Diskussion in Düsseldorf Warum der Jürgensplatz doch nicht nach Klaus Dönecke benannt wird

Düsseldorf · Kurz vor der letzten Ratssitzung des vergangenen Jahres verschwand die Umbenennung des Jürgensplatzes plötzlich von der Tagesordnung. Nun wurde bekannt, warum der zentrale Ort in Unterbilk doch nicht nach dem verstorbenen Polizeihistoriker Klaus Dönecke benannt wird.

Für den Jürgensplatz soll nun in einem neuen Verfahren ein neuer Vorschlag gefunden werden.

Foto: Anne Orthen

Die Überraschung war groß, als Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) die Umbenennung des Jürgensplatzes kurz vor der Ratssitzung im Dezember von der Tagesordnung streichen ließ. Kurzfristig seien damals „verschiedene Bitten und Anregungen aus unterschiedlichen Richtungen“ eingegangen, die eine weitergehende Diskussion notwendig mache, hieß es damals nur dazu.

Nun hat die Stadt erstmals die Begründung der Entscheidung des Oberbürgermeisters konkretisiert. „Die Familie von Klaus Dönecke bittet darum, von einer Umbenennung des Jürgensplatzes in Klaus-Dönecke-Platz abzusehen. Sie seien von diesem Benennungsvorschlag überrascht worden“, teilt ein Stadtsprecher mit. Seitens der Familie wurde nun der Wunsch geäußert, den Platz nach einem Opfer des Nationalsozialismus zu benennen. „Familie Dönecke ist der Auffassung, dass dies mehr im Sinne von Klaus Dönecke gewesen wäre.“

Klar ist damit auch: Eine schnelle Entscheidung zur Umbenennung des zentralen Platzes in Unterbilk wird es wohl nicht geben. Ein kritischer Umgang mit dem Namen Franz Jürgens war nötig geworden, weil neue Forschungserkenntnisse seine Rolle als Unterstützer der „Aktion Rheinland“ in ein neues Licht rückten. Ein Kolleg und eine Straße im Stadtgebiet mit seinem Namen wurden bereits vergangenes Jahr umbenannt. Für den Jürgensplatz will Keller jetzt in einem neu aufzusetzenden Verfahren einen neuen Vorschlag entwickeln lassen.

Dieser soll „gemeinsam mit dem Ältestenrat abgestimmt werden.“ Der Ältestenrat besteht aus dem Oberbürgermeister und Vertretern der Ratsfraktionen und soll neben Repräsentationsangelegenheiten auch eine Verständigung zwischen den Parteien herbeiführen.

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Diese hatten sich interfraktionell im Dezember auf den Namensvorschlag Klaus Dönecke verständigt, während seitens der Bürger, die bei einer Bürgerveranstaltung Ende Oktober ihre Meinung einbringen konnten, der Name eines Opfers des Nationalsozialismus präferiert wurde. Man habe „jahrelang unter dem Namen eines Täters gewohnt“, diese wolle man nun dem Namen eines Opfers entgegenstellen, hieß es damals vonseiten der Anwohner.

Eine solche Lösung hatte auch die Mahn- und Gedenkstätte unter Leitung Bastian Fleermanns ins Spiel gebracht. In Absprache mit der Jüdischen Gemeinde war damals Edith Fürst vorgeschlagen worden, eine Düsseldorfer Jüdin, die auf ihrer Flucht Richtung Palästina von den Nationalsozialisten in Serbien ermordet worden war. Heute erinnert ein Stolperstein in der Prinz-Georg-Straße an Fürst. Ob ihr Name für die Umbenennung jedoch wieder relevant wird, ist noch offen.

(ctri mbo)