Düsseldorfer Sprinterwerk Viermillionster Sprinter: Vor dem Jobabbau gibt’s Überstunden

Bei Mercedes lief der viermillionste Sprinter vom Band. Die Auftragslage ist gut. Bei den Mitarbeitern mischt sich Sorge mit Stolz.

Düsseldorfer Sprinterwerk: Viermillionster Sprinter: Vor dem Jobabbau gibt’s Überstunden
Foto: Mercedes

Düsseldorf. Als am Dienstag der viermillionste Sprinter im Mercedes-Benz-Werk vom Band rollt, scheint es, als hätten sich Unternehmen und Mitarbeiter ausgesöhnt. 2014 war geprägt von den Diskussionen um den Bau eines neuen Werks in den USA zulasten des Düsseldorfer Standorts und um den damit einhergehenden sozialverträglichen Abbau von rund 650 Stellen im Düsseldorfer Werk.

Empörung hatte die Entscheidung der Unternehmensführung vor allem deshalb ausgelöst, weil der Sprinter ein Erfolgsprodukt ist, das Unternehmen aber Teile der Produktion in die USA verlegen will, um Einfuhrzölle zu sparen.

Tatsächlich ist der Sprinter derzeit so gefragt, dass Mitarbeiter, die um ihre Jobs kämpften, sogar selbst samstags arbeiten müssen. Allein im ersten Quartal 2015 setzte das Unternehmen weltweit 40 900 der Transporter ab, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Und da hatte das Düsseldorfer Werk mit 167 000 Transportern bereits einen Rekord geknackt. Für Martin Kelterer, verantwortlich für das Düsseldorfer Sprinterwerk, „nach 53 Produktionsjahren ein bedeutender Erfolg“.

Für die rund 6500 Mitarbeiter der Grund für viele Überstunden. „Die Mehrbelastung ist erheblich“, sagt Thomas Weilbier. Insgesamt habe sich die Situation aber beruhigt. Der Betriebsratsvorsitzende wirkt auf der Feier für den viermillionsten Sprinter im Düsseldorfer Werk deutlich entspannter, als noch im vergangenen Jahr. Einträchtig steht er neben Oberbürgermeister Thomas Geisel. An ihm hatte Weilbier im vergangenen Jahr Kritik geübt. Der Betriebsratsvorsitzende hatte moniert, dass Geisel die Arbeitnehmerseite erst angehört habe, nachdem er mit der Unternehmerseite gesprochen hatte. Das ist längst vergeben: „Das war nur eine leichte Meinungsverschiedenheit. Ich bin ja nicht nachtragend“, gibt sich Weilbier versöhnlich.

Weilbier ist bereits seit 1979 bei Daimler, hat bereits etliche Sprinter vom Band rollen sehen. Dass es ihn stolz macht, mitzuerleben, dass nun das viermillionste Exemplar das Werk verlässt, sagt er nicht nur so: „Das Unternehmen hat uns alle sehr geprägt.“ Ähnlich sieht das Mitarbeiter Wolfgang Wohlers. Der 52-Jährige arbeitet seit 1978 bei Daimler. „Ich war von Anfang an dabei, das macht mich stolz“, sagt er. Ganz ohne Sorge blicken er und seine Kollegen trotzdem nicht in die Zukunft.

„Für die jungen Leute wünschen wir uns, dass es weitergeht“, fügt ein Kollege an. Doch diese Sorgen spielen auf der Feier nur eine Nebenrolle. Einzig die Tatsache, dass das Jubiläumsfahrzeug aus Düsseldorf künftig über Kölns Straßen rollen wird, sorgt für Diskussionen — wenn auch für nicht ganz ernst gemeinte: Daimler hat das Fahrzeug dem Deutschen Roten Kreuz in Köln gespendet.