Geschäft in Unterbilk von Mutter und Tochter Windisch vor dem Aus Schminklädchen muss schließen
Das Geschäft von Susanne und Marianne Windisch ist seit 1943 in Familienbesitz.
Düsseldorf. Die Dielen des Bodens knarzen bei jedem Schritt, der Geruch von altem Holz und süßer Schminke liegt in der Luft. Zwischen Werbeplakaten, Masken und Schminkpinseln grinsen Gesichter aus Plastik in die Spiegel. Früher trugen sie Perücken, mittlerweile sind die Köpfe kahl. Nun leeren sich Stück für Stück die Regalreihen im kleinen Laden von Marianne und Tochter Susanne Windisch. „Vieles hier ist getackert und geklebt, die Regale sind uralt, da müssen wir beim Ausmisten aufpassen, dass sie nicht auseinanderfallen“, sagt Susanne Windisch. Ende des Jahres schließen die Windisch-Frauen ihr Schminklädchen in Unterbilk.
Es ginge einfach nicht mehr, sagt Marianne Windisch. „Wir machen ja nicht zu, weil wir keine Lust mehr haben.“ Die 87-Jährige habe bis zuletzt immer wieder Teile ihrer Altersvorsorge in die Finanzierung des Ladens gesteckt. Die Zeiten, in denen Menschen Schlange vor dem Laden standen, um sich schminken zu lassen, seien lange vorbei. „Nachdem uns die Drogerieketten das Geschäft schwer gemacht hatten, wurde es mit Beginn der Schnäppchenjagd im Internet ganz schlimm“, so Susanne Windisch. Jetzt schmückt nur noch ein Schild mit einem Aufdruck, der auf die Schließung des Ladens hinweist, das kleine Schaufenster.
Immer wieder finden Mutter und Tochter im scheinbaren Chaos zwischen den Regalen etwas aus der langen Geschichte des Ladens, der seit 1943 im Familienbesitz ist. Kürzlich war es noch eine Hustelinchendose aus den 1950er Jahren, in der Susanne Windisch einige alte Bilder entdeckte: In schwarz-weiß lächeln sechs junge Angestellte in einheitlichen Schürzen vor der Theke der damaligen Drogerie in die Kamera.
Viele Möbel sind noch von damals. Als Marianne Windisch das Geschäft ihres Vaters übernimmt, war die Zeit der Drogerien vorbei. Schnell war klar, dass ihr Herz für ein Schminklädchen schlägt. „Gemalt habe ich schon immer gerne.“ Im Kölner Theater machte sie eine Ausbildung als Maskenbildnerin, zur Kosmetikerin und Visagistin bildete sie sich bis 1985 weiter.
Nicht nur die Hausfrauen von nebenan kamen zu Windischs, um sich schminken zu lassen. Auch für Prominente, Damen aus der Politik und Transvestiten schwang Marianne Windisch oft den Lidschattenpinsel. „Es gibt so viele lustige Anekdoten, die sich in den 40 Jahren Schminklädchen-Geschichte angesammelt haben“, erzählt Susanne Windisch. Schon länger ist es beispielsweise her, da rief Gräfin von Faber-Castell im Schminklädchen an, um einen Termin zu vereinbaren. Nicht wissend, mit wem Susanne Windisch am anderen Ende der Leitung spricht, fragte Susanne Windisch noch einmal nach dem Namen: „Wie der Bleistift?“ Als Antwort reichte die schlichte Aussage: „Ich bin der Bleistift.“
Überlegungen, den Laden zu schließen, gab es seit Jahren. „Nach schlechten Zeiten, die uns nachts häufig um den Schlaf brachten, kamen immer wieder gute“, sagt Susanne Windisch, „aber jetzt ist Schluss.“ Die 51-Jährige sucht nun einen neuen Job. An den Ruhestand habe Marianne Windisch nie denken wollen, „aber es soll wohl so sein.“