Ausstellung über den weltweit bekannten Wagenbauer Jacques Tilly gibt nie gesehene Einblicke in seine Kindheit

Düsseldorf · Die Werke des bekannten Düsseldorfer Wagenbauers sind ab Sonntag im Stadtmuseum zu sehen. Neben den bekannten Rosenmontags-Mottowagen werden dort auch Einblicke in die Wagenbauhalle und seine frühen Werke gegeben.

070225 Stadtmuseum: Ausstellung von Werken von Jacques Tilly Foto: Andreas Bretz

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Jacques Tilly dürfte den meisten für seine weltweit berühmten Mottowagen an Rosenmontag bekannt sein. Diese sind natürlich ein großer Teil der Sonderausstellung im Stadtmuseum, die am Sonntag eröffnet wird. Aber es geht auch um Einblicke, die man sonst nicht in das Leben des Düsseldorfers bekommt.

Für die Ausstellung „Jacques Tilly – Freigeist“ im Stadtmuseum wurden 500 Exponate ausgewählt. Bei der Retrospektive geht es auch zu den ganz frühen Anfängen zurück – in sein Kinderzimmer in Oberkassel. Zurück in das Haus, in dem Tilly auch heute noch lebt. Auf Wunsch der Kuratorin Susanne Anna stöberte er alte Kisten durch, „die waren ganz verstaubt“. Es sei lange her, das er sich seine frühesten Werke angeschaut habe.

Zu sehen sind dort bunte Tiere, Teufel, Gespenster und Clowns – oder wie der ganz junge Tilly damals schrieb: „Kschbenst und Jimmy dea Klauhen“. Schon früh war es bunt und kreativ im Kinderzimmer von Jacques Tilly. Auch der Karneval spielte früh eine Rolle, so werden auch gemalte Bilder von Rosenmontagsumzügen gezeigt, den verfolgte er schon in jungen Jahren von einer Leiter aus, um besonders viel sehen zu können.

Der politische Ansatz ist ebenfalls in seinen frühesten Werken zu erkennen. So beleidigt Franz Josef Strauß in einer Zeichnung Willy Brandt, in einer anderen regt er sich über ihn auf. „Da war ich acht Jahre alt und konnte gerade so schreiben. Besonders die ganz frühen Werke sind wirklich authentisch. Die habe ich seit fast 60 Jahren selbst nicht mehr gesehen.“

Der heute 61-Jährige wuchs in Oberkassel auf, seine Entwicklung sei nur möglich gewesen, weil seine Eltern ihm den Freiraum ließen und ihn immer förderten. Das liberale Elternhaus habe ihn immer sehr gestärkt. „Für meinen Bruder gab es als Geschenk einen Baukasten, er wurde später Ingenieur. Ich habe Farben geschenkt bekommen. Meine Eltern sagten immer: Der Junge wollte malen.“ Wegen dieser großen und wichtigen Unterstützung war es Tilly ein Anliegen, dass seine Eltern mit Bildern in der Ausstellung vertreten sind. „Sie haben mir immer Rückenwind gegeben.“

Von Talent sei in diesem Teil der Ausstellung nicht viel zu erkennen, sagt Tilly über seine frühen Werke. „Aber ich sehe dort schon eine sehr große Energie und Schaffenskraft.“ Und die setzte er in vielen Projekten im Kinderzimmer um, lernte, auf der Schreibmaschine zu schreiben, fing an, Romane zu schreiben, malte jeden Tag vier bis fünf Stunden an Comic-Heften, spielte Stücke der Augsburger Puppenkiste nach oder drehte Filme mit selbst gebastelten Dinosauriern. Auch eine Schülerzeitung mit Karikaturen entwickelte er. „Was ich früher mit Lehrern gemacht habe, mache ich heute mit Kanzlern und Päpsten.“

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Den Mittelpunkt der Ausstellung bilden die Themen Kunst und Politik. Der unverkennbare Tilly-Stil zieht sich durch die gesamte Ausstellung. So sind dort auch viele Mottowagen von vergangenen Rosenmontagszügen zu sehen. Seine satirischen Wagen gehören jedes Jahr zu den Highlights des Zuges und haben eine große Strahlkraft weit über Düsseldorf und sogar Deutschland hinaus. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Wagen „Putin in der Badewanne“, der 2023 Teil des Rosenmontagszugs war.

Unter dem Motto „Werkstatt Karneval“ soll es Einblicke in die konkrete Arbeit der Wagenbauer geben, die im Sommer beginnt, wenn das Motto für die nächste Session gekürt wird. In den wenigen Tagen vor dem Rosenmontagszug ist die Hochzeit in der Wagenbauhalle. Dort werden die Mottowagen ganz aktuell noch erstellt. Genügend Futter dazu werden Tilly und sein Team vermutlich auch am Sonntag vor Karneval noch bekommen, wenn am 23. Februar die Bundestagswahl ansteht.

Eines sei jedoch absehbar: Einen Trump-Wagen könnte es wieder geben, auch wenn es Tilly „Bauchschmerzen bereitet“, dass nun weitere vier Jahre mit Trump als US-Präsident anstehen. Für die Mottowagen habe die aktuelle Situation mit einem Wahlkampf und einer Wahl kurz vor Karneval etwas Gutes: „Je schlechter es der Welt geht, umso härter ist die Satire.“

Ob denn irgendwann mal Schluss für Tilly und seine Mottowagen sein wird? „Das ist eine Vollzeit-Beschäftigung und es wäre schön, irgendwann mal Urlaub zu machen. Die Mottoentwürfe werde ich aber machen, so lange ich atme – und so lange man mich noch möchte.“

Dass seine Werke nun so groß in einem Museum in seiner Heimatstadt gezeigt werden, hätte Jacques Tilly niemals erwartet. Für ihn und sein Team, das bei den Illustrationen eine große Rolle spielt, sei das eine große Ehre. Einen besseren Zeitpunkt als die Jubiläumssession zu 200 Jahren Düsseldofer Karneval hätte es dafür nicht gegeben. Kuratorin der Ausstellung ist Museumsdirektorin Susanne Anna.

Die erste größere Schau zum Werk des Düsseldorfer Wagenbaumeisters fand 2017 in der Handwerkskammer statt, damals waren rund 100 Exponate zu sehen. Susanne Anna hat in enger Zusammenarbeit mit Tilly nun rund 500 Exponate ausgesucht, sodass den Besuchern ein umfassender Einblick gegeben wird. Auf den 500 Quadratmetern der Sonderfläche bekommen die Besucher diese präsentiert.

(anbu rö)