Ortsumgehungen: Zwischen Wut und Hoffnung
Seit Montag rollt der Verkehr in Richtung Duisburg offiziell über die B8n. Auch andere Stadtteile sollen entlastet werden.
Düsseldorf. Scheibchenweise wurde der Verkehr auf der B8n in den vergangenen Wochen freigegeben, zunächst einspurig in beide Richtungen. Inzwischen rollt der Verkehr auf dem 3,1 Kilometer langen Teilstück zwischen Angermund und dem Froschenteich in Wittlaer überwiegend vierspurig. Am Montag wurde die Ortsumgehung für Kaiserswerth und Wittlaer offiziell eröffnet.
Immerhin gab es für NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper, Michael Müller, Staatssekretär im Bundes-Umweltministerium, und Ralf Pagenkopf, den Geschäftsführer des Landesbetriebs Straßen.NRW, auch noch etwas, was sie erstmals in Betrieb nehmen konnten: Gemeinsam drückte das Trio den Knopf für die Pumpstation, die Wasser in das Regen-Rückhaltebecken leitet.
Mit dem Bau der Ortsumgehung, durch die Kaiserswerth, Wittlaer und Angermund erheblich entlastet werden, wurde 1988 begonnen. Fertig ist die Straße, die 11,4 Kilometer lang sein wird, aber immer noch nicht. Es fehlt das Verbindungsstück vom Froschenteich zur A59 Richtung Duisburg.
Michael Müller erklärte, dass die Arbeiten bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein sollen - mit Geldern aus dem Konjunkturprogramm. Dann hat das Projekt insgesamt 75 Millionen Euro verschlungen.
Auch in anderen Stadtteilen sollen neue Straßen Entlastungen bringen. Einvernehmlich klappt das in Oberbilk. In zwei Jahren werden die Arbeiten für beide Bauabschnitte starten. Der erste umfasst den vierspurigen Ausbau der Moskauer Straße mit Anschluss an die Kölner Straße (Kosten: 2,5 Mio,).
Herzstück der Planung ist der zweite Abschnitt: Durch eine neue Trasse zwischen Werdener- und Karl-Geusen-Straße soll insbesondere die Kölner Straße entlastet werden (Kosten: 13,5 Millionen). "Das wird zur Aufwertung des ganzen Viertels führen", meint Andrea Blome vom Amt für Verkehrsmanagement.
Beide Abschnitte sollen 2013 fertig sein. Ausnahme ist ein kleines Teilstück für die Erschließung der Justizbauten, das schon jetzt konkret geplant ist und auch vorher fertig wird.
Entlastung soll auch die neue vierspurige Straße auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Derendorf bringen. Sie wird von der Schirmerstraße im Süden erst bis zur Jülicher Straße reichen - und später bis zur Heinrich-Ehrhardt-Straße verlängert (Gesamtkosten für Investor Aurelis: 40 Millionen Euro).
"Die Straße dient nicht nur zur Erschließung des neuen ,Quartier Central’, es wird auch Entlastungseffekte im Zoo-Viertel und auf dem Lastring geben", sagt Blome. Der erste Spatenstich steht bevor: Schon bald soll der Bau eines 800 Meter-Teilstücks im südlichen Bereich beginnen.
Anders als die Ortsumgehung Oberbilk ist dieses Projekt sehr umstritten und löst Wut aus. SPD und Grüne fordern, die Straße nur zweispurig zu bauen und warnen vor einer neuen "Stadtautobahn".
Noch in der Planungsphase sind die Ortsumgehungen Flingern/Lierenfeld und Gerresheim. Beschlossen ist nur der vierspurige Ausbau der Ronsdorfer Straße. Wie der Verkehr von dort über das Hohenzollerngelände in Flingern geführt wird, steht noch nicht fest.
Auch die Planung für die L404n, die parallel zum Glashütten-Gelände in Gerresheim Richtung Osten führen soll, läuft noch. Auch dort regt sich Widerstand: Eine Bürgerinitiative fürchtet, die neue Straße werde lediglich neuen Verkehr anziehen.