Später Doppelschlag DEG dreht verloren geglaubte Partie in Wolfsburg

Düsseldorf · Lange sieht es nach der nächsten Niederlage für die Düsseldorfer aus. Doch ein später Doppelschlag beschert den Gästen in der Autostadt ein 2:1 nach Verlängerung. Matchwinner ist Rückkehrer Kyle Cumiskey.

Auch in Wolfsburg häufiger als Retter gefragt, als es der DEG lieb sein kann: Goalie Henrik Haukeland.

Foto: Birgit Häfner/Birgit Haefner

Böse Zungen unken, der Düsseldorfer EG könnte in diesen Tagen arg schwindelig werden. Nicht etwa, weil sie sich an ihren eigenen Darbietungen berauscht, nein, weil sie sich nach außen hin einfach nicht entscheiden kann, in welche Richtung ihr Blick im Tabellenkeller der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) denn nun gehen soll. Trainer Thomas Dolak sagte vor dem ernüchternden 1:4 gegen Straubing am Freitagabend, man schaue auf Rang zehn. Manager Niki Mondt wiederum sagte nach dem Spiel: „Der Blick ging auch vorher in beide Richtungen, weil wir natürlich nicht blöd sind und wissen, dass sowohl der zehnte als auch der letzte Platz erreichbar sind.“ Und um den Drehwurm komplett zu machen, befand Verteidiger Oliver Mebus bei Magentasport: „Der Blick geht in erster Linie auf uns. Deshalb brauchen wir nicht nach oben, nach unten, nach links, nach rechts gucken.“ Nach dem 2:1 n.V. (0:1, 0:0, 1:0, 1:0) in Wolfsburg am Sonntagnachmittag dürfte man in Düsseldorf zuversichtlicher, aber kaum schlauer sein.

Die Partie begann aus Düsseldorfer Sicht mit zwei durchaus relevanten Personalmeldungen: Zum einen kehrte Bernhard Ebner nach Rückenproblemen ins Line-Up zurück, zum anderen musste Verteidiger Moritz Wirth ob der engen Personaldecke als Angreifer aushelfen. Mit angreifen war aber erstmal nicht viel für die Gäste, Wolfsburg übernahm von Beginn an die Initiative. 4:0 Schüsse lautete die Bilanz nach sechs Minuten für die Hausherren. Erst danach kam die DEG in einem temporeichen Spiel selbst mal besser durch die neutrale Zone – und zu Chancen. Doch weder Philip Gogulla noch Kevin Clark brachten den Puck an Dustin Strahlmeier vorbei. Einmal mehr brachte eine Überzahl nichts Zählbares ein. Wie man es mit einem Mann mehr besser macht, zeigten schließlich die Gastgeber, die die zweite von zwei direkt aneinander anschließenden 5:4-Situationen zur Führung durch Chris Wilkie nutzten.

Im Mitteldrittel fanden die Düsseldorfer besser in die Partie, offenbarten aber altbekannte Schwächen. Gleich zweimal durfte ein Wolfsburger mutterseelenallein auf Goalie Henrik Haukeland zufahren – und das in direktem Anschluss an eine DEG-Torchance. Rückkehrer Kyle Cumiskey verschätzte sich zudem bei einem hohen Puck, aber auch im dritten Eins-gegen-Eins dieses Abschnitts blieb Haukeland Sieger, diesmal gegen Darren Archibald.

Und offensiv? Sprang aus zwei weiteren Überzahlsituationen nichts Zählbares heraus. Ungenaue Pässe machten es Wolfsburg einfach – und nicht immer konnte das offenbar schlechte Eis in der Autostadt als Entschuldigung herhalten, One-Timer von der blauen Linie ließen sich an einer Hand abzählen. Chancen waren da, aber nur ein Mal war die DEG ganz nah am Ausgleich, aber Strahlmeier parierte glänzend; erst gegen Clark und im Nachschuss gegen Ebner. Und so stand in der Drittelpause Sinan Akdag in einer Mischung aus Ratlosigkeit und Frust am Magenta-Mikro. „Wir müssen offensiv viel mehr Druck machen. Wir sind eigentlich alles gute Spieler, aber die Pässe funktionieren nicht“, haderte der DEG-Verteidiger.

Immerhin: Akdags Wunsch mit dem Mehr an Druck sollte sich im Schlussdrittel erfüllen. Gegen seltsamerweise immer passiver werdende Grizzlys agierte die DEG nun entschlossener, mit mehr Mut und besserem Forechecking. Der Ausgleich lag nun in der Luft, und er wäre zu diesem Zeitpunkt nicht mal unverdient gewesen.

Doch dann kassierte Clark eine 2+2-Minuten-Zeitrafe, wobei die DEG zurecht monieren konnte, dass es Sekunden vorher eine Hinausstellung für Wolfsburg hätte geben müssen – nach einem Stockschlag gegen Clark. Die vierminütige Unterzahl bremste die Ausgleichsbemühungen aus, aber sie zog ihnen nicht den Stecker, im Gegenteil: Zurück in Gleichzahl gelang Brendan O’Donnell tatsächlich das 1:1. (58. Minute). In der Overtime dann der Höhepunkt: Victor Svensson legte quer auf Cumiskey, und der Rückkehrer bescherte der DEG einen wichtigen Sieg im Kampf gegen Rang 14. Oder eben im Kampf um Platz zehn.