Streit um Wohnungsmarkt: Schlagabtausch im Stadtrat

Regelt alles der Markt oder muss der Bau neuer Wohnungen forciert werden? Die Verwaltung soll ein Handlungskonzept erstellen.

Düsseldorf. Gibt es genügend Wohnungen in Düsseldorf? Oder werden deutlich zu wenige neu gebaut — vor allem im preiswerten Segment? Beim Thema Wohnen gab es im Stadtrat am Donnerstag einen großen politischen Schlagabtausch.

Die Opposition sieht darin eines der größten Probleme der Stadt. Gerade weil Düsseldorf prosperiere und attraktiv für Zuzügler sei, müsse die Stadt hier viel mehr tun, forderte SPD-Chef Andreas Rimkus: „Stattdessen wird zurückgefahren. Im Jahr 2000 wurden noch 1800 Wohnungen neu errichtet, 2009 waren es weniger als 1000 — dabei bräuchten wir 2500 pro Jahr.“

Vor allem im mittleren und unteren Preissegment herrsche Wohnungsmangel. „Sie aber beleben die Luxuskategorie, was in Düsseldorf völlig unnötig ist, denn das regelt der Markt“, rief Rimkus CDU und FDP zu.

Der von der SPD vorgelegte „Masterplan preiswertes Wohnen“ will durchaus auch Einpendler zu Düsseldorfern machen, um den Autoverkehr zu reduzieren. Deshalb müssten mehr bezahlbare Wohnungen für Studenten und junge Berufseinsteiger her.

Die Ratsmehrheit will davon nichts wissen. FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus sagte gegenüber der WZ explizit: „Wir möchten nicht, dass Berufspendler aus dem Umland in die Stadt ziehen.“ Und die CDU bestreitet generell, dass es in Düsseldorf eine Wohnungsnot gibt.

Laut des schwarz-gelben „Handlungskonzepts Wohnungsbau“ soll Wohnraum in allen Preissegmenten bereit gestellt werden. „Dazu gehört die Sozialwohnung genauso wie das Einfamilienhaus oder die Luxusvilla“, betonte Klaus-Dieter Lukaschewski.

Der rot-grünen Landesregierung warf er vor, die Zuschüsse für den öffentlichen Wohnungsbau zu kürzen und die Eigenheimförderung zusammenzustreichen: „Dabei ist das auch echte Familienförderung.“

Der Mieterverein hält es mit der Opposition. Hans-Jochem Witzke, der Vorsitzende und EX-SPD-Ratsherr meint: „Der Wohnungsbau ist hier seit Jahren auf Talfahrt. Immer mehr ehemals sozial geförderte Wohnungen fallen aus der Preisbindung. Zugleich steigt die Zahl der Haushalte und damit der Nachfragedruck.“

Für die Grünen ist deshalb klar, dass die Stadt gegensteuern muss — selbst wenn sie nicht mehr ein Wachstum auf 600 000 Einwohner als Ziel proklamiere. „Man kann sich von Zielen verabschieden, die Leute kommen trotzdem“, sagte Sprecherin Antonia Frey. Sie prophezeit: „Es wird eine Wohnungsnot geben.“

Der Stadtrat beauftragte schließlich die Verwaltung, ein Handlungskonzept Wohnen zu erstellen. In einigen Monaten soll es vorliegen.