Düsseldorf Schlechte Radwege: „Mit einem Eimer Farbe ist es nicht getan“

Schlechte Radwege? Radler, die sich über gefährliche Stellen ärgern, können sich bei der Stadt melden.

Wer mit dem Rad die Hüttenstraße überquert und auf die Pionierstraße kommt, wird auf den Radweg in die falsche Richtung gelockt — oder er muss auf die Straße ausweichen, und zwar im gleichen Moment, in dem auch die Autos Grün haben und auf die Straße einbiegen: eine ewige Gefahrenquelle für Radfahrer in Friedrichstadt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Fahrrad fahren ohne unachtsame Autofahrer, die plötzlich rechts abbiegen oder sich beschweren, wenn man entgegen einer Einbahnstraße radelt. Fahrrad fahren ohne Schlaglöcher oder Wege, die in einer Baustelle enden: In Düsseldorf wird das bald möglich sein. Allerdings nur für die Profis beim Grand Départ der Tour de France Anfang Juli.

An der Düsselstraße werden Radfahrer, die vom Lahnweg kommen und Straßenbahngleise und Neusser Straße gequert haben, auf den engen Bürgersteig gelockt — oder sie fahren nach rechts gegen den Verkehr.

Doch wie geht es den Düsseldorfer Radlern? Die „Karte des Grauens“ war eine Möglichkeit für Düsseldorfer Radler, sich über gefährliche Stellen auszutauschen. Erstellt wurde sie 2013 von der Initiative „Düsseldorf braucht Rad“ welche die Grünen auf den Weg gebracht hatten. Nun gibt es die Initiative nicht mehr. „Wir haben die Daten gesammelt an die Stadtverwaltung übergeben“, erklärt Norbert Czerwinski. „Wir haben denen gesagt: Hier, das sind die gefährlichen Stellen, deren Umbau den Radverkehr fördern würden.“ Czerwinski ist verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Stadtrat. Nach den knapp drei Jahren des Sammelns sind viele Daten zusammengekommen. „Wir haben die Daten in die Planung des Radhauptnetzes einbezogen“, erklärt Steffen Geibhardt, Radbeauftragter der Stadt. Er befasst sich schon seit knapp 20 Jahren mit den Düsseldorfer Fahrradwegen. Viele der kritischen Stellen seien bereits behoben.

Norbert Czerwinski, Radexperte der Grünen.

Foto: Grüne

Ist dann also jetzt alles gut auf Düsseldorfs Fahrradwegen? „Es gibt Mängel, die sind kurzfristig zu beseitigen“, erklärt der Radbeauftragte. „Doch wenn jemand sich einen Radweg an einer bestimmten Stelle wünscht, müssen wir uns fragen, wollen wir dort einen haben? Gibt es eine politische Mehrheit?“ Auf einzelne Wünsche könne deshalb manchmal nicht eingegangen werden.

Steffen Geibhardt ist Fahrradbeauftragter der Stadt.

Foto: Stadt

Steffen Geibhardt organisiert mit der Verwaltung die Fachgruppe Radverkehr, in der Vertreter von Parteien sowie ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) und VCD (Verkehrsclub Deutschland) sitzen. Hier wird über die Schaffung des Radhauptnetzes diskutiert. Auch Norbert Czerwinski ist Teil der Gruppe aus „passionierten Fahrradfahrern“, wie er sagt. „Dass die Verwaltung immer die Rückkopplung mit Politik sowie Verbänden sucht, ist vorbildlich und gibt es in keiner anderen Stadt.“

Beim Blick auf die Karte von 2014 sind da noch viele rote Punkte, also negative Stellen zu sehen. Norbert Czerwinski zeigt auf roten Punkte im Norden der Stadt. „Das ist die alte B8, da ist vor Jahren ein sehr teurer Radweg gebaut worden. Der ist aber so unmöglich um parkende Autos herumgelegt, dass man da gar nicht fahren kann.“ Die Linie der Verwaltung habe sich jedoch verändert, erklärt er. Nun solle Fahrradverkehr eher auf die Straße gebracht werden. „Das ist jedoch nicht nur ein weißer Strich, deshalb dauert die Umsetzung.“

„Der Überweg an der Neusser Straße, Ecke Düsselstraße ist sehr ärgerlich. Da gibt es keine Möglichkeit, gesetzestreu rüberzukommen. Da möchte ich nicht warten, bis das Hauptnetz umgesetzt ist, denn das ist eine gefährliche Stelle“, klagt der Verkehrsexperte der Grünen.

„Die Stelle ist uns bekannt“, sagt Steffen Geibhardt. „Dort soll die Ampel wegkommen, doch dann brauchen wir Fußgänger-Übergänge für die Schienen, wofür der Übergang verbreitert werden muss.“ Trotz der Pläne hätten andere Stellen Vorrang. Sollten sich jedoch mehrere Menschen beschweren oder ist ein Ort besonders gefährlich, werde er bevorzugt behandelt.

Doch wo können Radler sich beschweren? Gründe für das Einstellen der „Karte des Grauens“ ist der städtische Mängelmelder in der Fahrradkampagne „Radschlag“. Der Mängelmelder der Stadt ist über die Radschlag-Internetseite sowie die dazugehörige App zu erreichen. Radler können hier Stellen in verschiedene Kategorien melden. „Das hat einen großen Vorteil“, erklärt Steffen Geibhardt, „dadurch kommt die Beschwerde direkt an den richtigen Ort.“ Beschwerden über Fehlplanungen landen bei ihm.

Sollte etwa ein Strauch auf einem Radweg wuchern und den Weg versperren, wissen die richtigen Mitarbeiter der Stadt sofort Bescheid.

Interaktiv wie einst die „Karte des Grauens“ ist der städtische Mängelmelder nicht. Radler können nicht auf die gemeldeten Gefahrenstellen zugreifen. Ein Austausch ist so nicht möglich.

Czerwinski: „Ich würde mir als weiteren Schritt der Radkampagne einen stärkeren Dialog mit Radlern wünschen. Radfahrer sollten in der App einen Eintrag machen können, auf den die Verwaltung direkt antworten kann.“

Die Verwaltung sei jedoch trotz der Aufstockung auf fünf Personen, die für den Radverkehr zuständig sind (früher nur eine Person), sehr ausgelastet.

„Wir planen mehr Interaktivität für die App“, sagt Steffen Geibhardt, „jedoch ist das sehr aufwändig und wir bräuchten eine Redaktion.“ Bereits jetzt gebe es Bürgerbeteiligungsverfahren, die jedoch in erster Linie informieren sollen. Er wünscht sich, dass das Radschlag-Projekt mehr wird als nur ein Mängelmelder. Geibhardt meint, dass ein solch komplexes Thema auch ein gewisses Grundwissen benötige. „Mit dem berühmten Eimer Farbe ist es oft nicht getan.“