Düsseldorf Warum Start-ups hier Erfolg haben

Die Stadt wirbt für sich und die Gründerszene. Düsseldorf kann vor allem mit dem großen Umland punkten — und den Agenturen.

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Düsseldorf. Ana hebt ab: Die Maschine von All Nippon Airways steigt vom Flughafen steil nach oben auf der Titelseite des Themenmagazins: „Start Up — 12 Gründe für den Erfolg in Düsseldorf“ — ein Beihefter in der aktuellen Ausgabe der in Düsseldorf erscheinenden „Wirtschafts-Woche“. Oberbürgermeister Thomas verweist in einem Grußwort auf rund 140 Düsseldorfer Start-ups aus den Digitalbranchen, dem Food- und Handelsbereich und auch aus der Mode, die kommt auch noch vor.

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Die Gründe für den Erfolg in dieser Stadt liegen auch auf dem Land: 11,6 Millionen Einwohner im Umkreis von einer Autostunde. Im selben Radius sitzen rund 100 000 Unternehmen, die als Abnehmer oder Kooperationspartner infrage kommen, vor allem auch die großen internationalen Kommunikations-Konzerne. Insgesamt sorgen in Düsseldorf rund 800 Agenturen für einen jährlichen Umsatz von fünf Milliarden Euro.

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„Wenn eine Partnerbörse die Formel für die Liebe entwickelt, wollen wir mit Agenturmatching die Formel für Vertrauen schaffen“, begründet Axel Roitzsch seine Idee des Agenturmatchings, des Zusammenbringens von Firmen und Werbeagenturen. 600 Kreativschmieden haben bereits ihr Profil bei ihm hinterlegt. Warum in Düsseldorf? Die Marktnähe macht’s, erklärt der Gründer.

Da sind die Geldbeschaffer nicht mehr weit. „Wie kann man das, was Banken machen, besser machen“, fragte sich Philipp Kriependorf und gründete

Jetzt firmiert er als David auch dort, wo die Goliaths des Geldgeschäfts residieren: auf der Kö. Inzwischen beansprucht Auxmoney mit einem Marktanteil von über 70 Prozent den Spitzenplatz auf dem deutschen Crowdfunding-Markt. Argument für Düsseldorf: „An diesem Standort können wir aus dem Vollen schöpfen.“ Und: „Die Sparkassen haben inzwischen gemerkt, dass wir ein attraktiver Partner für die Zusammenarbeit sind.“

Und wenn sich der Erfolg dann einstellt, auch für Beteiligungen. Dafür gibt es bereits gute Beispiele wie Emmas Enkel, die inzwischen zur Großfamilie des Düsseldorfer Traditionskonzerns Metro gehören, oder das Portal Salz & Brot, von dem sich Immobilienscout24 anteilmäßig eine Scheibe abgeschnitten hat.

„Warum von irgendwoher bestellen, wenn es die gewünschten Produkte in unmittelbarer Umgebung gibt?“ fragt Philipp Bohne, Gründungsgeschäftsführer von

Mit ihrem elektronischen regionalen Marktplatz wollen fünf Ex-BWL-Studenten eine Lücke in der Nahversorgung schließen. Das — auch auf andere Städte übertragbare — Konzept: In Düsseldorf tauchen nur Produkte aus Düsseldorf auf. Wird zum Beispiel ein rotes Kleid gesucht, findet man es womöglich ein paar Straßen weiter. Geliefert wird dann per Fahrrad-Kurier. Eine Idee, die dem vom Internet gebeutelten Einzelhandel nicht Kunden wegnimmt, sondern ihm welche bringt.

Als Düsseldorfs Vorzeige-Start-up wird immer wieder Trivago genannt. Auch Fashionette ist ein Musterbeispiel des Erfolgs. Der Online-Fachhändler für Designer-Handtaschen mit Sitz an der Grafenberger Allee hat bereits zwei Millionen Besucher pro Monat auf seiner Seite und behauptet sich damit deutschlandweit als größter Anbieter in seinem Bereich

Auch der „Spiegel“ bestätigt das Konzept der Gründer mit seiner Überschrift: „Gucci zum Zocken“. In seinem Wirtschaftsteil empfiehlt das Magazin Designer-Taschen als Alternative zu Aktien. Cécile Gaulke, eine Hamburger Mitbewerberin von Fashionette bestätigt, dass selbst Taschen, die jahrelang getragen wurden, oft mehr bringen, als ihre Besitzerinnen einst dafür im Laden bezahlt haben. Beispiel ist die begehrte Birkin-Bag von Hermès: „Bei uns könnten Sie die gleich am nächsten Tag für 10 000 bis 12 000 Euro verkaufen.“ Man kann das Objekt der Begierde nicht einfach so im Laden kaufen, sondern landet — wenn man Glück hat — auf einer Warteliste. Und dann kann’s noch Jahre dauern. Von diesem Marketing des Mangels profitieren in Düsseldorf auch gehobene Second- Hand-Shops für Vintage de Luxe wie „Mae’s“ in Oberkassel.