Polizei winkt an der Ulmenstraße Geisterradler raus
Mit einer Schwerpunktaktion startet die Kampagne gegen Radler-Unfälle — ohne Knöllchen.
Düsseldorf. „Ein Empfangskomitee?!“ Mit verwirrtem Lächeln stoppt die Radlerin vor Polizeioberkommissarin Christina Palapanidis, die mit erhobener Kelle auf dem Radweg der Ulmenstraße steht. Auf dem ist die 36-jährige Radfahrerin gerade unterwegs. „Was ist denn mein Vergehen?“, fragt sie irritiert.
Polizistin Palapanidis erklärt es ihr: Sie fährt auf der falschen Straßenseite. Das kostet normalerweise 20 Euro Verwarngeld — und führt an dieser Stelle regelmäßig zu schweren Unfällen. Sechs Mal hat es an der Kreuzung Ulmen-/Johann-/Heinrich-Ehrhardt-Straße 2012 gekracht, weil Radler als Geisterfahrer unterwegs waren. Die angehaltene Radfahrerin schiebt ihr Fahrrad jetzt einsichtig zur Ampel, um die Straßenseite zu wechseln. „Das hat gewirkt“, sagt sie.
In Derendorf hat die Polizei gestern ihre Schwerpunktkontrollen gestartet, die in den kommenden Wochen verstärkt den „Geisterradlern“ und den Radwegparkern gelten sollen — die WZ berichtete. Denn Stadt, Polizei und Verkehrswacht wollen mit einer neuen Kampagne die Unfallzahlen bei den Radlern (2012: 773) deutlich senken.
„Wir wollen nichts gegen die Fahrradfahrer tun, sondern für sie“, stellt Peter Reinhard, Leiter der Verkehrsunfallprävention bei der Polizei, klar. Deshalb werden bei der ersten Schwerpunktkontrolle auch noch keine Knöllchen verteilt. Stattdessen setzen die Polizisten und Verkehrskadetten auf Aufklärung.
45 Geisterradler belehren sie innerhalb von knapp drei Stunden an der Kreuzung Ulmenstraße. „Die meisten sind sehr einsichtig“, so Reinhard. Wie Eva Ciechanowski. Die 60-Jährige lacht nur mit hochrotem Kopf, als Reinhard sie anhält — vor allem weil ihr Fahrrad, das nicht einmal eine Lampe hat, alles andere als verkehrstüchtig aussieht. Kleinlaut steigt sie sofort ab und schiebt weiter.
Nicht so Alex Rose. „Ich finde das überzogen“, sagt die Radfahrerin nach ihrer Belehrung. „Ich bin doch keine Autofahrerin.“ Eine typische Aussage, erklärt Simon Höhner von der Verkehrswacht: „Das Unrechtsbewusstsein ist nicht da. Deshalb erklären wir: Auch für Radfahrer gibt es das Rechtsfahrgebot.“
Warum, das sieht man an der Beispielkreuzung in Derendorf auf einen Blick: Fahren Radler auf der Heinrich-Ehrhardt-Straße vom Mörsenbroicher Ei kommend auf den Knotenpunkt zu, können sie den Radweg, der rechts weiter über die Ulmenstraße führt, durch eine dichte Hecke nicht einsehen. Kommt dort ein Radfahrer auf der falschen Seite heran, kann es gefährlich werden.
Über die Risiken und über richtiges Verhalten im Verkehr wollen die Sicherheitspartner auch am kommenden Samstag aufklären: Dann laden sie von 11 bis 14 Uhr zum Info-Tag auf dem Heinrich-Heine-Platz vor dem Carsch-Haus ein.