Warmer Winter: Schlussverkauf hat längst begonnen
Prozentzeichen im Posterformat beherrschen die Schaufenster — ein Marketinginstrument,sagt die Expertin.
Düsseldorf. Das zweite Paar Schuhe gibt’s für die Hälfte, oder das dritte ganz umsonst. „Jetzt noch mehr reduziert“, heißt es auf einem Schaufenster, „30 Prozent Kassenrabatt“ auf einem anderen. Winterjacken für 20 Euro, Schuhe für einen Zehner, drei Euro kostet eine Mütze. Kaum ein Geschäft in der Innenstadt, dass nicht auf mehr oder weniger auffällige Weise auf den Schlussverkauf hinweist.
30, 50, 70 Prozent gibt’s da auf den ursprünglichen Preis, rote Plakate füllen ganze Schaufenster aus, grell gelbe und pinke Zahlen prangen auf dem Glas. „Last days — final reductions“, kündigt ein Geschäft fast warnend an: kaufen soll man, jetzt und vor allem viel.
Für Jana Tremper sind das genau die Signale, die sie sucht. „Wobei ich zugeben muss: Es ist fast zu viel. Man wird beinahe erschlagen, ein Preis ist niedriger als der andere“, sagt die 26-Jährige. Tremper ist das, was man einen Einkaufsprofi nennen könnte. „Über das Jahr kaufe ich nicht viel. Aber jetzt schlage ich zu“, sagt sie und lacht.
An diesem Tag war sie bereits erfolgreich: ein Paar Schuhe, mehrere Oberteile, eine Jacke sowie Accessoires trägt sie in mehreren Tüten mit sich. „Das hat sich gelohnt: Hätte ich das alles zum regulären Preis gekauft, hätte ich fast einen vierstelligen Betrag zahlen müssen.“ So hat sie rund 350 Euro bezahlt. Shopping mit System also? „Ja“, sagt Tremper. „Eigentlich kaufe ich nur, woran ein Sale-Etikett hängt.“
System steckt aber auch auf der anderen Seite der Ladentheke dahinter. „Schlussverkäufe sind ein starkes Marketinginstrument für die Händler, mit großer Sogwirkung“, erklärt Anne Schauer vom Einzelhandelsverband. „Die Händler räumen damit nicht nur ihre Lager für neue Ware frei, sie locken auf diese Weise Kunden an.“ Gerade bei Kleidung, die in der folgenden Saison nicht mehr modern sein könnte, werde der Rabatt ausgereizt: „70 Prozent Nachlass sind nicht selten.“
Und auch die warmen Temperaturen in diesem Winter sorgen dafür, dass die Prozentzeichen früher auf den Etiketten kleben. So sinken in der Galeria Kaufhof bereits seit Dezember die Preise. „Der klassische Schlussverkauf Ende Januar ist aber immer noch in den Köpfen der Kunden. Sie erwarten von uns dann noch einmal gewisse Reduzierungen“, sagt Annegret Treseler, Geschäftsführerin der Filiale Am Wehrhahn.
Darauf spekulieren auch Nushin und Clara. Die 16-jährigen Freundinnen haben die Hände voller Tüten: „Wenn wir ein Superschnäppchen ergattern, fühlt sich das an wie ein kleiner Triumph“, sagt Clara lachend.