Düsseldorf Vor 20 Jahren brannte der Airport

Zwei Dekaden liegt die Katastrophe am 11. April zurück, die viel veränderte. Am Flughafen wird „klein, aber würdig“ erinnert.

Düsseldorf: Vor 20 Jahren brannte der Airport
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit liegt ein frischer Kranz im Raum der Stille am Flughafen. Erinnerte er Ende März an den Absturz der Germanwings-Maschine vor erst einem Jahr, so reicht das Gedenken jetzt 20 Jahre zurück in die Vergangenheit: Am 11. April vor genau zwei Dekaden brannte der Düsseldorfer Flughafen, starben 17 Menschen, wurden mehr als 70 schwer, hunderte leicht verletzt.

Düsseldorf: Vor 20 Jahren brannte der Airport
Foto: Stdatarchiv

Es war in Düsseldorf das verheerendste Feuer der Nachkriegszeit, der Brand mit dem wohl größten Schaden in ganz Deutschland. Und doch ist dieses Gedenken 20 Jahre später ein schwieriges. „Wir erinnern uns“, sagt Flughafensprecher Thomas Kötter. „In einem kleinen, aber würdigen Rahmen.“ Ein Kranz eben, dazu ein Kondolenzbuch. Eine Gelegenheit für jene, die sich erinnern möchten. Aber keine große Gedenkveranstaltung wie noch zum zehnjährigen Jahrestag der Katastrophe. Auch weil man am Airport die Erfahrung gemacht hat, dass die Angehörigen der damaligen Opfer es nicht mehr verlangen. Am Flughafen gibt es nach wie vor feste Ansprechpartner für die Hinterbliebenen. Doch Kontaktaufnahmen gebe es kaum noch.

Düsseldorf: Vor 20 Jahren brannte der Airport
Foto: dpa

Ähnlich weit weg ist das Jahrhundertereignis inzwischen bei der Düsseldorfer Feuerwehr, für die es der größte Einsatz überhaupt war — 1000 Retter aus der Landeshauptstadt und vielen umliegenden Gemeinden waren damals vor Ort. Vor zehn Jahren erinnerte sich noch Wolfgang Röhr, der damals als einer der ersten Feuerwehrmänner am Flughafen gewesen war, in der WZ, wie der Notruf „Brand im Blumenladen“ hereinkam: „Als wir auf das Terminal zufuhren, lag es in weißen Dunst eingehüllt. Ich dachte nur, was ist das heute so nebelig?“ Wenig später muss sein Trupp acht Opfer aus der Air-France-Lounge bergen. Jetzt, noch einmal zehn Jahre später, ist Röhr gerade in den Ruhestand gegangen — als letzter Führungsdienstmitarbeiter, der jenen 11. April 1996 vor Ort miterlebt hat.

Auch bei der Düsseldorfer Polizei lichten sich die Reihen der Zeitzeugen. Einer sitzt noch in der Wache Mörsenbroich: Ulrich Rungwerth, er war damals Pressesprecher im Präsidium. Er saß am Jürgensplatz, während sein Kollege, der im Norden wohnte, zum Airport fuhr. Beide gingen zunächst auch von diesem kleinen Brand im Blumenladen aus. „Dann rief er mich an und sagte: ,Die tragen hier jetzt Tote raus — das ist eine ganz schlimme Sache!’“, erinnert sich Rungwerth.

Zuerst riefen die Düsseldorfer Journalisten an. Dann die internationalen Medien. „Das bricht über einen herein“, sagt der Polizist. „Es war eine Sache von einer Stunde.“ Auch ohne Smartphones. In Rungwerths Amtszeit als Pressesprecher fielen auch das Rohwedder-Attentat und die Explosion an der Krahestraße. „Aber der Flughafenbrand war natürlich das größte Ereignis.“ Heute ist er stellvertretender Leiter der Inspektion Nord. Der Flughafen lässt ihn irgendwie nicht los.

Der Brand, er ließ ganz Düsseldorf über Jahre nicht los. Der Prozess gegen die Arbeiter, die ihn ausgelöst hatten, dauerte fünf Jahre. Dabei kam unter anderem heraus, dass es keine Brandsicherheitswache bei den Schweißarbeiten gegeben hatte. Die Konsequenzen spürt Flughafensprecher Kötter auch heute noch. Als zum Gedenken an den Germanwings-Absturz Kerzen im Terminal aufgestellt wurden, mussten permanent ein bis zwei Feuerwehrmänner danebenstehen. „Für alle öffentlichen Räume hat dieser Brand, den ja keiner für möglich gehalten hatte, viel verändert“, sagt er. „Der vorbeugende Brandschutz ist extrem wichtig geworden.“

Das bestätigt auch Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen: Man könne mehr Einfluss nehmen, etwa bei Bauprojekten. Insbesondere sei die Forderung einer Brandmeldeanlage erleichtert worden. „Wir gehen aber auch mehr in die Einsatzvorplanung.“ Für große Objekte in Düsseldorf gibt es feste Pläne, wo man etwa im Ernstfall anfahren, wie man sich aufstellen, mit dem Retten und Löschen beginnen würde. Die Kommunikationstechnik ist besser, die Verteilung der Löschzüge optimiert, das Personal mehr — 150 statt damals 110 Einsatzkräfte im 24-Stunden-Dienst, auch mehr Führungskräfte stehen parat. Tobias Schülpen: „Man ist heute anders aufgestellt und hätte früher Einsatzkräfte vor Ort.“ Doch auch so seien Brände mit Todesopfern eben nicht zu verhindern. Auch 20 Jahre später nicht.