Bis zu 1,2 Millionen Euro im Jahr Diese vier Düsseldorfer Vereine sammeln am meisten Spenden ein – das tun sie mit dem Geld
Düsseldorf · Weihnachten ist die Zeit der Geschenke, wohltätige Vereine sind darauf angewiesen. Das tun die größten vier mit dem Geld.
Der Dezember ist der Monat, in dem die Deutschen übers Jahr gesehen mit Abstand am meisten Geld spenden. Das Fest der Liebe bedeutet bei vielen auch finanzielle Nächstenliebe für all jene, denen es nicht so gut geht. Gemeinnützige Vereine sammeln Spenden und sorgen dafür, dass die Geldgeschenke möglichst effektiv eingesetzt werden. Aber wie genau funktioniert diese organisierte Form der Bescherung eigentlich?
In Düsseldorf gibt es verschiedenste Organisationen, die mit dem Geld von Bürgerinnen und Bürgern Gutes tun. In dieser Übersicht stellen wir vier Vereine vor, die gemäß unserer Recherche die meisten Spenden in der Stadt einsammeln – und gleichzeitig auf finanzielle Geschenke angewiesen sind, um professionell arbeiten zu können. Denn alle sind unabhängig von öffentlichen Geldern. Ein Blick auf die Zahlen hinter den Zuwendungen.
Asphalt: 1,2 Millionen Euro
Wesentlich bekannter als der Name dieses Vereins ist die Zeitung, die dazugehört: Fiftyfifty, das Straßenmagazin. 17 Angestellte zählt die Organisation, einer davon ist Gründer und Geschäftsführer Holger Ostendorf. Er berichtet, dass Asphalt ein Jahresbudget von rund drei Millionen Euro hat. Etwa 60 Prozent der Einnahmen kommen aus dem Verkauf von Kunst in der Fiftyfifty-Galerie und aus dem Vertrieb des Straßenmagazins oder des Kalenders. 1,2 Millionen Euro sind spendenbasiert. „Fast ein Drittel davon sammeln wir im Dezember ein“, sagt Ostendorf.
Und wo fließt das Geld hin? Die eine Hälfte geht in Form von Gehältern auf die Konten der Angestellten. Allein neun Sozialarbeiter beschäftigt der Verein, um Obdachlose zu unterstützen – nicht nur beim Verkauf der Zeitung, sondern grundsätzlich in ihrem Alltag.
Die andere Hälfte der Spenden fließt einerseits in Projekte wie die mobile Tierarztpraxis „Underdog“, den Gutenachtbus und die Sozialberatung. Andererseits erwirbt der Verein auch Immobilien, um Menschen von der Straße ein Dach über dem Kopf und ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. „Allein in diesem Jahr konnten wir so 20 Apartment-Wohnungen in Düsseldorf kaufen“, sagt Ostendorf.
Eine Herausforderung für den Verein: Wegen der Wirtschaftskrise sei die Menge der Spenden im Vergleich zu 2023 deutlich gesunken. Der Geschäftsführer hofft auf einen starken Jahresendspurt. Auch wenige Euro würden am Ende viel bewegen, sagt er. „Kleine Spenden machen eine große Hilfe aus.“
Vision Teilen: 900 000 Euro
Noch so eine Organisation, die in der Stadt vor allem für ein bestimmtes Projekt bekannt ist: Vision Teilen ist gemeinsam mit Fiftyfifty der Träger des Gutenachtbus. Ein Sprinter dient als mobiles Ess- und Sprechzimmer und fährt ganzjährig von Montag bis Freitag spätabends in der Altstadt und danach am Hauptbahnhof vor, um bedürftigen Menschen eine warme Mahlzeit, saubere Kleidung oder ein offenes Ohr zu geben. „Um Projekte wie dieses zu finanzieren, sind wir zu fast 100 Prozent auf Spenden angewiesen“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Amendt.
Etwa 1,5 Millionen Euro Ausgaben habe Vision Teilen im Jahr, rund 900 000 Euro davon entfallen auf Düsseldorf. Wie bei Asphalt sind etwa 50 Prozent des Budgets für Personal vorgesehen. 20 Angestellte arbeiten für den Verein, nur wenige im Büro, die meisten vor Ort in Projekten. Dazu zählt neben dem Gutenachtbus in Düsseldorf auch „Hallo Nachbar“ – ein Engagement gegen Einsamkeit im Alter, unterstützt von 140 Ehrenamtlern und koordiniert von drei Sozialarbeiterinnen.
Ansonsten fließen die Spenden laut Amendt in Sachkosten wie wärmende Schlafsäcke, Socken und Unterwäsche oder den Unterhalt des Busses. Etwa 1000 finanzielle Unterstützer gebe es, um den gemeinnützigen Verein am Laufen zu halten.
Armenküche: 630 000 Euro
Der Verein Altstadt-Armenküche ist für seine Präsenz am Burgplatz bekannt. Dort gibt es täglich ein Mittagessen für Bürgergeld-Bezieher und Menschen, die auf der Straße leben. „Das gesamte Projekt ist spendenfinanziert“, sagt der Vereinsvorsitzende Wolfgang Sieffert. 630 000 Euro an Spenden habe man 2023 einsammeln können. Dieses Jahr sollen es noch ein paar Zehntausend Euro mehr werden, „damit wir die schwarze Null schaffen“.
Zwei Drittel der Zuwendungen fließen ins Personal, der Verein hat acht Angestellte – nur eine Teilzeitkraft sitzt in der Verwaltung, der Rest ist in der Küche oder in der Sozialarbeit tätig. Das andere Drittel der Spenden braucht der Verein, um die Lebensmittel für Mahlzeiten wie Spaghetti Bolognese oder Linseneintopf einzukaufen. „Wegen der hohen Inflation und des immer stärkeren Zulaufs haben wir vier Mal so hohe Ausgaben wie noch vor der Pandemie“, sagt Sieffert.
Tafel Düsseldorf: 850 000 Euro
Vorsitzende Eva Fischer findet, dass die jährliche Spendensumme des Vereins „wahnsinnig viel Geld“ ist. Aber genau das brauche die Tafel Düsseldorf auch, weil man keine öffentlichen Zuwendungen bekomme. Dann nennt Fischer noch drei weitere Zahlen, um die Relationen klarzumachen: 50 000 Kilo Lebensmittel verteile der Verein pro Woche, an bis zu 10 000 bedürftige Menschen – und beschäftige dafür nur sechs hauptamtliche Mitarbeiter.
„Wir versuchen, unsere Kosten so niedrig wie möglich zu halten“, sagt die Tafel-Chefin. Um Lebensmittel aus Supermärkten vor dem Verderben zu „retten“ und dann an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet auszugeben, brauche es einen großen logistischen Betrieb. „Daher fließen die Spenden auch in unseren Fuhrpark, die Miete und Versicherungen.“
Um all die Ausgaben decken zu können, brauche es die überdurchschnittliche Spendenbereitschaft kurz vor Weihnachten. „Da ist es bei gemeinnützigen Vereinen wie im Einzelhandel“, sagt Fischer. „Der Dezember ist der wichtigste Monat des Jahres.“