Prozess um Koks-Taxi beginnt
Kunden aus der Schickimicki-Szene müssen möglicherweise in den Zeugenstand.
Düsseldorf. So manchem aus der Hafenszene wird die Partylaune vergehen, wenn er an den 9. Juli denkt. Denn dann beginnt vor dem Landgericht der Prozess gegen zwei mutmaßliche Betreiber eines Koks-Taxis, die über mehrere Monate die Schickimicki-Szene beliefert haben sollen. Unter den Kunden waren Geschäftsleute, Gastronomen, aber auch Musiker und andere Künstler. Noch unklar ist, ob die als Zeugen aussagen müssen.
Wie Ralf Herrenbrück, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärte, haben die beide Angeklagten (33 und 37 Jahre) nicht nur ein Geständnis abgelegt, sondern sich auch sehr kooperativ gezeigt. Die Kundenliste mit mehreren hundert Namen wurde von der Staatsanwaltschaft bereits ausgewertet.
„Es gab eine Vielzahl von Vorgängen bei uns“, so Herrenbrück. Eine Reihe von Verfahren sei eingestellt worden, weil das Kokain nur für den Eigenbedarf gekauft wurde. Einige Käufer kamen straflos davon, weil die beiden Handys der Dealer abgehört wurden. Diese Art der Überwachung ist nicht zulässig, wenn es sich um geringfügige Delikte handelt. Es habe auch Strafbefehle gegen Personen gegeben, die regelmäßig die Dienste des Koks-Taxis in Anspruch nahmen.
Nach den Ermittlungen der Kripo hatte das Duo täglich bis zu 40 Bestellungen empfangen. Verkauft wurden in der Regel Mengen bis zu einem Gramm, das auf der Straße zu einem Preis von 40 bis 80 Euro gehandelt wird. Herrenbrück: „Es war aber offenbar so, dass für die Lieferung ein Aufschlag genommen wurde.“
Unterwegs waren die beiden mit einem 14 Jahre alten Opel. „Ausgeliefert“ wurde in der Regel vor einer Diskothek im Medienhafen. Immerhin 368 Verkäufe zählten die Fahnder während der vier Wochen, in denen das Duo überwacht wurde.
Als die Kripo zuschlug, konnten in der Wohnung des 33-Jährigen noch rund 840 Gramm Kokain beschlagnahmt werden. Ein Teil davon soll sich in einem Mini-Tresor befunden haben, der als Steckdose getarnt war. Weitere Mengen Rauschgift soll der Mann auch bei seiner Mutter versteckt haben.
Weil sie ein umfangreiches Geständnis abgelegt haben, befinden sich die Angeklagten inzwischen wieder auf freiem Fuß. Durch ihre Aussagen könnten sie ihren Schickimicki-Kunden den peinlichen Auftritt vor Gericht ersparen. Doch ob die Zeugen gehört werden müssen, entscheiden die Richter. Der Prozess ist auf drei Verhandlungstage angesetzt.