Meinung Rheinbahn: Dem neuen Netz fehlt noch das Herz

Kommentar Obwohl es bald einen Fünf-Minuten-Takt gibt:

Auch wenn es gleich noch was zu meckern gibt: Erstmal muss gesagt sein, dass sich die Düsseldorfer auf das neue Liniennetz freuen können. Wenn die Wehrhahn-Linie am 21. Februar an den Start geht, bedeutet das einen Quantensprung für den ÖPNV. Nicht nur, weil die Züge durch den neuen Tunnel schnell und verlässlich fahren können. Auch im restlichen Netz gibt es viele Verbesserungen. Insofern passt der Titel der gestern gestarteten Rheinbahn-Kampagne „Netz met Häzz“ durchaus.

Stammkunden werden vor allem bald merken, dass sich im Abendverkehr einiges verbessert. Auf mehreren Linien bzw. Routen wird es einen Zehn-Minuten-Takt bis 22 Uhr oder sogar 24 Uhr statt nur bis 20 Uhr geben. Noch besser ist der Effekt auf dem abendlichen Weg von der Altstadt nach Bilk: Wo bisher die 706 und 712 direkt hintereinanderfahren, so dass 19 Minuten lang nix kommt, werden künftig drei Linien in gemessenem Abstand zueinander fahren.

Und nicht zuletzt sind die Fahrzeitgewinne enorm. Ein Beispiel: Von der Arbeitsagentur bis zum Bilker Bahnhof braucht die neue U72 genau 14 Minuten. Zurzeit ist die 712 dort 21 Minuten unterwegs. Wer wissen will, wie viel Zeit er künftig spart, kann die Fahrplanauskunft auf der Rheinbahn-Homepage fragen: Dort sind die neuen Fahrpläne schon hinterlegt.

Ein symbolisches Zückerchen gibt es schließlich für Oberbürgermeister Thomas Geisel: Auf der Linie 709 gibt es durch die Integration der Verstärkerfahrten von Staufenplatz bis Südfriedhof (bisher werden sie von der 704/719 gefahren) in den Spitzenzeiten einen Fünf-Minuten-Takt. Den hatte Geisel in seinem Wahlkampf versprochen.

Aber — und auch das gehört zur Wahrheit — die Wehrhahn-Linie hat auch Schwächen. Das schon in der Planungsphase offensichtliche Kernproblem ist, dass viele Viertel ihren Direktanschluss an die Altstadt verlieren. Um die Zuschüsse von Bund und Land zu bekommen, wurde diese Schwachstelle damals weggerechnet. Dass es sie dennoch gibt, werden viele Düsseldorfer ab dem 21. Februar merken.

Etwas Abhilfe könnte zumindest eine Buslinie zum Burgplatz bringen, der bisher nicht angebunden ist. So könnten Mobilitätsbehinderte das Herz der Stadt besser erreichen. Doch die Rheinbahn ziert sich, sie sieht dort nur (Platz-)Probleme — statt Lösungen zu suchen. Dabei will die Stadt den Verkehr dort (und in der Mühlenstraße) ohnehin bald neu ordnen. Die Rheinbahn sollte das Thema jetzt auf die Agenda setzen. Ohne eine bessere Altstadtanbindung fehlt dem neuen Netz das Herz.