Düsseldorf Studie über Fußballer: Je schöner, desto wertvoller

Ulrich Rosar, Professor der Heine-Uni, hat untersucht, ob die Attraktivität eines Fußballprofis seinen Marktwert steigert.

Mario Gomez landete optisch und sportlich auf den vorderen Plätzen.

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Düsseldorf. Der deutsche Intellektuelle hat seit jeher ein schwieriges Verhältnis zum Fußball. Im restlichen Europa und erst recht in Südamerika sucht man die Angst der Intelligenzija vor schwitzenden Sportlern und ihren grölenden Fans vergeblich. Schriftsteller, Künstler, Professoren — sie alle jubeln und leiden öffentlich und schreiben Bücher über Ball und die Welt.

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In Deutschland war das lange anders. Obwohl der Sport in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in teuren englischen Privatschulen entstand und auch hierzulande bis zum Ersten Weltkrieg eine nahezu reine Oberschichten-Veranstaltung war, eroberte ihn irgendwann die Arbeiterschaft — und gab ihn lange nicht mehr her. Erst durch die WM 2006 wandelte sich das.

Sportlich Durchschnitt, aber attraktiver und wertvoller als andere: Fin Bartels.

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So ist es wohl kein Zufall, dass Ulrich Rosar, Professor für Soziologie an der Heine-Uni, 2008 auf die Idee kam, sich mit dem Fußball zu befassen. Acht Jahre lang widmete er sich der Frage, ob die Attraktivität eines Fußballers den Marktwert steigert. Am Freitag stellte er seine Ergebnisse vor. Und die belegen, dass es sehr wohl Zusammenhänge gibt.

Das mag auf den ersten Blick nicht überraschen. Kommen attraktive Menschen doch grundsätzlich leichter durchs Leben. In Schule und Uni gibt es die bessere Noten, im Bewerbungsverfahren leichter den Job. Und nun also auch im Sport, im dem doch allein das „Leischtungsprinzip“ (Bundestrainer Joachim Löw) gelten soll. Doch der Professor sagt: „Je attraktiver ein Spieler ist, desto besser sind seine Verdienstchancen — auch wenn ein anderer mehr Tore schießt.“

365 Männer zwischen 17 und 64 Jahren haben dafür Fotos von 438 Profis aus der Saison 2007/2008 angesehen und von null (unattraktiv) bis sechs (attraktiv) bewertet. Die Noten wurden mit Leistungsdaten sowie mit dem Marktwert verglichen. Und siehe da: Sind zwei Spieler leistungsmäßig gleichauf, ist der Marktwert des attraktiveren höher. Laut Rosar steigere jede bessere Note den Marktwert um durchschnittlich 220 000 Euro.

Das soll natürlich nicht heißen, dass ein schöner Mann mit zwei linken Füßen automatisch Millionen verdient. So landete Bayern-Star Franck Ribèry in Sachen Schönheit auf dem viertletzten Platz, war durch seine fußballerische Qualität aber der wertvollste Spieler der ganzen Liga. Auch der Wissenschaftler sagt: „Die sportliche Leistung steht im Zentrum.“ Aber: „Der Attraktivitätsfaktor spielt auch eine Rolle“. Hübsche Spieler würden intensiver wahrgenommen, „was dazu führen dürfte, dass diese Spieler und ihre Leistung besser erinnert werden“, sagt Rosar, der das Ergebnis auch umdrehen kann: „Unattraktivere müssen mehr leisten, um denselben Wert zu erreichen.“