Fotografie Auf den Fotos von Food-Stylist Oliver Brachat isst das Auge mit

Oliver Brachat fotografiert in seinem Krefelder Studio Lebensmittel für Magazine weltweit.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Manchmal muss Oliver Brachat sehr schnell fotografieren, sonst ist das Soufflé zusammengefallen, der Käse glasig oder die Soße hat eine Haut gebildet. Die Herausforderung, oftmals nur eine Chance für das Foto zu haben, nimmt der 50-Jährige gerne an, denn er versteht sein Geschäft.

Brachat weiß, was zu tun ist, damit das Bild ein Genuss wird. Er ist Koch, Foodartist und vor allem Fotograf — in einer Person. Seine Fotos sind stilvolle Kompositionen. „Ich möchte mit meinen Fotos eine Stimmung transportieren“, erklärt der Mann, der in Fischeln wohnt und sein Studio in Cracau hat. „Deshalb habe ich jahrelang von überallher Accessoires mitgebracht.“ In einem geräumigen Zimmer stehen geschmackvolle Kannen, Gläser, Brettchen, Backroste, Geschirr- und Besteckteile, Schöpfkellen, Stoffe, Servietten und Tischtücher in den Regalen.

Nur fertiges Essen zu fotografieren, das wäre ihm viel zu wenig, sagt der Fischelner. So werden die amerikanischen Pommes auf dem Foto in Blechdosen serviert, die so voll sind, dass die Kartoffelstäbchen auch rundum liegen und eines im Ketchup-Glas steckt. Asiatische Gerichte rufen geradezu nach Stäbchen als Beigabe und fernöstlichem Geschirr. Die knusprig braunen Schrippen, sprich: Brötchen, liegen hingegen nur auf dem grauen Backblech, als wären sie geklont und kämen gerade aus dem Ofen. Logisch, dass bei der Erdnuss-Soße auch einige der Nüsse rund um das Behältnis verstreut sind.

Oliver Brachat, Food-Stylist

Ganz wichtig: Die Fotos sind nie überladen. „Die Kunst ist es, reduziert zu arbeiten“, bestätigt Brachat. Und: „Je besser das Produkt — das Lebensmittel — ist, umso besser wird das Bild.“ Die erdigen Kartoffeln für die Röstis liegen in einer hölzernen Schütte, das Gericht brutzelt später in der Eisenpfanne. „Man muss jede einzelne Zutat auf dem Bild erkennen können“, sagt der Fotograf. „Jedes einzelne Mohnkörnchen auf der Möhre. Kräuter, die mit der Pinzette aufgelegt werden, bekommen Gegenlicht, das sie zum Leuchten bringt.“

Weißer Fisch, marinierte Rote Beete, ein grünes Blättchen und passende Soße sorgen für eine wahre Farbexplosion. Und wenn der grüne Matcha Tee mit dem Pinsel fein gemahlen aufs Eis gestäubt wird, kommt dieser auch mit aufs Foto. Cappuccino mit Rasierschaum zu fotografieren, damit der „Milchschaum“ attraktiver wirkt, oder ähnliche „Hilfsmittel“ zu benutzen, käme ihm nie in den Sinn. Und eine Bearbeitung mit Photoshop? Geht für den Food-Fotografen gar nicht.

Alleine die Buchstaben in der Suppe, die immer unten schwimmen, bekommen eine Unterlage aus Gelatine. Die gute Auftragslage gibt ihm Recht. „Da die Mehrzahl meiner Kunden aus dem Raum Düsseldorf kommen, lag es nah, an den Niederrhein zu ziehen“, sagt er. „Hier in Krefeld wohnen wir seit einigen Jahren und fühlen uns wohl“, sagt Brachat. Wir, das sind neben Brachat und seiner Frau Birgit Lowsky auch die Kinder Lukas (20) und Fanny (17).

Orte und Regionen kennt der leidenschaftliche Anhänger von Food und Foto genug. Oliver Brachat stammt vom Bodensee. Er war 16 Jahre als Koch tätig, darunter zwei Jahre im Schwarzwald. Dann zog es ihn für zwei Jahre als Patissier nach Amerika. Immer war er in Spitzenrestaurants beschäftigt. Zurück in Deutschland arbeitete er zunächst im Food-Fotostudio Christian Teubner, dem „Papst“ der deutschen Food-Fotografie. Dort erhielt er das Rüstzeug, um sich anschließend als Foodstylist selbstständig zu machen. Teubner gab ihm mit auf den Weg: „Sie werden ein Großer.“