Bahn-Fahrer rast: Frau in Klinik

Eine Frau ist am Mittwoch in der Linie 712 schwer gestürzt, weil ein Fahrer zu schnell in die Kurve fuhr. Bei der Rheinbahn häufen sich die Beschwerden.

Foto: D. Young

Düsseldorf. Hannelore Saretzki hatte gerade im K 21 den „Orbit-Trip“ mitgemacht und war 25 Meter über dem Erdboden in den Netzen geschwebt, doch das eigentliche Abenteuer sollte nur wenige Minuten später folgen und blutig enden: Weil ein Rheinbahn-Fahrer der Linie 712 hinter der Haltestelle Pempelforter Straße zu schnell in die Verschwenkung stadtauswärts fuhr, wurde die 68-Jährige von ihrem Sitz geschleudert — und mit ihr drei weitere Fahrgäste.

„Die drei anderen Personen konnten sich noch irgendwo fangen, ich aber flog wie ein Geschoss in Richtung Bahngelenk. Ich hatte keine Chance.“ Die Folge: Eine tiefe, sechs Zentimeter lange Schnittwunde im rechten Daumen, eine Quetschung am linken Knie und ein abgeknickter Nagel am rechten Daumen. Die Hand hatte sich die Ratherin nach eigener Auskunft an einem Metallgegenstand der Bodenplatte aufgerissen. „Das Blut tropfte überall auf den Boden. Erst als mir die anderen Fahrgäste nach deren ersten Schock halfen, konnten wir die Blutung mit einer ganzen Packung Taschentücher stoppen.“ Mit Hilfe einer anderen Frau konnte die Seniorin später vom zweiten in den ersten Wagen nach vorne steigen, den Fahrer um seinen Namen bitten — und dann das Augusta-Krankenhaus in Rath aufsuchen. Das Ergebnis der Untersuchung und Behandlung: Mindestens drei bis vier Wochen darf die Düsseldorferin nicht an ihrer geliebten Wassergymnastik teilnehmen. „Das schmerzt mehr als die Verletzung.“

Doch Hannelore Saretzki wird sich wieder erholen. Und mit der Rechtsabteilung der Rheinbahn hat sie bereits Kontakt aufgenommen, um zu einer Einigung über Behandlungskosten und Schmerzensgeld zu kommen. Dennoch hat sie sich an die WZ gewandt. „Mir geht es nicht darum, in die Zeitung zu kommen, ich finde, die Situation muss öffentlich gemacht werden.“ Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster kennt die Stelle selbst und bestätigt, dass es dort — wie auch an anderen Gleisverschwenkungen entlang der Baustellen der Wehrhahn-Linie — zu Problemen kommt. Etwa 15 Beschwerden gingen wegen der Fahrweise entlang dieser Strecke monatlich ein. „Das nehmen wir auch sehr ernst und gehen jedem Hinweis nach, wenn wir die Kontaktdaten haben.“

Den aktuellen Fall nimmt man zum Anlass, die Fahrer schärfer zu kontrollieren — schließlich dürfe an besagter Stelle maximal Tempo 15 gefahren werden. Und zwar bis der ganze Zug durch die Kurve gefahren sei. „Wir werden einen Posten aufstellen“, verspricht Schuster. Zudem würden die Fahrer noch einmal ausdrücklich auf die Brennpunkte der Strecke hingewiesen. Fahrer würden zudem persönlich angesprochen, wenn sie den Vorfällen zugeordnet werden könnten. Heike Schuster weist aber auch darauf hin, dass Fahrgäste eine Verpflichtung hätten, sich einen festen Halt zu verschaffen. „Das ist auch so, wenn man sitzt.“ Hannelore Saretzki sieht darin nicht die Ursache: „Mir ist es schon des öfteren passiert, dass die Rheinbahn-Fahrer an dieser Stelle mit einem Höllentempo durch die Kurve fahren.“