Robbie Williams bringt den Düsseldorfer Dome zum Kochen
Mit großen Gesten versetzte Robbie Williams beim ersten von zwei Auftritten in Düsseldorf gut 11 000 Menschen in Verzückung.
Düsseldorf. Ein Loch tut sich auf im Boden. Es dampft und raucht. Und plötzlich steht Robbie Williams da. Einer wie er kann nicht normal auf die Bühne gehen. Auch nicht mit mittlerweile 40 Jahren auf dem Buckel. Es muss schon diese verrückte Mischung sein: Pop-Gott, Neo-Sinatra, aus dem Untergrund emporfahrender Swing-Teufel. Robbie schaut lasziv. Er breitet die Arme aus. Er steppt ein paar Schritte und dreht sich mit wehendem Jackett einmal um sich selbst.
Wenige Bewegungen — aber dafür 11 000 kreischende Menschen: Es ist die Robbie-Formel, um die Stimmung am Mittwochabend im Düsseldorfer Dome von Null auf 180 zu bringen. Sobald der gigantische Theatervorhang zur Hallendecke fährt und die Band loslegt, ist der Brite — zwischendurch ja ein paar Jahre weg vom Fenster — wieder das Vorbild und der Titan, der alle anderen entweder wie Spielzeugfiguren in die Tasche packt oder wie Würmchen um den tätowierten Finger wickelt.
„Swings Both Ways“ heißt Williams‘ aktuelles Album mit Covern und eigenen Songs, das er auf dieser Tour in Düsseldorf gleich zweimal vorstellt. Gekommen sind die Robbie-Jünger nicht nur aus der Region — viele Frauen, nicht so viele Männer und ein paar Schlafsackschläfer vor der Halle —, sondern auch aus Niedersachsen, den Niederlanden, Baden-Württemberg, Bayern. Das verraten die Kennzeichen draußen auf dem Parkplatz. Drinnen swingt er für sie alle und wandelt auf den Spuren von Frankie Boy, Dean Martin oder Cab Calloway.
Die Bühne ist gebaut wie ein Ozeandampfer. Und der pflügt mit Captain Robbie durch diese alte Musik und schiebt alles, was sie über die Jahrzehnte vielleicht an musikalischem Staub angesammelt haben mag, mit dem Bug zur Seite. Dieser Künstler ist viel zu lebendig für Nostalgie. Er holt das Alte ins Hier und Jetzt. Das Rat Pack dürfte im Grab wohlig mit den Knochen klappern. Robbie schüttelt Hände. Er holt zu „That’s Amore“ die blonde Jessy aus Münster auf die Bühne, wirft ihr einen Schleier übers Haupt und macht sie zu seiner „Show-Braut“.
Er schmachtet Frauen, die ihn mit kleinen Krönchen auf dem Kopf und blinkenden Handys in der Hand anschmachten, zurück an. Er wirft Kusshände und macht ein paar kleine, obszöne Bewegungen — so wie früher, als er noch nicht verheiratet und Papa einer Tochter war. Er winkt und tanzt und rennt und wird am Seil zur Decke hochgezogen. Stillstand ist nicht. Es passiert immer irgendwas. Robbie ist Charmeur und Gentleman für die Frauen.
Für die Männer ist er der Kumpel. Am Ende holt er mit „Let me entertain you“ und „Come undone“ im Swing-Gewand, mit Sinatras „New York, New York“ sowie der Ballade „Angels“ noch mal den ultimativen Show-Hammer raus — und verschwindet im Rumpf des Bühnendampfers. Nein: Man muss Robbie Williams und seine Musik von Pop bis Jazz nicht mögen. Man muss ihn aber diese zwei Stunden lang lieben.