Pintensterben in Wittlaer Wittlaer: Wirtsleute sind in den Stammlokalen dringend gesucht

Düsseldorf · Wittlaer Beide Traditionsgaststätten im Stadtteil mussten schließen. Um das Winterbrauchtum zu retten, lässt der Baas des Heimat- und Kulturkreises ein Zelt auf dem Schützenplatz aufstellen und hofft auf viele Sponsoren.

Ein Foto aus Tagen, als es das Gasthaus Peters in Wittlaer noch gab und dort auch viele Stammtische.

Foto: Heimat- und Kulturkreis Wittlaer

Die Einwohner von Wittlaer sind stolz auf ihre Geschichte, die sie bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen können. Sie lieben den Dorfcharakter und die Nähe zum Rhein. Eigentlich würden sie gern auch ihre Restaurants mit den Biergärten loben, wie es die Immobilienfirmen noch heute tun, die gern auf die ausgezeichnete Wohnlage und die „teureren“ Preise hinweisen. Doch die beiden Traditionsgasthöfe haben den Betrieb eingestellt. Der Heimat- und Kulturkreis Wittlaer schlägt Alarm und muss nun für das Winterbrauchtum eine Alternative schaffen.

Im taufrischen Heimat-Jahrbuch Wittlaer 2020 spricht Herausgeber Bruno Bauer von einem „Abschied mit Wehmut“, denn das Gasthaus Peters ist seit 28. Juli geschlossen. Damit entfalle die „Begegnungsstätte für alle Wittlaerer“. Auf einem Foto von anno dazumal zeigt er eine lachende Gesellschaft. Bauer beschreibt, wie sich dort alle Schichten der Bevölkerung trafen: der Landgerichtsdirektor und der Sozialhilfe-Empfänger, der Postbote und der Gymnasiallehrer, der Kripobeamte und der Dachdecker, der Schmied und der Anstreicher, der Thekensteher, der Friedensrichter und der Hoppediz-Pastor. An den drei tollen Tagen ging es besonders toll zu. Soll damit etwa Schluss sein?

Zur Historie: Willi Peters führte das Lokal mit seiner Ehefrau Gertrud bis 1977. Sie kredenzten Hausmannskost wie Kartoffelsalat, Bockwurst und Strammen Max. 2002 übernahm Werner Peters den elterlichen Betrieb, modernisierte und freute sich, dass der Biergarten die Anlaufstelle für Radfahrer und Freundeskreise war. Nun war es ein Speiselokal mit Weinkarte. Es gab ein Oktoberfest und in den Monaten mit „r“ Reibekuchen. Seit Juli ist die Tür geschlossen, gesucht wird ein Wirt mit „Herz und Leidenschaft“ für den Betrieb.

Ebenso traurig endet derzeit die Geschichte des Lokals „Schmitz-Lökes“. Bruno Bauer führt den Stammbaum der Familie Schmitz bis ins Jahr 1831 zurück, als der Gutsbesitzer Heinrich Schmitz aus Ilverich Eigentümer des bisher landeseigenen Wittlaerer Werths wurde, das er 1832 an seine vier Kinder verschenkte. 1864 entstand die Gaststätte, 1905 wurde sie durch einen Neubau mit Rundbogenfenstern ersetzt. Aus der Familie ging u.a. ein Ludwig Schmitz, genannt Lökes, hervor. Er schaltete 1931 eine Anzeige in einer Broschüre der Wittlaerer Schützenbruderschaft und lobte seine Dampfbäckerei, Konditorei und besagte Gaststätte Schmitz-Lökes. Sohn Johannes Remigius und dessen Frau Maria, genannt Mucki, blieben ohne Kinder. Gutgläubig übertrugen sie 1972 ihr gesamtes Vermögen an Dritte, ohne auf Sicherheiten bei der Rentenzahlung zu bestehen. Erst durch eine Zwangsversteigerung 1984/85 kam das Ehepaar Schmitz zu seinem Recht. Er starb 1988, sie 2001.

Das Gasthaus Schmitz Lökes in Wittlaer musste 2018 wegen „Meinungsverschiedenheiten mit dem Eigentümer“ schließen. Foto: Heimat- und Kulturkreis

Foto: Heimat- und Kulturkreis Wittlaer

Der Abgesang des Lokals Schmitz-Lökes ist traurig. 1980 sollte es ein Gourmet-Betrieb werden, der schon im Jahr darauf aufgab. 1984 organisierte das Pächterpaar Pino und Petra Guerrisi eine gehobene italienische Küche. 2006 übernahm nach gründlicher Renovierung Pino Meine als neuer Pächter den Standort, verabschiedete sich jedoch 2018 wegen „Meinungsverschiedenheiten mit dem Eigentümer“. Ein neuer Pächter wird seitdem gesucht.

Gesucht werden Sponsoren, um das Festzelt zu bezahlen

Roman Wesolowski vom Heimat- und Kulturkreis spricht von einem „trostlosen Leerstand“. Der Betriebsmanager der Volksbank Rhein-Ruhr schlägt jedoch nicht nur Alarm, sondern handelt auch. Als Begründer und „ungewählter Präsident“ der Wittlaerer Karnevals-Gruppe JeckElWis (Jecke Eltern Wittlaers) mit derzeit 42 Erwachsenen und 80 Kindern will er nicht warten, bis ein neuer Wirt gefunden ist, zumal er in diesem Jahr als Baas des Heimat- und Kulturkreises auch den Wittlaerer Rosenmontagszug selbst in die Hand nimmt, in Abstimmung mit der Polizei.

Er macht Nägel mit Köpfen. Dafür hat er sich mit Otto Becker und dessen Team für Veranstaltungstechnik zusammengetan. Unter Beckers Federführung wird nun für Rosenmontag ein Zelt auf dem Schützenplatz aufgestellt. Wesolowski hofft, dass die Hälfte der Kosten durch Getränke und Verzehr reinkommen. Für die restliche Summe sucht er Sponsoren und hofft dabei auf die Vereine, Kaufleute und Nachbarn.

Wenn alles gut geht, tritt die Angermunder Band „Silke Zahlt“ auf, die vor Ort bekannt ist und gute Musik macht. Ein DJ ist bestellt. 200 bis 300 Karnevalisten werden erwartet. Alle wollen helfen, so dass es eine schöne Party wird, mit Live-Musik in Eigenregie.