Düsseldorf-Niederkassel St. Anna: „Die Kirche im Dorf lassen“

Mit dem CDU-Ortsvorsitzenden Michael Schmittmann an der Spitze wächst der Widerstand gegen den Abriss der Annakirche.

Foto: M. Schmittmann

Düsseldorf. Michael Schmittmann, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Niederkassel, wendet sich vehement gegen die Entscheidung von Pfarrer Michael Dederichs und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kirchenvorstands, Jochen Lüdicke, die Annakirche abzureißen.

„Eine zwingende Notwendigkeit für den Abriss des Sakralbaus ergibt sich mir nicht“, erklärt er im WZ-Gespräch. Gewiss könne man auf so einer kostbaren Immobilie locker 60 Wohneinheiten hinsetzen und spielend über Erbpacht fünf Millionen Euro in die Tasche der katholischen Kirchengemeinde spülen, aber bei etwas gutem Willen und einer Umplanung könne die Kirche erhalten bleiben. Schmittmann möchte die Sanierungsfrage nicht vom Pfarrer entschieden haben, sondern von Fachleuten, die genaue Sanierungskosten und Alternativen zu einer kompletten Neubebauung unter Erhaltung des jetzigen Sakralbaus nennen.

Schmittmann hatte inzwischen ein Gespräch mit dem Pfarrer und stellt fest: „Es ist noch nichts entschieden. Vielmehr hat der neu gewählte Kirchenvorstand einen Unterausschuss gebildet, der dem Kirchenvorstand eine Neubebauung des St. Anna-Areals vorschlagen wird. Die Erstkommunion am 2. Mai 2016 findet auf jeden Fall im Bestand statt.“

Schmittmann hatte sich schon im Bürgerverein Niederkassel skeptisch über den Totalabriss geäußert. Inzwischen erreichte er, was eigentlich selbstverständlich ist: Die Niederkasseler werden in die Diskussion eingebunden. Damit entfällt die Schweigepflicht, die Dederichs dem Kirchenvorstand und den Spitzen des Pfarrgemeinderats auferlegt hatte. Dederichs selbst spricht lediglich von einer Kapelle und einer Tiefgarage für das Neubaugebiet unter der Niederkasseler Straße.

Nach Auskunft von Wolfgang Kamper, dem ehemaligen Bezirksvorsteher (CDU), wurde 1962 das Areal unter der Bedingung des Verkäufers abgegeben, dass das Gelände für eine Kirche oder einen sozialen Zweck gedacht ist. Genau wie Schmittmann ärgert sich Kamper darüber, dass die Finanzen über Wohl und Wehe von St. Anna entscheiden: „Sankt Antonius leistet sich eine so große Orgel, da müssten doch auch ein paar Cent für St. Anna übrig bleiben.“

Inzwischen meldet sich auch Wilhelm Petzold zu Wort. Er ist als Stiftungssprecher für das Erbe der Künstlerin Sigrid Kopfermann zuständig. Kopfermann hatte mehrere Fenster in St. Anna gestaltet und der Gemeinde zum Geschenk gemacht. Petzold will nicht, dass die Fenster auf dem Schrottplatz landen. Falls das Erzbistum sie nicht abnimmt, wird er sie an wohl gesonnene Sammler vermitteln.

Eine Alternative wäre, dass sie am Sitz der Stiftung in der San-Remo-Straße eingebaut werden. Aber auch Petzold hofft, dass die Kirche im Dorf bleibt. Der Architektensohn Thomas Rosiny, bei dem das Urheberrecht liegt, erfuhr von dem Abriss aus der WZ. Er wandte sich ans Gemeindeamt, um ein Gespräch mit Pfarrer Dederichs zu führen. Eine Antwort hat er noch nicht.