Zurück an die Platte Tischtennis in Coronazeiten — die neuen Regeln

Düsseldorf · Monatelang mussten die für ihren Sport auf die Halle angewiesenen Spieler des BV 04 aufs Training verzichten. Jetzt geht es wieder los, unter ganz besonderen Bedingungen.

 Blick in die Sporthalle des BV 04: Jeder Tisch steht in einer durch Absperrungen abgegrenzten Box.

Blick in die Sporthalle des BV 04: Jeder Tisch steht in einer durch Absperrungen abgegrenzten Box.

Foto: Peter Kurz

So wurde Tischtennis noch nie gespielt: Jeder der beiden Spieler hat seinen eigenen Ball, der eine einen weißen, der andere einen orangenen. Und jeder schlägt nur mit seinem eigenen Ball auf, muss also auch nur diesen in die Hand nehmen. Liegt der Ball des Gegners auf dem Boden, so fasst er diesen nicht an, sondern kickt ihn mit dem Fuß hinüber zum Gegner, so dass dieser wieder mit seinem eigenen Ball aufschlagen kann.

Dieser Hygienevorschlag für ganz Vorsichtige findet sich im „Covid-19-Schutz-Konzept- und Handlungskonzept“ des Deutschen Tischtennisbunds, das dieser den Vereinen als Rahmen zur Verfügung stellt. Auch die Tischtennisabteilung des BV 04, deren erste Mannschaft in der Bezirksklasse spielt, nimmt die Hygienevorschriften äußerst ernst. Seit Montag haben die Spieler nach der langen Zwangspause und dem grünen Licht, das Land und Stadt für den Hallensport unter Berücksichtigung der Hygieneregeln gegeben haben, das seit Mitte März schmerzlich vermisste Training wieder aufgenommen. Und das läuft wirklich ganz anders ab als gewohnt.

 Stefan Raasch (links) und Hubert Girten reinigen den Tisch nach dem Spiel — und den Ball gleich mit.

Stefan Raasch (links) und Hubert Girten reinigen den Tisch nach dem Spiel — und den Ball gleich mit.

Foto: Peter Kurz

Tische und Bälle
werden desinfiziert

Zwar bleiben die BV-04-Spieler dabei, mit nur einem Ball zu spielen, aber dieser wird nach dem Training desinfiziert. Die Tische, die mit ihren 2,74 Metern Länge einen ausreichenden Sicherheitsabstand garantieren, werden nach jeder Trainingseinheit von den jeweiligen Spielern abgewischt.

„Im Normalbetrieb stellen wir sieben Tische auf, jetzt sind es nur noch fünf“, sagt Hubert Girten, Abteilungsleiter der Tischtennissparte des BV 04. Und jeder dieser Tische ist von den anderen durch Absperrungen getrennt, steht in einer Box von fünf mal zehn Metern. So verlieren sich denn auch nur zehn Spieler in der rund 400 Quadratmeter großen Sporthalle des Vereins an der Hans-Böckler-Straße. Weil die Nachfrage der Mitglieder für die Trainingsabende größer ist, spielt man in zwei Schichten. Die eine von 18 bis 19.15 Uhr, die andere, damit sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Halle knubbeln, von 19.30  bis 20.45 Uhr. Die Vereinsmitglieder müssen sich entsprechend per Mail für eine Trainingseinheit anmelden.

Und wie ist bisher die Nachfrage? Noch scheinen viele vorsichtig zu sein. „Auf unsere Rundmail, dass der Betrieb wieder möglich ist, hat sich die Hälfte der Aktiven gar nicht gemeldet“, sagt Girten. „Ein Drittel derjenigen, die geantwortet haben, möchten es noch nicht wieder riskieren,  aber gut 20 Spieler wollen wieder ran an die Tische, weshalb wir auch die Schichten fahren müssen.“ Auf Wettkämpfe müssen Girten und seine Sportfreunde sich ohnehin derzeit nicht vorbereiten. Die Saison startet, wenn alles glatt geht, im Herbst. Als die vorherige Spielzeit Mitte März jäh ihr Ende fand, da wurden die Tabellenstände gewissermaßen eingefroren, wer auf einem Nicht-Abstiegsplatz stand, hielt seine Klasse. So wie alle sechs Mannschaften des BV 04.

„Das Ballgefühl kommt so langsam wieder“, sagt Arno Czardybon, Spitzenspieler des Vereins, nach zwei Trainingseinheiten. Aber mit seiner Beweglichkeit ist er nach der langen Zwangspause noch nicht zufrieden. Er sitzt gerade mit Mund-Nasen-Schutz an einem Tisch, verwaltet die Liste der anwesenden Spieler für eine eventuelle Kontaktnachverfolgung im Infektionsfall. Ein bisschen zieht es, weil zwei Türen und die Fenster geöffnet sind, um für genügend Luftaustausch zu sorgen. Vor Czardybon liegt auch ein Karton mit den an diesem Tag schon benutzten Bällen, die später desinfiziert werden. Und da sind auch die Reinigungsmittel für die Tische.

„Wir wechseln weiterhin nach jedem Satz die Seiten“, sagt Czardybon, „aber dann achten wir darauf, dass wir im Uhrzeigersinn um die Platte herumgehen, so dass man sich nicht zu nahe kommt.“ Doppel wird derzeit auch nicht gespielt.  Und die Spieler werden per Aushang darauf hingewiesen, dass sie doch bitte darauf verzichten mögen, ihren Handschweiß wie sonst oft üblich an dem Tischtennistisch abzuwischen. Händeschütteln vor und nach dem Spiel ist genauso tabu wie das Anhauchen des Balles. Das mit dem Anhauchen praktiziert hier sowieso niemand. Im Training schon gar nicht. Und auch im Wettkampf ist es eher eine Unsitte unfairer Spieler, die damit offenbar das Absprungverhalten des Balles auf Tisch und Schläger manipulieren wollen.

Umkleideräume bleiben abgeschlossen. Geduscht wird zuhause. Ganz schön viele Unannehmlichkeiten sind das. „Macht nix, alles gut. Wir sind froh, dass wir uns endlich wieder austoben können nach so langer Zeit“, sagt Abteilungsleiter Girten. Und schon ist er, selbst Bezirksklassenspieler in der ersten Mannschaft, wieder auf dem Weg zum blauen Tisch. Ein Match schafft er noch bis 20.45 Uhr.