Sport in Düsseldorf Die Mußmanns sind Seniorenmeister
Düsseldorf · Dagmar und Stefan Mußmann vom Boston Club haben sich einen Traum erfüllt. Sie wurden Deutsche Meister bei den Senioren.
Man ist ja eigentlich nie zu alt, um über sich hinauszuwachsen, Titel zu gewinnen, die zuvor unerreichbar schienen – Deutscher Meister zum Beispiel. Diesen Traum haben sich Stefan und Dagmar Mußmann nun erfüllt, sie sind national das beste Paar im Standard-Tanz der Masters-Kategorie Senioren IV, was so viel bedeutet, dass ein Tanzpartner mindestens 65, der andere 60 Jahre alt sein muss. Bei der Endrunde in Kamen tanzten sechs Paare um den Sieg, „und wir hatten schon die Top drei als Ziel, sollte es uns gelingen, Leistung aufs Parkett zu bringen“, sagt Stefan Mußmann. Das klappte sogar ganz vorzüglich, so dass der Boston Club aus Eller sich nun mit zwei weiteren Titelträgern rühmen kann.
Die Karriere der Mußmanns begann Ende der 1970er Jahre bei Blau-Gold Solingen, als sie noch mit jeweils anderen Partnern tanzten. Dass beide überhaupt zum Tanzen fanden, ergab sich nahezu von selbst. „Tanzschule war mit 14 fast schon Pflicht. Klassenkameraden von mir machten auch mit, sodass mir das Tanzen sofort einen Riesenspaß bereitete. Außerdem hatte ich beim Fußball einfach zwei linke Füße“, berichtet Mußmann. Bei seiner späteren Ehefrau war es ganz ähnlich: „Das gehörte sich damals so“, sagt sie. Jedenfalls waren beide ziemlich schnell auf dem Parkett recht erfolgreich, nach Heirat und Kinder war jedoch eine längere Pause angesagt.
„2003 haben wir dann beim Boston Club den Neuanfang gewagt“, erzählt Dagmar Mußmann. Wegen der optimalen Trainingsbedingungen fiel ihre Wahl auf den Club an der Vennhauser Allee. Anfangs wurde noch in der Formation getanzt, sogar der Aufstieg in die 2. Bundesliga gelang, doch relativ schnell entschied sich das Paar, wieder zum Einzel zu wechseln. Und die Mußmanns arbeiteten sich dank großen Trainingsfleißes und nach mehreren Landesmeistertiteln wieder hoch in die S-Klasse, „das geschah gar nicht einmal bewusst, aber wenn du bei Turnieren vordere Plätze belegst, steigst du zwangsläufig auf. Wir konnten uns gar nicht dagegen wehren“, erzählt der 62-Jährige. Besonders stolz sind die Solinger auf die zwei Finalteilnahmen bei den German Open Championships, dem größten Tanzturnier der Welt mit internationaler Besetzung. 2015 wurden sie unter 202 Paaren Sechste (Senioren III), ein Platz, den sie im Vorjahr bei den Senioren IV gegen 86 Paare verteidigen konnten.
Lieblingstanz des Paares
ist der Slow Foxtrott
Die Mußmanns lieben besonders den Slow Foxtrott, „wegen des sehr geschmeidigen, fließenden Bewegungsablaufes“, erklärt Dagmar Mußmann, die auch den langsamen Walzer mag: „Da sieht man die Musik regelrecht.“ Vier- bis fünfmal die Woche machen sie sich auf den Weg nach Eller zum Training, und das ist auch notwendig, wenn man oben mitmischen und die Preisrichter überzeugen will. „Tanzen ist keine Hexerei, es geht vor allem um Üben, Wiederholen und Automatismen. Der entspannte Gesichtsausdruck stellt sich erst ein, wenn man sich eigentlich nicht mehr konzentrieren muss“, erläutert Stefan Mußmann. Und ja, natürlich sind auch Kraft und Kondition wichtig. „Tanzen ist Leistungssport, das wird gerne mal unterschätzt“, sagt Dagmar Mußmann. „Ein Tanz ist wie ein 400-Meter-Lauf mit Gewichten.“
Ans Aufhören denken die Mußmanns noch nicht, auch wenn der Aufwand natürlich riesig ist. „Ich würde bei 37 Grad auch mal lieber im Garten grillen oder bei einem Schneesturm zu Hause bleiben, statt zum Training zu fahren, aber noch sind wir nicht so weit“, sagt Dagmar Mußmann. Zu dem Trainings- und Wettkampfstress kommen noch die weiten Fahrten zu Turnieren hinzu. Und teuer ist Tanzen ebenfalls, denn ein Preisgeld gibt es auch bei Siegen nicht zu gewinnen. „In der Regel müssen wir noch Startgeld zahlen“, sagt Stefan Mußmann. Nicht vergessen darf man außerdem die Kosten für Frack und Roben. Dass durch TV-Formate wie Let’s Dance der Tanzsport ein wenig an Ansehen gewonnen hat, begrüßen die Mußmanns – auch wenn der eigentliche (Leistungs-)Sport kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. „Das ist schon sehr schade“, bedauert Dagmar Mußmann.