20 Mal sonntags shoppen: Für und Wider heftig umstritten

Bald beginnt die Saison der verkaufsoffenen Sonntage.

Krefeld. Für die einen sind sie Freizeitspaß, für die anderen einfach praktisch — und für wieder andere eine Belastung: Verkaufsoffene Sonntage sorgen für Diskussionsstoff. Während Gewerkschaften und Kirchen gegen sie Sturm laufen, sehen Einzelhandelsverbände und Werbegemeinschaften nur Vorteile in diesem zusätzlichen Einkaufsangebot.

Wie oft und wo die Geschäfte sonntags in Krefeld öffnen dürfen, regelt die „Verordnung über das Offenhalten von Verkaufsstellen aus besonderem Anlass“.

Dieser besondere Anlass scheint indes ein dehnbarer Begriff zu sein: Insgesamt 20 Mal öffnen die Geschäfte dieses Jahr ihre Türen auch sonntags für Kunden — viermal in der Innenstadt, 16 Mal in den Stadtteilen.

Damit hat Krefeld sogar Düsseldorf abgehängt, das mit insgesamt 16 verkaufsoffenen Sonntagen auskommt.

„Das nimmt einfach überhand“, sagt Ralf Köpke, Verdi-Vorsitzender im DGB-Kreisverband Krefeld. Den Geschäftsleuten falle immer ein Grund ein, und sei er noch so weit hergeholt. „Wir brauchen unbedingt eine Begrenzung der verkaufsoffenen Sonntage, es gibt ja jetzt schon laufend Ausnahmen von den Ausnahmen.“

Ganz besonders ärgert ihn, dass nicht einmal mehr vor dem 1. Mai Halt gemacht wird. „Das ist der Feiertag der Arbeitnehmer.“ In Krefeld haben die Geschäfte an diesem Tag in Uerdingen geöffnet, Anlass ist der Fischmarkt — Köpke kündigt massive Proteste an.

Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Krefelder Einzelhandelsverbands, findet verkaufsoffene Sonntage wichtig. „Arbeitszeiten und Einkaufsverhalten haben sich verändert“, sagt er. „Viele haben gar keine Zeit mehr für den klassischen Einkaufsbummel.“

Er hält die Anzahl der Sonntage für sozial verträglich, da sie sich auf verschiedene Stadtteile verteilen. „Man darf auch nicht vergessen, dass wir in einem Wettbewerb mit den grenznahen Städten in den Niederlanden stehen“, sagt Ottersbach.

Dort hätten die Geschäfte sonntags fast immer auf, das würden viele auch nutzen. „Dieser Einkaufstourismus schwächt letztlich unseren Einzelhandel.“ Dem versuche man mit attraktiven Angeboten entgegenzuwirken.

Dafür zeigen Vertreter der Kirchen jedoch wenig Verständnis. „Die Menschen brauchen die Freiheit, an diesem Tag nicht arbeiten zu müssen“, sagt Karl-Heinz Teut, Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde.

Der Sonntag diene auch dazu, geistlich aufzutanken, etwa im Gottesdienst. Und: „Einkaufen ist eine Alltagspflicht, für die auch außerhalb der Sonntage genug Zeit ist“, sagt Teut.

Ähnlich sieht das Marc-Albrecht Harms, Pfarrer der Markuskirche. „Aus Sicht derer, die arbeiten müssen, sind diese Tage schlecht für die Familie.“ Konsumieren könnten die Menschen im Internet ohnehin rund um die Uhr. „Und wenn ich frei habe, gehe ich mit meinen Kindern gern ins Grüne — aber ganz bestimmt nicht in die Stadt.“