Galerie in Düsseldorf „Ich habe nie ein Bild unter Wert verschleudert“
Düsseldorf · Am 31. Dezember, nach mehr als 60 Jahren an der Klosterstraße, öffnet Wilhelm Körs zum letzten Mal seine Galerie.
Wilhelm Körs ist Düsseldorfer mit Leib, Herz und Seele – und einem Schönheitsfehler. Geht es um der Deutschen liebste Sportart, fiebert der 79-Jährige mit der Borussia aus Dortmund. „Früher bin ich häufiger nach Dortmund ins Westfalenstadion gefahren. Ich war sogar mal in Liverpool bei Jürgen Klopp, dem Ex-Borussia-Trainer“, verrät Körs verschmitzt lächelnd. „Ich denke aber, ich habe es wieder gutgemacht. Einer meiner Söhne arbeitet bei der Fortuna.“
Geht es um sein eigenes berufliches und privates Leben hat sich Körs vollständig der Landeshauptstadt verschrieben. Der gebürtige Düsseldorfer erblickte im September 1945 in Gerresheim das Licht der Welt, betreibt seit 60 Jahren die Galerie an der Börse auf der Klosterstraße, die ausschließlich Gemälde von Künstlern aus der Düsseldorfer Malerschule anbietet. „Ich bin schon seit meiner Jugend regelmäßig in Museen gewesen, und die Düsseldorfer Malerschule hat mir von Anfang an gefallen“, erzählt der Galerist. „Ich mag die Vielfalt der Motive, die Detailgenauigkeit in der Malerei, das gekonnte Spiel mit Licht und Stimmungen.“ Und als er auch noch von einem Kunstkenner die Empfehlung erhielt, sich um die Malerschule zu kümmern, bekam er die Idee, eine eigene Galerie zu gründen, nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt, am 31. Dezember 2024, nach mehr als 60 Jahren auf der Klosterstraße, öffnet seine Galerie zum allerletzten Mal die Pforten.
„In erster Linie mein Alter und gesundheitliche Gründe führen zur Geschäftsaufgabe“, erklärt Körs. „Mein Umsatz ist zuletzt zwar auch etwas weniger geworden, aber deshalb schließe ich den Laden nicht.“ Die Liebhaber des Malerschule-Malstils seien zwar älter und weniger geworden und hätten auch nicht mehr so viel Platz an den Wänden weitere Gemälde aufzuhängen, aber er habe eine treue Stammkundschaft.
„Eigentlich wollte ich Sportjournalist werden und hatte auch schon einen Ausbildungsvertrag in der Tasche“, offenbart Körs. „Aber aus familiären Gründen habe ich die Stelle nie angetreten.“ Ein Unfall seines Vaters, der ein Teppichgeschäft besaß, zwang ihn erst einmal, ins väterliche Geschäft einzusteigen. „Ich fand das auch spannend und es hat mir auch Spaß gemacht. Ich war ja auch zweimal in Persien, um Teppiche zu kaufen“, erinnert sich Körs. Aber irgendwie kam ihm im Laufe der Zeit sein Blick für Gemälde zunehmend in die Teppichhändlerquere. „Ich habe mich in die Düsseldorfer Malerschule eingearbeitet und die Galerie eröffnet“, so Körs. „Ich kann Fälschungen von Originalen unterscheiden. Mir hat man auch schon Fälschungen angeboten.“
Galerist pflegt ein
großes Netzwerk
Über die Jahre hat er ein riesiges Netzwerk aufgebaut, zu der die Museen der Stadt oder die Kunstakademie eher nicht gehören. „In Düsseldorf macht man viel zu wenig aus dem Schatz, den die Malerschule hinterlassen hat“, ärgert sich Körs. „Überall in der Welt weiß man die Qualitäten der Malerschule zu schätzen, aber in Düsseldorf kümmert man sich kaum darum.“
Die Werke, die in der Galerie ausgestellt sind, bekam er ausschließlich aus Privatbesitz. Körs-Bilder wurden etwa im Dorotheum in Wien, einem der führenden Kunst-Auktionshäuser Europas, versteigert. Er hat Kunden aus den USA und zuletzt gingen sechs seiner „alten Meister“ nach China. „Das erste Bild, das ich verkauft habe, war ein Gemälde von Julius Paul Junghanns. Ich hatte das Werk in der Zeitschrift ‚Weltkunst‘ inseriert. Ein Sammler aus Bad Harzburg rief an und für 30 000 Mark wechselte das Bild den Besitzer“, erinnert sich Körs. „Mein teuerstes Bild war eines von Oswald Achenbach. Das hatte ich bei mir in der Galerie für 150 000 Mark angeboten, aber im Dorotheum ging es für 295 000 Mark weg.“
Diese Preise sind aktuell nicht mehr zu erzielen, hat sich der Kunstmarkt doch verändert. „Die jungen Leute haben kein Interesse mehr an klassischer Kunst. Sie Interessieren sich mehr für moderne Kunst“, meint Körs. So also hängen in der 310 Quadratmeter großen Galerie noch 150 Bilder, insgesamt könnte Körs noch 500 Werke aus der Düsseldorfer Malerschule an den Mann oder die Frau bringen. „Ich mache aber keinen Ausverkauf“, sagt der Experte. „Mir war es zeitlebens ein Gräuel, etwas unter Wert zu verschleudern.“
Und sich so vollständig ins Privatleben zurückzuziehen, ist Körs Ding nicht. Auf Anfrage seiner Stammkundschaft wird er weiter tätig sein. Und vielleicht finden ein, zwei, drei oder noch mehr Werke aus dem aktuellen Galeriebesitz noch einen neuen Liebhaber.