. Die Igedo verteilte Autoaufkleber in Düsseldorf mit dem Slogan: „Fashion is my profashion“.

Als die Mode-Zyklen immer kürzer wurden, vertikale Hersteller wie Zara und Mango begannen, das Saison-Geschehen in ein monatliches Stakkato zu verwandeln, entstanden auch in Düsseldorf immer mehr Showrooms, zuerst in Messenähe, entlang der Kaiserswerther Straße und der Cecilienallee am Rhein, inzwischen auch im Medienhafen.

Anfangs bekämpfte Kronen diese Konkurrenz, doch er konnte die Entwicklung nicht aufhalten, musste letztendlich die Mitbewerber im Modemessegeschäft akzeptieren. Heute bilden die Showrooms das Korsett für das Ganzjahresgeschäft in Düsseldorf. Die geschrumpfte Modemesse wurde mehrmals verlegt und erholt sich jetzt langsam in neuer Form am Stadtrand in den Böhler-Werken. Der Wettbewerb mit Berlin ist eigentlich kein Thema mehr: Die Show läuft in Berlin, das Geschäft in Düsseldorf.

„Qualität vor Gag“ — so beschrieb Manfred Kronen seinen eigenen Modestil in einem Interview. Das könnte auch als Motto für sein Lebenswerk stehen. Im Rückblick meint Mr. Igedo gelassen: „Mir geht es gut“. Und was war das letzte Stück Mode, das er für sich selbst gekauft hat? „Eine Jeans von Jacob Cohen“. Natürlich im Handel. Kronen: „Ich kaufe nicht online.“

Ein Kaffee am Morgen mit Freunden im Muggel in Oberkassel gehört heute zu seinen bevorzugten Ritualen, wenn er in Düsseldorf ist. Und: „Auf der Kö war ich erst gestern. Sehr schön!“