Abwasserbeseitigungskonzept in Kaarst wird fortgeschrieben Kaarster Kanalnetz soll saniert werden
Kaarst · Mit dem Beschluss, das Abwasserbeseitigungskonzept fortzuschreiben, hat der Kaarster Stadtrat den Weg zur Sanierung des gesamten Kanalnetzes frei gemacht. Ob und wo Sanierungen vorgenommen werden müssen, entscheidet die Bezirksregierung.
Dieser Beschluss musste gefasst werden, denn der Zustand des Kaarster Kanalnetzes soll in diesem Jahr der Bezirksregierung als Obere Wasserbehörde gemeldet werden – dazu ist die Stadt alle sechs Jahre verpflichtet. So wurde in der letzten Sitzung des Stadtrates im Jahr 2024 über die Fortschreibung des Abwasserbeseitigungskonzeptes (ABK) abgestimmt, bei vier Gegenstimmen wurde die Fortschreibung beschlossen. Diese ist Voraussetzung unter anderem dafür, dass das Kanalnetz in den kommenden Jahren saniert werden kann. Ein weiteres Ziel, welches mit der Fortschreibung erreicht wird, ist die Minimierung der Aufwendungen für die Abwassergebühren durch „eine vorausschauende Planung“, wie es in der Vorlage der Verwaltung heißt.
Mit der Bezirksregierung haben bereits Gespräche über das Abwasserbeseitigungskonzept stattgefunden. Darin habe die Bezirksregierung der Stadt Kaarst mitgeteilt, dass aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahren zu wenig in das bestehende Kanalnetz investiert worden sei. „Die internen Berechnungen haben ergeben, dass unter einem altersbezogenen Ansatz, im Jahr 2024 ein Sanierungsstau von 1,6 Millionen Euro besteht. Wenn keine Sanierungen in den nächsten Jahren erfolgen, wird der Sanierungsstau 2030 bereits 24 Millionen Euro betragen, da die Stadt Kaarst insbesondere in den 1970er Jahren sehr stark gewachsen ist“, heißt es im nun beschlossenen ABK. Für das Jahr 2025 sind für die Erneuerung von Kanälen in offener Bauweise 1,2 Millionen Euro vorgesehen (inklusive der Kosten für den Straßenbau), für Kanalrenovierungen in geschlossener Bauweise 400 000 Euro. Die geplanten Maßnahmen können laut Verwaltung mit dem aktuellen Personal abgedeckt werden – um die Maßnahmen in 2026 allerdings zu bewältigen, wird zusätzliches Personal benötigt. Für die Jahre 2027 und 2028 sieht die Verwaltung Bedarf für weitere vier Stellen – mindestens.
In der Ratssitzung wurde über die Fortschreibung des Konzeptes diskutiert. „Dass unsere Kanäle saniert werden müssen, hängt damit zusammen, dass wir in den letzten 25 Jahren nicht viel gemacht haben“, erklärte Anja Rüdiger (UWG). Sabine Kühl (SPD), von 1992 bis 2020 Mitglied des zuständigen Ausschusses, ergänzte. „Uns wurde in all den Jahren von der Verwaltung immer wieder versichert, dass wir ein hervorragendes Kanalnetz haben und es nicht saniert werden muss.“ Gerhard Schmitz (FWG) sieht nicht, dass das Kanalnetz in einem schlechten Zustand ist; „Dann müsste es ja Geruchsbelästigungen geben. Wenn wir den neuesten Stand ansetzen, gibt es sicherlich Mängel. Die Frage ist, inwieweit man diese beheben muss. Man sollte es priorisieren“.
Ingo Kotzian (CDU) lobte die Verwaltung für das vorgelegte Konzept. „Das Sanierungskonzept ist sehr umfassend, wir haben einiges vor der Brust. In den nächsten 15 Jahren werden große Teile des Stadtgebietes auf- und wieder zugebuddelt, deshalb sollten wir in einen strukturierten Prozess einsteigen, mit dem wir es sukzessive beheben können“, erklärte Ingo Kotzian (CDU). Und Heiner Hannen (Die Grünen) sagte, dass die Stadt „ein taugliches Kanalnetz mit einigen Schwächen“ habe. Diese seien durch das Konzept analysiert worden und sollen verbessert werden. Das Kanalnetz trage zudem dazu bei, dass die Bürger der Stadt Kaarst die niedrigsten Abwasserkosten im Rhein-Kreis Neuss zahlen.
Der Erste Beigeordnete Sebastian Semmler erklärte, dass die Stadt nicht um dieses Konzept herumkomme, weil es eine Pflichtaufgabe sei. „Das Konzept muss der Bezirksregierung vorgelegt werden. Daran anschließen werden sich möglicherweise Sanierungs- oder Erhaltungsmaßnahmen, die wir heute noch nicht kennen. Nur die Tatsache, dass wenig in das Netz investiert wurde, heißt nicht, dass es schlecht ist“, so Semmler. Ein Großteil des Kanalnetzes stamme aber aus einem Baujahr, und dass es dann an vielen Stellen gleichzeitig saniert werden muss, sei logisch. „Wir müssen abwarten, was die Bestandsaufnahme bringt“, sagte er.