Ehrenamt „Hallo Nachbar“ gegen die Einsamkeit

Düsseldorf · Bei dem Projekt „Hallo Nachbar“ sollen Menschen aus dem Alleinsein geholt werden. Dabei geht es vor allem um die soziale Interaktion und weniger um Dienstleistungen.

Maria Libront (links) und Sabine Kelani im Gespräch mit der Ehrenamtlichen Ines Schmidt (rechts).

Foto: Julia Nemesheimer

Begonnen hat alles vor genau zehn Jahren. Franziskaner-Bruder Peter Amendt hatte als Mitbegründer des Vereins Vision Teilen die Idee für das Projekt Hallo Nachbar. Am Anfang waren es nur einige wenige Ehrenamtliche, die gemeinsam etwas gegen die Einsamkeit insbesondere älterer oder mobilitätseingeschränkter Nachbarn tun wollten. Inzwischen ist das Netzwerk deutlich gewachsen: „Aktuell bekommen rund 150 Nachbarn Hilfe, und genauso viele Ehrenamtliche sind für sie im Einsatz“, erklärt Projektleiterin Sabine Kelani. Neben ihr sind noch zwei hauptamtliche Sozialarbeiterinnen und ein Sozialarbeiter für die Koordination der Nachbarschaftshilfe zuständig.

Denn die Menschen bekommen eine sehr enge Betreuung. „Wenn sich Hilfesuchende – also Nachbarn – an uns wenden, steht für uns erst einmal ein Hausbesuch zum Kennenlernen an“, erklärt Maria Libront, die als Sozialarbeiterin für die Stadtteile Friedrichstadt, Ober- und Unterbilk, Bilk, Nieder- und Oberkassel sowie Carlstadt zuständig ist. Dort wird dann gemeinsam geschaut, welche Bedürfnisse überhaupt anstehen: Braucht es jemanden zum Spaziergang? Für Einkäufe und kleinere Besorgungen? Als Begleitung zum Arzt oder zu Behörden? Einfach mal ein offenes Ohr und jemanden zum Kaffee trinken? Mit diesen Informationen kann dann ein passendes Gegenstück unter den Ehrenamtlichen gesucht werden. Auch diese haben ein ausgiebiges Kennenlerngespräch hinter sich. „Und alle müssen bei uns ein Führungszeugnis vorlegen. Schließlich müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen, die sich vertrauensvoll und hilfesuchend an uns wenden, nicht zu Schaden kommen“, erklärt Sabine Kelani. Wichtig ist den beiden Sozialarbeiterinnen zu betonen, dass es hier vor allem um soziale Hilfeleistungen geht. „Die Kommunikation soll in erster Linie auch über uns laufen, ein direkter Austausch von Telefonnummern ist nicht gedacht“, führt Marion Libront weiter aus. Alle Seiten sollen sich mit dem Arrangement wohlfühlen, jederzeit könne eine Verbindung von Nachbar und Ehrenamtlichem aufgelöst werden, auch völlig ohne Angabe von Gründen. „Bei manchen klappt es von Anhieb, andere haben einige Schwierigkeiten, die passende Hilfe zu finden“, erzählt Sabine Kelani. Durch die zentrale Kommunikation über die Hauptamtlichen sollen alle Seiten geschützt werden. „Wir wollen nicht, dass die Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird beispielsweise. Über diese Form der Kommunikation können wir das gut regulieren“, so Kelani.

Über das Ehrenamt können
auch Freundschaften entstehen

Gerade während der Corona-Pandemie habe es einen großen Zulauf gegeben. „Viele Menschen haben selbst erfahren, wie es ist, einsam zu sein, isoliert zu leben und kein soziales Umfeld zu haben“, erinnert sich Maria Libront. Zudem gab es viele Menschen die Zeit hatten, ihre Nachbarschaft und Quartiere neu entdeckten. „Das hat in vielen den Wunsch zu helfen bestärkt“, sagt Libront.

Eine Ehrenamtliche ist Ines Schmidt, „unser Goldstück“, wie Maria Libront und Sabine Kelani sich einig sind. Die Rentnerin betreut in Friedrichstadt in der Luisenstraße 51 eines von insgesamt drei Nachbarschaftscafés (weitere gibt es im DRK Zentrum Plus in Derendorf und im Caritas Zentrum Plus in Mörsenbroich), die für alle Besucher offen stehen – zur besseren Vorbereitung am Besten mit vorheriger Anmeldung. „Ich habe jetzt sehr viel Zeit, etwas zurückzugeben – und die ehrenamtliche Arbeit erfüllt mich“, sagt Ines Schmidt, die früher als Lehrerin für Textverarbeitung tätig war. Nebenbei hilft sie auch den Sozialarbeiterinnen bei Bürotätigkeiten. „Über die ehrenamtliche Arbeit können auch gute Freundschaften entstehen, mit Nachbarn und anderen Ehrenamtlichen“, sagt Ines Schmidt, die selbst viele gute Erfahrungen gemacht hat, seit sie 2018 bei Hallo Nachbar angefangen hat. Bei den freiwilligen Gruppentreffen der Ehrenamtlichen könne man sich gut miteinander austauschen – auch über Probleme. Durch Schulungen zu verschiedenen Themen werde man gut auf die Aufgaben vorbereitet. „Dabei lernt man unter anderem auch ‚Nein‘ zu sagen und eine professionelle Distanz zu wahren“, berichtet Ines Schmidt. Hallo Nachbar sucht dabei stets neue Helfer, die das Projekt unterstützen.