Düsseldorfer Wahrzeichen So residieren Firmen im Dreischeibenhaus
Das Gebäude gilt als Wahrzeichen mit hoher emotionaler Bindung bei den Mitarbeitern. Aber es geht auch ums Prestige und die gute Lage. Eine Annäherung.
Düsseldorf. Das Abenteuer Dreischeibenhaus beginnt schon, nachdem der Besucher das ehrwürdige Gebäude gerade betreten hat. Als er schnell noch einen Aufzug erwischen will, um sich der Gruppe auf dem Weg nach oben anzuschließen, wird er von einer Insiderin gewarnt. „Sie müssen erst im Foyer auf dem Display die gewünschte Etage antippen. Sonst hält der Aufzug dort nicht.“ Hightech im ehemaligen Industrie-Wahrzeichen. Also schnell wieder raus, bevor die Fahrt womöglich im 22. Geschoss des fast 100 Meter hohen Hauses endet — und von dort nicht so schnell wieder hinunter führt. In den zweiten Stock.
Dort, und auf der Hälfte der Fläche darüber, hat Jones Lang LaSalle (JLL) seinen Firmensitz. Der Immobiliendienstleister hat viele Firmen beim Einzug in das für 220 Millionen Euro sanierte Thyssen-Hochhaus vermittelt — und selbst die Gunst der Stunde genutzt. „JLL war immer ein Innenstadtmakler“, sagt Office Managerin Monika Winkelmann. Im Medienhafen habe man sich vor 15 Jahren niedergelassen, weil nichts Adäquates in der City zur Verfügung gestanden habe. Bis zum heutigen Tag sei die Niederlassung in Düsseldorf auf 100 Mitarbeiter gewachsen. Und die wollen gut untergebracht werden. „Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital. Insofern ist es wichtig, dass wir ihnen ein Umfeld bieten, wo sie sich wohlfühlen.“ Und alle haben sich laut Winkelmann auf ihr neues Büro gefreut, allen voran die 46-jährige Office Managerin selbst. „Ich bin Düsseldorferin. Ich bin mit dem Gebäude aufgewachsen“, sagt sie. Da ist es fast verständlich, dass die Räume der Firma nach Stadtteilen benannt sind. Wer in die Altstadt geht, landet hier beispielsweise im großen Konferenzraum. Mit nicht nur einem schönen Ausblick Richtung Hofgarten. Die weichen Kurven der nackten Kate Moss sind auf einem Fotokunstwerk von Thomas Wrede zu sehen. Die Männer würden davon aber nicht bei ihren geschäftlichen Gesprächen abgelenkt.
Das kann sich niemand im Hause leisten. Bei allen Komplimenten für den Standort: Es geht um Erfolg. Diesen verbindet auch die Kanzlei Gleiss Lutz mit dem neuen Standort, wie Partner Thomas Menke erklärt: „Der Umzug (vom Hofgartenpalais; Anm. d. Redaktion) zeigt damit auch sinnbildlich die Größe, die wir hier inzwischen erreicht haben. Und, dass wir hier wirklich angekommen sind. Wir konnten in den letzten Jahren viele renommierte Unternehmen in der Region als Mandanten gewinnen. Die erfolgreiche Entwicklung setzen wir nun an einem der prominentesten Orte der Stadt fort.“ Auf drei Etagen in dem Düsseldorfer Büro sind mehr als 70 Mitarbeiter beschäftigt, davon 30 Anwälte.
Ähnlich schildert Alltours-Sprecher Stefan Suska den Umzug von Duisburg nach Düsseldorf. „Wir haben einen Standort gesucht, wo starke Marken sind.“ Schließlich habe das Reiseunternehmen eine Markenbekanntheit von 94 Prozent. 500 Beschäftigte arbeiten auf der vierten bis zur neunten Etage. Und jeweils zur Hälfte im dritten und elften Geschoss. Platz sei noch für weitere 100 Mitarbeiter. Für viele von ihnen weht ein neuer Wind — und zwar buchstäblich. „Bei dem starken Sturm kürzlich hat mein Schrank angefangen zu singen“, sagt Suska. „Die Beweglichkeit des Hauses hören Sie.“ Tatsächlich nimmt auch der Besucher immer wieder mal ein dynamisches Pfeifen in der Nähe der Aufzüge wahr — wegen des Sogs in den Schächten, erfährt man in einem anderen Unternehmen des Hauses.
In der 20. und 21. Etage bei A.T. Kearney ändert sich die Wahrnehmung: Der Blick fällt auf den schwarzen Marmorboden, der als Fortführung des Eingangsbereichs des Gebäudes neu verlegt wurde. Dann schweift er über den Rhein Richtung Oberkassel. Der Ausblick auf die Oberkasseler Silhouette ist rekordverdächtig. Garantiert ein Düsseldorfer Rekord ist der höchste Kickerstandort im Rückzugsraum der Beratungsfirma im 21. Geschoss. In fast 100 Metern Höhe können hier Tore geschossen werden. Bei digitaler Präferenz auch auf der Wii.
„Das Dreischeibenhaus spiegelt auch einen Teil unserer eigenen Geschichte wider. Zu dem Zeitpunkt, als Thyssen das Gebäude kurz nach der Erbauung übernahm, eröffnete A.T. Kearney gerade seinen Standort in Düsseldorf — als erstes Büro außerhalb der USA. Unser Büro lag ganz in der Nähe des damaligen Thyssen-Hochhauses“, schildert Marcus Eul, Partner bei der Unternehmensberatung, einen Beweggrund für den Umzug.
Vom letzten zum ersten Mieter, der Unternehmensberatung Roland Berger. Die 80 Mitarbeiter sind fast immer bei Kunden vor Ort. Für jene, die in der 12. und 13. Etage anzutreffen sind, ist das Haus laut Strategieberater Martin Streichfuss „ein idealer und wegen des Blicks auch inspirierender Arbeitsplatz“.