Stadt forciert Kita-Ausbau — trotzdem drohen Klagen

Ab 2013 gibt es den Rechtsanspruch auf U3-Plätze — der kaum zu erfüllen sein wird. Zudem droht ein Mangel an Erzieherinnen.

Düsseldorf. Die vom Bund für August 2013 vorgeschriebene Versorgungsquote bei der Betreuung von unter dreijährigen Kindern beträgt 32 Prozent. Das schafft Düsseldorf schon jetzt, in einem Jahr will man gar bei 45 Prozent liegen. Beruhigt ist im Rathaus deshalb trotzdem niemand. Denn zugleich gewährt der Bund 2013 Eltern einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihrer Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Und alle Experten im Jugendamt gehen davon aus, dass selbst eine Versorgungsquote von 45 Prozent bald nicht mehr dem Bedarf gerecht wird. Ergo drohen der Stadt Klagen von Eltern.

Oberbürgermeister Dirk Elbers hat deshalb bereits vor einem Jahr eine U 3-Betreuungsquote von 60 Prozent als mittelfristiges Ziel ausgegeben. Längst bemüht sich die Stadt an allen Fronten um mehr Betreuungsplätze. So baut sie die Tagespflege bei Tagesmüttern aus, vor allem aber entstehen neue Kindertagesstätten: „Derzeit wird fast jeden Monat eine neue Kita eingeweiht“, sagt Jugenddezernent Burkhard Hintzsche. Die meisten werden zwar von freien Trägern in einem Investorenmodell gebaut, finanziert jedoch hauptsächlich von der Stadt. Erst am Dienstag bewilligte der Jugendhilfeausschuss dafür weitere 3,3 Millionen Euro.

Bei Neubauten indes sieht die Opposition noch Probleme: „Das städtische Baumanagement kommt da einfach nicht nach, die Umsetzung dauert zu lange“, beklagt Walburga Benninghaus (SPD). Hintzsche hingegen sieht auch da Fortschritte: „Die Bauzeiten verkürzen sich, teilweise wird eine neue Kita in nicht einmal neun Monaten fertiggestellt.“

Ein wachsendes Problem dürfte der Mangel an Erzieherinnen werden. Ein aktueller Controllingbericht des Jugendamtes weist zwar einen Personal-Besetzungsstand von rund 95 Prozent bei Kitas auf. Zugleich haben Kirchen und die Awo jüngst ermittelt und mitgeteilt, dass die Anzahl von Bewerbern dem Bedarf nicht mehr gerecht wird. Der zuletzt von OB Elbers gemachte Vorschlag, die Gruppenstärke um zwei Kinder zu erhöhen, könnte Erzieherinnen abschrecken: „Düsseldorf ist wegen der teuren Mieten ohnehin schon ein heikler Standort für Erzieherinnen, eine solche Mehrbelastung wäre kontraproduktiv und allenfalls übergangsweise legitim“, sagt Benninghaus.

Die Notwendigkeit jedoch, auch bei der Kinderbetreuung auf die Kosten zu achten, lässt sich angesichts der Controllingberichte kaum leugnen. Durch den forcierten U3-Ausbau muss die Stadt allein für Kitas 11,1 Millionen Euro mehr an freie Träger erstatten als geplant. In der Tagespflege beträgt das Ausgabenplus zum 30. April bereits 2,1 Millionen. Ärgerlich zudem: Die Ausstände bei den Elternbeiträgen betragen 4,9 Mio. Euro — auch wenn das 1,1 Millionen weniger als vor einem Jahr sind.