Überraschende Wende im Vergewaltigungsprozess
Ein Zahnarzt soll seine Ehefrau vergewaltigt haben — jetzt ist er aus der U-Haft.
Düsseldorf. Blass, hager, zornig: Hans M. wirkt abgekämpft. Seit dem 10. August des vergangenen Jahres sitzt er in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, seine dritte Ehefrau zweimal vergewaltigt zu haben. Der Angeklagte beschreibt den Sex ganz anders, eher als Versöhnung nach einem Streit.
Als er von dem Vorwurf der Vergewaltigung hörte, fiel er aus allen Wolken. „Ich war geschockt“, sagte er der in Oberkassel lebende Zahnarzt am ersten Verhandlungstag. Er könne sich an so etwas nicht erinnern.
Am Montag kam es dann zu einer überraschenden Wende im Vergewaltigungsprozess: Der 54-jährige Familienvater darf sich wieder frei bewegen — der Haftbefehl wurde außer Vollzug gesetzt. „Die für sie sehr schwere Situation in U-Haft wäre somit beendet“, sagt der Vorsitzende Richter. Viele Gründe führten zu der neuen Situation. Am Montag sollte eigentlich noch einmal die Ehefrau aussagen — doch wegen schwerer Krankheit konnte diese nicht erscheinen. Außerdem bestehe bei dem Mann keine Fluchtgefahr und einige Gutachten kamen zu keinem Ergebnis, das den Angeklagten weiter belasten würde.
„Meine Frau muss keine Angst vor mir haben. Ich habe ihr nichts getan und werde ihr nichts antun“, so Hans M. Er fühle sich gerade unheimlich ungerecht behandelt. „Immer sind die Männer schuld“, schimpft er bei seinem ersten Café in der Kantine. Wie er sich in Freiheit fühlt? „Kann ich noch nicht einschätzen. Ich muss das Geschehene jetzt erst einmal verarbeiten“, sagt er.
Kommende Woche soll der Prozess fortgesetzt werden, sofern die Ehefrau wieder vernehmungsfähig ist.